Verkehrsplanung in Gunzenhausen wird diskutiert
Das St. Floriansprinzip ist allgegenwärtig, vor allem in der Verkehrsplanung. Das ist in diesen Wochen wieder besonders deutlich zu vernehmen, wenn über die Verkehrsbelastung in Gunzenhausen gesprochen wird. Erst am Mittwoch, 1. April (kein Scherz) hat Bürgermeister Karl-Heinz Fitz die Öffentlichkeit über die beabsichtigte Verkehrsplanung informiert. Dazu hat ein Vertreter von „BrennerPlan“ die Erkenntnisse einer Verkehrserhebung und einer Haushaltsumfrage erläutert.
Tatsache ist: Wo ich Verkehr herausnehme verlagere ich ihn auf andere Straßen! Für viele Bürger heißt die Parole: Verkehr ja, aber bitte nicht vor meinem Haus. Das kann natürlich keine seriöse Grundlage für eine gute Planung sein. Es ist verständlich, dass sich Menschen melden, denen die
Verkehrsbelastung in ihrer Straße zu groß geworden ist, aber der Stadtrat muss die ganze Problematik im Auge haben und darf sich nicht populistischen Strömungen hingeben. Wo die Verkehrsbelastung einer Straße auch immer verändert wird, ist zu beachten, dass der Verkehr sich auf andere Straßen verlagert.
Generelles „Tempo 30“ in der Stadt geht nicht. Das sagt schon die Straßenverkehrsordnung, die 50 km/h festgelegt hat. Ausnahmen sind vor allem dort möglich, wo es dem besonderen Schutz der Bürger dient: also vor dem Altenheim, vor Schulen und Kindergärten. Dabei soll es nach meiner Meinung auch bleiben. Ich bin nicht dafür, die motorisierten Verkehrsteilnehmer mit einem Wirrwirr von „Tempo 30“-Zonen zu schikanieren.
Die Erhebung hat ergeben, dass 40 Prozent des Verkehrs in der Stadt reiner Durchgangsverkehr ist. Wie kann er reduziert werden? Ich meine, das geht am ehesten durch eine großräumige Umfahrung. Die aber bietet sich im Osten nicht an, lediglich im Westen ist eine Verbesserung realisierbar, indem die bisherige Verschwenkung des Verkehrs auf der Oettinger Straße beseitigt und dort ein „Kreisel“ gebaut wird. Was vor Jahrzehnten wegen Grundstücksproblemen nicht möglich war, ist jetzt nach dem Entgegenkommen des Grundeigners realisierbar.
Ich gehöre zu denen, die sagen: Weniger Verbote! Im Gegensatz dazu ist es wichtig, alternative Trassen so attraktiv zu machen, dass sie von den Verkehrsteilnehmern gerne angenommen werden.
Die einseitige Sperrung der Weißenburger Straße ist ohne die Abwälzung der Belastung auf andere Straßen nicht machbar. Ich bin der Meinung, dass nicht einmal 30 km/h notwendig sind, denn die tägliche Praxis zeigt, dass der Verkehr kaum schneller unterwegs ist. Was die Verkehrsrowdies betrifft ist zu sagen, dass sie nur durch eine bessere Überwachung durch die Polizei in den Griff zu bekommen sind, nicht jedoch durch ordnungspolitische Maßnahmen der Stadt.
Positiv ist die Nachricht, dass 22 Prozent des Binnenverkehrs in Gunzenhausen per Fahrrad abgewickelt wird. Daraus resultiert auch meine Forderung, für den Radverkehr die Situation in der Stadt zu verbessern. Wir wollen eine fahrradfreundliche Stadt sein und unternehmen derzeit allerhand, um diesem Anspruch auch gerecht zu werden.
Marktplatz soll künftig mehr Erlebnischarakter haben
Zur Frage der Verkehrsberuhigung auf dem Marktplatz habe ich mich schon mehrfach geäußert. Ich bleibe dabei: eine ganzjährige und vollständige Fußgängerzone kann es nicht geben, weil die Besucherresonanz einfach zu gering ist. Was wir brauchen, ist aber eine attraktive 1a-Geschäftslage (Marktplatz). Dies ist durch vermehrte Events vorstellbar. Wenn auf dem mittleren Marktplatz die Samstagskonzerte, der KulturHerbst oder die Eisbahn sind, dann ist es sinnvoll, den Durchgangsverkehr für Stunden umzuleiten. Ich erwarte, dass auch der Einzelhandel positive Erfahrungen damit macht. Niemand, der sich verantwortlich fühlt, wird den Marktplatz „abschnüren“ wollen, eher das Gegenteil ist beabsichtigt, nämlich mehr Besucher auf den Marktplatz zu bringen, der künftig nicht nur Einkaufsrevier, sondern in verstärktem Maße auch Erlebnisplatz sein wird. Ich befinde mich mit dieser Meinung in guter Gesellschaft, denn das sagen auch die Stadtmarketing-Experten. Die Geschäfte haben es angesichts des veränderten Konsumverhaltens (Onlinekonkurrenz) schwer, aber sie sollten sich helfen lassen und nicht auf Positionen verharren, die nichts bewirkt haben und die in der Zukunft keinen Bestand haben können.
WERNER FALK, Stadtrat
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