Neujahrsempfang der Kameradschaft der Hahnenkammkaserne
Das hörten die Mitglieder gern: „Die Kameradschaft der Hahnenkammkaserne ist das einzige Element im Landkreis, das die Interessen der Soldaten noch vertritt.“ Landratsstellvertreter Robert Westphal würdigte auf dem Neujahrsempfang in den Heidenheimer Traditionsräumen die Arbeit der Kameradschaft.
Der Verein, bisher eine reine Männersache, ist weiblicher geworden – wie die ganze Bundeswehr eben. Susanne Feller-Köhnlein ist die neue „Standortbürgermeisterin“, aber sie ist zugleich auch die „Vereinswirtin“ und außerdem noch qua Amt auch Beisitzerin in der Kameradschaft, deren Mitglieder aus ehemaligen aktiven Soldaten, Angehörigen der einstigen
Standortverwaltung und zivilen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bestehen. Ihr Vorsitzender ist Klaus Winter aus Gunzenhausen, der langjährige Kommandeur des Panzerbataillons 304 und Standortältester.
Winters Gruß anlässlich des Neujahrsempfangs galt den Altbürgermeistern Gerhard Trautner (Gunzenhausen) und Ewald Ziegler (Heidenheim) sowie Sparkassendirektor Burkhard Druschel. Sie gehören zugleich zu den treuesten Besuchern des traditionellen Dämmerschoppens, der an jedem letzten Donnerstag im Heidenheimer „Cafe Hahnenkamm“ stattfindet.
Die zuletzt bekannt gewordenen Missstände in der Bundeswehr hätten ihn sehr betroffen gemacht, erklärte Winter. Die Truppe sei „nicht versorgungsreif“, es gebe also nicht genügend Ersatzteile, die Wartezeitungen dauerten bis zu vier Monaten, es gebe keine technische Dokumentation und es fehle ausgebildetes Wartungspersonal. Die Instandsetzung und Wiederauslieferung des Großgeräts, das in internationalen Einsätzen gewesen sei, ziehe sich bis Ende 2016 hin. Auch das neue Transportflugzeug A 400 M müsse nachgerüstet werden und sei nur bedingt einsatzfähig. Kritisch sei die Nachwuchslage. „Jedes Jahr müssten sich 110000 junge Männer und Frauen für den Dienst in der Bundeswehr melden, um den Bedarf von 185000 Soldaten decken zu können.“ Klaus Winters realistische Einschätzung: „Dieses Ziel ist bei der guten Wirtschaftslage und den schlechten demografischen Daten nicht zu erreichen.“
Die Unzufriedenheit in der Truppe, ihre unzureichende Ausrüstung, die hohe Belastung durch die Auslandseinsätze überforderten die Bundeswehr und die Verlässlichkeit als Bündnispartner in der Nato leide darunter. Noch immer stünden Soldaten in Afghanistan, Usbekistan, im Kosovo, am Horn von Afrika, in der Türkei, im Libanon, in Mali, Senegal, Sudan und anderswo im Einsatz. „Mehr geht jetzt nicht!“ ist Winters klare Meinung. Die Streitkräfte seien zu einem Sanierungsfall geworden, denn sogar Übungen mit den Nato-Partnern müssten wegen nicht einsatzfähigem Gerät abgesagt werden. An die Politik richtete Klaus Winter den Appell: „Sie muss jetzt sagen, was diese geschrumpfte Armee überhaupt noch zu leisten soll.“ Die Begehrlichkeiten der internationalen Öffentlichkeit, Deutschland solle mehr Verantwortung in der Welt übernehmen, könnten nicht erfüllt werden. Winter rechtfertigte seine offenen Worte: „Gerade wir Ehemalige, die wir zu unserer Bundeswehr stehen, müssen den Finger n die Wunde legen und dabei beitragen, dass die missliche Lage unserer Soldaten allen bewusst wird.“
Neueste Kommentare