Großprojekt Lebensraum Altmühltal wird diskutiert
Das Naturschutzgroßprojekt chance.natur- Lebensraum Altmühltal polarisiert. Auch in den Medien ist das von Bund und Land geförderte Naturschutzprojekt in letzter Zeit vermehrt Thema gewesen. Nachdem es zu Unstimmigkeiten im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gekommen war, muss der Kreistag nun im Februar über eine Fortsetzung im Landkreis entscheiden. Der Landkreis Ansbach hat dies bereits einstimmig beschlossen und angekündigt, das Projekt gegebenenfalls auch allein umsetzen zu wollen. Um der Bevölkerung des Landkreises die Möglichkeit zu geben, sich vor der Abstimmung ein eigenes Bild über das mit 10 Mio Euro geförderte Projekt machen zu können, richten die Kreistagsfraktionen der SPD, der Grünen und der ÖDP zusammen mit dem Landwirtschaftsverband AbL und den beiden Naturschutzverbänden Bund Naturschutz und LBV einen Infoabend aus. Termin ist am 29. Januar um 19:00 Uhr im Lutherhaus in der Hensoltstraße 27A, 91710 Gunzenhausen. Eingeladen sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.
Programm:
- Vorstellung des Projektes durch den Projektleiter Dietmar Herold
- Bericht aus dem Landkreis Ansbach: Marco Meyer (Freie Wähler, 1. Bürgermeister Ornbau,
Kreis- und Bezirksrat)
- Fragerunde
- Statements und Positionen der einladenden Institutionen, sowie Weiteren wie Prof.
Martin Döring, Prof. Michael Rudner, Harald Domscheid
- Offener Austausch
- Sebastian Amler, LBV-Kreisvorsitzender: „Das Naturschutzgroßprojekt Lebensraum Altmühltal
stellt eine einmalige Chance für den Landkreis und für den Schutz der uns verbliebenen letzten Wiesenbrüter dar. Im Kampf gegen das Artensterben stehen wir an vorderster Front. Durch das Projekt erhalten wir die Möglichkeit gemeinsam mit allen Beteiligten aus Politik, Jagd, Landwirtschaft, Fischerei, Tourismus, und selbstverständlich der Bevölkerung vor Ort sowie 10 Mio. Euro unsere bedeutsame Artenvielfalt und Kulturlandschaft vor Ort zu erhalten.“
Ulrich Winter, Sprecher Bündnis 90 / Die Grünen Kreisverband Weißenburg-Gunzenhausen: „Der Schutz unserer Natur ist unser aller Aufgabe. Auch bei uns kann man die Auswirkungen des Artensterbens hautnah beobachten. Das Naturschutzprojekt „Lebensraum Altmühltal“ bietet eine einmalige Chance, etwas für bedrohte Arten zu tun und gleichzeitig Nutzen für Landwirte zu generieren. Durch die Maßnahmen soll u.a. Wasser länger in der Fläche gehalten werden. Dadurch können wir den Auswirkungen von Trockenheit und Starkregenereignissen entgegenwirken.
Wir dürfen uns diese Gelegenheit im Landkreis nicht entgehen lassen.“
Mathias Hertlein, SPD-Fraktionsvorsitzender: „Das Großprojekt chance.natur stellt für den Landkreis
ein enormes wirtschaftliches, wie auch naturschutzfachliches Potenzial dar. Wir sehen die Vorbehalte
und glauben an die Chancen, die das Projekt mit sich bringt. Auch in Bezug auf die Kommunikation
und den Einbezug aller Interessensvertreter.“
Unsere Biologische Vielfalt ist bedroht. An vorderster Front im Artensterben stehen dabei die Feld- und Wiesenvögel. Hierzu zählen beispielsweise die heimischen Wiesenbrüter wie Brachvogel und der Vogel des Jahres: Der Kiebitz. Dieser hat allein seit den 1990ern ca. 90% seiner Bestände verloren. Zu den wiesenbrütenden Vogelarten zählen neben Kiebitz und Brachvogel auch noch der letztjährige Vogel des Jahres das Braunkehlchen, Rotschenkel, Bekassine, Grauammer, Wiesenpieper, Wachtelkönig und die Uferschnepfe. Sie alle haben etwas gemein: Sie sind stark bedroht. Allein die Uferschnepfe weist derzeit nur noch etwa 19 Brutpaare in ganz Bayern auf. Mit dem Großprojekt chance.natur- Lebensraum Altmühltal soll versucht werden, diesem Rückgang in den beiden Landkreisen WUG und Ansbach entgegenzuwirken. Hier finden sich entlang der Altmühl, mit dem Wiesmet im Zentrum, deutschlandweit bedeutsame Brutgebiete der Wiesenbrüter. Der Naturschutzverband LBV, der Landschaftspflegeverband sowie die beiden Landkreise Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen haben deshalb gemeinsam das Naturschutzgroßprojekt chance.natur- Lebensraum Altmühltal ins Leben gerufen. Dieses ist zwar ein Naturschutzprojekt, versucht dabei aber möglichst viele andere Felder und Institutionen miteinzubeziehen. Gemeinsam sollen Tourismus und lokale Wirtschaft gestärkt werden. Regionale Wertschöpfungsketten und Maßnahmen sollen auch Landwirtschaft fördern. Fischerei und Jagd sind wichtige Partner im Projekt.
Das Naturschutzgroßprojekt ist dabei in zwei Phasen unterteilt. Phase I wurde 2023 beendet. Derzeit läuft noch bis März eine Zwischenfinanzierung. Nach der Veröffentlichung des sogenannten Pflege- und Entwicklungsplanes, einer Art Maßnahmenkatalog, kam es von einigen Seiten zu Unstimmigkeiten.
Der Kreistag ins Ansbach hat bereits einstimmig für eine Fortsetzung des Projektes votiert. Weißenburg-Gunzenhausen entschiedet nun am 26. Februar im Kreistag über einen Start von Projektphase II.
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