Vereinsheime sind ein Teil der Schattengastronomie

Bei der Förderung situationsbedingt abwägen

Von Werner Falk

Wer die Entwicklung der Dörfer in den letzten vierzig Jahren verfolgt, der stellt fest, dass sich ihr Charakter verändert hat. Das ist überall sichtbar. Die Struktur der Dörfer ist auch nicht mehr die gleiche wie damals.
Ein Beleg dafür ist die Schließung von Dorfwirtshäusern. Während früher die Söhne und Töchter der Wirte ganz selbstverständlich die Gaststätten ihrer Eltern übernommen und oftmals in der gleichen Art weiter betrieben haben, trifft das für die heutigen Verhältnisse nicht mehr zu. Gottlob haben die jungen Menschen auf dem Land heute die Chance, eine hochqualifizierte Ausbildung absolvieren zu können, die ihnen danach gute berufliche Perspektiven bietet. Die jungen Leute verlassen das Dorf oder sie pendeln. Gastwirtschaften vom früheren Zuschnitt, als sich die Wirtsleute noch stundenlang und bis in die Nacht vor ein paar Zechern hinsetzten, gibt es heute so gut wie nicht mehr. Viele mussten schließen, weil sich keine Nachfolger fanden.
Aber es gibt auch noch andere, die sich rechtzeitig Gedanken gemacht haben, wie es weitergehen kann mit der dörflichen Gastronomie. Und sie haben Konzepte realisiert und kräftig investiert. Diese Betriebe sind heute das Gerippe unserer Gasthauskultur im Fränkischen Seenland.
Selbst die bayerische Staatsregierung macht sich Gedanken um die Erhaltung der dörflichen Wirtshausstruktur. „Stirbt die Dorfwirtschaft, stirbt der Ort!“ Das hat die CSU im Wirtschaftsausschuss des Landtags prognostiziert. Es wird überlegt, wie der ländlichen Gastronomie geholfen werden kann, damit sie als charakteristisches Element des Dorfes überleben kann. Vielleicht kommt es ja dazu, dass in einigen Jahren Wirte als Gründer öffentliche Zuwendungen erhalten. In das Dorf gehört nun einmal das Wirtshaus – genau wie die Kirche!
In den Dörfer, in denen es schon lange keine Gasthäuser mehr gibt, haben die Vereine „Ersatzmaßnahmen“ ergriffen. Gemeinschaftshäuser und Dorfzentren sind mit dem Segen der Kommunalpolitik gebaut worden. Oder es sind Feuerwehrhäuser, Schützen- und Sportheime entstanden, die in die Lücke stoßen.
Aber in einigen Dörfern ist auch die Vereinsgastronomie mit öffentlichen Geldern errichtet worden, die mit den noch ansässigen gewerblichen Gastronomiebetriebe konkurrieren. Hier beginnt für mich das Problem. Ich fühle mich als Lobbyist der Gastwirte – und ich kann das auch belegen, denn seit nunmehr 45 Jahren sitze ich wöchentlich (!) am gleichen Stammtisch im gleichen Wirtshaus, weitere Stammtischgesellschaften kommen auf das Monat verteilt noch dazu. Ich möchte nicht, dass das Dorfwirtshaus aussterben muss, weil ihm die – oftmals öffentlich geförderte – Vereinsgastronomie das Existieren schwer macht. Deshalb bin ich nicht dafür, dass dort Vereinsheime eine Unterstützung aus dem Geldbeutel des Steuerzahlers erhalten, wo es noch eine intakte Gastronomie gibt.
Darauf zielt aber ein Antrag der Feuerwehr aus Laubenzedel ab. Dort gibt es noch zwei traditionelle Gastwirtschaften, die die Vereine gerne bewirten und das auch noch in den nächsten zehn Jahren tun wollen. Deren existenzielle Situation wird verschärft, wenn eine von der Stadt mitfinanzierte gastronomische Einheit entsteht. Meine klare Meinung: „Ein neues Feuerwehrhaus ja, aber kein verkapptes Wirtshaus!“

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2 Thoughts on “Vereinsheime sind ein Teil der Schattengastronomie

  1. Daniel Ammon, Merkendorf on 5. Juni 2014 at 8:59 said:

    Lieber Herr Falk. Ich denke auch, dass ein Wirtshaus einfach im Dorf dazu gehört. Und um mit den Worten der CSU zu sprechen, die Sie oben angeführt haben: „Stirbt die Dorfwirtschaft, stirbt das Dorf.“ Ich würde dabei weitergehen und sagen: „Stirbt das Dorfiwrtshaus, stirbt die Dorfgemeinschaft.“ Solche geselligen Treffpunkte pflegen die Gemeinschaft in einem Dorf. Die Gemeinschaft wird in Ortschaften viel höher angesehen, als in anonymen Metropolen. Ich halte Dorfgemeinschaftshäuser da für sinnvoll, wo keine Gastronomie ist. Als Beispiel sei der Ort Bammersdorf (b. Merkendorf) genannt. 2006 wurde dort ein Dorfgemeinschaftshaus gebaut – auch um die Besucher des traditionellen Dorffestes besser zu bewirten. In anderen Orten um Merkendorf, die noch eine Gastwirtschaft haben, sind mir keine Dorfgemeinschaftshäuser bekannt, weil hier noch der dörfliche Treffpunkt vorhanden ist (Heglau, Neuses). Ich halte es auch nicht für sinnvoll und stimme Ihnen zu, dass Gemeinschaftshäuser bei bestehenden Gastronomien fehl am Platz sind, wie in Laubenzedel. Viele Grüße Daniel Ammon

    • Werner Falk on 5. Juni 2014 at 20:30 said:

      Lieber Herr Ammon, ja es ist gut, dass es in den Merkendorfer Ortsteilen teilweise noch funktionsfähige Gasthäuser gibt. Wo sie nicht mehr sind, da ist es freilich gut, wenn sich die Menschen zusammentun und nach Gemeinschaft streben. In diesem Fall billige ich auch ein finanzielles und materielles Engagement der Kommune. Gruß Falk

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