Für eine seniorenfreundliche Umwelt

Gedanken von Stadtrat Werner Falk (FDP)

Den Senioren gehört die Zukunft! Das ist ein nachdenkenswerter Slogan. Er wird gestützt von den demografischen Daten. Heute sind bereits 20 Prozent der Einwohner in Deutschland über 65 Jahre alt. Dieser Anteil wird sich nach amtlichen Berechnungen bis 2060 weiter steigern, und zwar auf 34 Prozent. Die Hochbetagten (Ü80) sollen dann 14 Prozent ausmachen. Wenn wir den Wissenschaftlern des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung glauben dürfen, dann erhöht sich das Durchschnittsalter der Männer bis 2060 auf 85 Jahre und bei den Frauen auf 89 Jahre.FalkWe (14)-001
Es ist also verständlich, dass sich alle Gedanken machen, wie man der immer älter werdenden Gesellschaft gerecht werden will. Die FDP veranstaltet zum Thema „Leben im Alter“ am 3. Februar 2016 eine Gesprächsrunde mit Experten aus dem Landkreis. Die Partei für ein „Seniorenforum“ ein, das auf Kreisebene institutionalisiert werden und das zwei- oder dreimal im Jahr tagen soll.
Wie ist nun die derzeitige Lage zu bewerten und welche Ansätze gibt es für eine Berücksichtigung der Senioren?
Das „Mehrgenerationenhaus“ ist ein schöner Titel, wenn er der Realität entspricht und es ein konfliktfreies Neben- und Miteinander gibt. Aber ist nicht die Wirklichkeit oft so, dass eben das Nebeneinanderwohnen Probleme macht und Anlass für Ärger gibt? Alten Menschen wird ein größeres Ruhebedürfnis nachgesagt, das sich nicht immer mit dem „Freiheitsdrang“ der Kinder und jungen Familien verträgt. Die Welt besteht nicht nur aus Gutmenschen.
Die Teilhabe der Senioren am öffentlichen Leben vollzieht sich meist durch die Nähe zum öffentlichen Leben. Also dürfen sie nicht abgeschottet leben. Sie dürfen nicht bewusst ausgeschlossen werden, beispielsweise indem ein Altersheim in ruhiger Lage am Waldrand gebaut wird. Das ist in der Vergangenheit vielfach geschehen. In Gunzenhausen hat man das früh erkannt und das Altenheim ins Zentrum der Stadt platziert.
Auf den Dörfern sind die alt gewordenen Menschen vielfach sich selbst überlassen. Die gesellschaftliche Kontrolle funktioniert längst nicht mehr in allen Fällen. Aber es darf auch gefragt werden: Ist jeder sozialisierbar, der sich sein ganzes Erwerbsleben lang nichts um seine Mitmenschen geschert hat, an dem alles vorbeigegangen ist, was in seiner Umgebung los war.
Die neuen Kommunikationstechniken: Wir können uns aufregen über den hohen Fernsehkonsum der Menschen (die Ü50 sehen täglich 301 Minuten fern), aber für die alleinstehenden Senioren ist der Fernseher der am besten funktionierende Bezug zur Außenwelt. Die Vielzahl von Programmen muss nicht schlecht sein und kann bei geistiger Vitalität die alten Menschen fit und kritikfähig halten. Ganz wichtig ist es, ihnen ein Gerät hinzustellen, das beste Bildqualität hat (also keine ausrangierte „Kiste“). Aber tagsüber sollte schon auch noch Zeit bleiben für ein Gespräch mit den Angehörigen.
Was können die Gemeinden tun? Möglich ist es ganz sicher, die Gehwege so zu gestalten, dass alte Menschen mit dem Rollator darauf sicher und bequem gehen können (also möglichst kein grobes Pflaster). Hohe Randsteine behindern zu oft den Zugang zu Gebäuden (öffentlichen wie privaten).
Zentrumsnahes Wohnen liegt im Trend. Fast überall ist die Feststellung zu machen, dass die großen Häuser, die einst für die ganze Familie gebaut wurden, von den nach dem Auszug der Kinder zurückgebliebenen Senioren nicht mehr umfänglich bewirtschaftet werden können. Haus und Garten machen zuviel Arbeit. Wir erleben es: Obgleich im Siedlungsgebiet Gunzenhausen-Reutberg der Stadtbus verkehrt ziehen die alten Menschen in das Stadtzentrum und verkaufen ihre stattlichen Häuser. Die kleinen Stadtwohnungen sind meist ebenerdig oder haben einen Aufzug.
Das Einkaufen ist für alleinstehende Senioren wohl das größte Problem. Private Nachbarschaftshilfe ist gut, wenn sie funktioniert. In Gunzenhausen hat sich die Nachbarschaftshilfe institutionalisiert (Büro im Fachwerkstadel), aber hier ist die Feststellung zu machen, dass es im ersten Jahr mehr Helfer gibt als Bedürftige (!). Der Laden auf dem Dorf fehlt seit langer Zeit schon, auch in der Stadt liegt der Supermarkt meist an der Peripherie. Das ist die Realität! Der Ruf nach einer Einkaufsgelegenheit in der Siedlung ist illusorisch, weil kein Ladenbesitzer davon leben kann. Also bleibt nur die Solidarität auf dem Dorf. Von ihr kann natürlich am ehesten der profitieren, der sich zeitlebens in die Dorfgemeinschaft eingebracht und ihr nicht ferngestanden hat.
Die Mobilität auf dem Land ist natürlich ein ganz wichtiger Faktor, um alten Menschen den Zugang zum Gemeinschaftsleben (Veranstaltungen), Arztbesuche etc. zu ermöglichen. Nicht immer sind die Busverbindungen günstig, um gern angenommen zu werden. Auch diesbezüglich sind die Leistungen durch private und öffentlich organisierte Nachbarschaftshilfe zu nennen.
1.2.2016

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2 Thoughts on “Für eine seniorenfreundliche Umwelt

  1. Thomas Schülling on 1. Februar 2016 at 13:53 said:

    betrifft Artikel „Seniorenfreundliche Umwelt“

    hallo Werner,

    schön von Dir die Nachbarschaftshilfe GUN zu erwähnen.
    Deine Feststellung dass es mehr Helfer wie Bedürftige gibt trifft jedoch auf keinen Fall zu.Wie ich bereits in den verschiedenen Zeitungen mitgeteilt habe sind wir froh über die Anzahl der Helfer die bereit sind anderen Menschen ihre Lebensqualität zu erhalten,momentan sind wir 17 aktive Helfer.Von diesen sind bereits mehrere Personen auch in anderen ehrenamtlichen Funktionen tätig,z.B.Flüchtlingshilfe.Nicht zu vergessen ist auch der Zeitpunkt der angefragten Hilfe,nicht jeder Helfer hat immer Zeit.So sind Helfer dabei die nur am WochenendeZeit haben.Da sind wir froh wenn wir über eine Anzahl Helfer verfügen können damit keiner überlastet wird.Und wenn du feststellst dass nur weniger hilfebedürftige Personen da sind als Helfer ist das falsch.Denn wir leisten keine Dauerhilfe sondern Hilfe im Notfall und da sind 240 Stunden geleistete Hilfe,also 6 Arbeitswochen eine stolze Zahl.Und die Stunden im Büro(jede Woche 4 Std.x 52 Wochen=208 Std.) sind noch nicht mitgezählt .Weiterhin sind die von uns gefahrenen ca. 2100 km bei den Hilfeleistungen auch nicht von Pappe.Und die Anzahl der Hilfeanfragen wird wöchentlich mehr.
    Mit Deiner Feststellung triffst Du auf erheblichen Widerspruch und machst negative Werbung für unsere dringend notwendige ehrenamtliche Arbeit am Mitmenschen.
    Servus und Ade

    Thomas Schülling,Mitkoordinator der Nachbarschaftshilfe GUN und Seniorenbeirat der Stadt GUN

    • Werner Falk on 2. Februar 2016 at 10:42 said:

      Lieber Thomas, meine Angaben stützen sich auf die Feststellungen im ersten Jahr der Nachbarschaftshilfe. Dass es mehr Helfer als Bedürftige gab, das hat Vorsitzender Werner Seifert bei der Vorstellung im Stadtrat so gesagt. Das ist ja auch nicht verwerflich. Es bedurfte eben einer Anlaufzeit, um die Nachbarschaftshilfe bekannt zu machen. Die ehrenamtliche Arbeit, die von den Helfern geleistet wird, verdient Respekt und Anerkennung.

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