Gunzenhäuser Konzertreihe wird am 19. November fortgesetzt
Quatuor Arod – klingt erstmal kryptisch, dürfte aber zumindest Fantasyfreunde irgendwie bekannt vorkommen. Wir klären auf: In Tolkiens „Herr der Ringe“ ist Arod einer der behuften Begleiter von Elbe Legolas und Zwerg Gimli, in der alten Sprache der Rohirrim bedeutet das Wort so viel wie „schnell“ oder „rasant“. Passt, denn schnell und rasant ging es auch am letzten Sonntagabend auf der Stadthallenbühne zu. Da eröffnete eben jenes Quartett Quatuor Arod die 3. Gunzenhäuser Konzertreihe. Vier gut gelaunte Jungs mit Streichinstrumenten spielten sich in die Herzen eines erwartungsfrohen und begeisterungsfähigen Publikums. Zur Aufklärung: Als Schutzpatron ihrer musikalischen Verbindung wählten die fantastischen Vier eben jenes Pferd Arod. Ein langes Gesicht machte an diesem Abend jedoch niemand, geboten wurde eine perfekte Klassikperformance auf höchstem Niveau.
Jordan Victoria und Alexandre Vu, beide an der Violine, dazu Tanguy Parisot mit der Viola und Jérémy Garbarg am Violoncello – hochtalentierte Weltbürger und zuhause auf den größten und wichtigsten Konzertbühnen, darunter New York, London und Amsterdam. 2013 wurde ihr Streichquartett Quatuor Arod gegründet, wenige Jahre später hatten die Musiker bereits u.a. den Carl-Nielsen-Wettbewerb in Kopenhagen und den Ersten Preis vom Internationalen Musikwettbewerb der ARD gewonnen. Mittlerweile schmückt auch der „Echo Rising Star“ den heimischen Trophäenschrank, weitere Preise sind definitiv nicht ausgeschlossen und werden möglicherweise kommen. Entspannt und gelassen eroberten die sympathischen Musiker Gunzenhausen, ganz in schwarz gekleidet und mit einem Lächeln auf den Lippen wurde auch der Letzte in der Stadthalle von der außergewöhnlichen Atmosphäre angesteckt.
Im ersten Teil des Konzerts haben sich Quatuor Arod ausgewählten Streichquartett-Kompositionen von Haydn und Brahms gewidmet. Letzterer quält Spielende bekanntlich mit schwierigen Läufen, gepaart mit kantigen Tonwechseln. Als Konglomerat der verwunschenen Töne bahnte sich das Spiel jedoch einer Naturgewalt gleich den Weg in die Köpfe und Herzen der Zuhörenden. Bis ins kleinste Detail erfüllten die Streicher noch jede Erwartungshaltung, atemberaubende Dramatik traf auf hysterische Höhepunkte, nur um immer wieder sanft zur Auflösung zu kommen. Quatuor Arod zuzuhören ist Arbeit, doch die Entlohnung ist überragend.
Highlight des Abends war allerdings die Interpretation Schostakowitsch´. Als würde Bela Lugosi als Dracula verkleidet durch den in schwarz-weiß getauchten Saal wandeln, über den Nacken streichen, in die Ohren hauchen und ganz viel Gänsehaut provozieren – die erzeugte Disharmonie wurde zum herausfordernden Tanz auf den Klingen. Die Künstler berührten mit dem Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73 nicht nur Saiten, sondern die Seele jedes Einzelnen. Mit offenen Mündern verfolgte das Publikum das Lebendig werden der Holzinstrumente, welche für wiederkehrende Momente flüsterten, stotterten, sangen und schrien. Das was Quatuor Arod auf die Bühne bringt, ist große Hörkunst – und wurde am Ende zurecht mit Standing Ovation bedacht.
Die Gunzenhäuser Konzertreihe ist erfolgreich gestartet und findet am Sonntag, den 19. November 2023, mit dem Auftritt des Guadagnini Konzerttrios eine Fortsetzung in der Stadthalle. Beginn ist um 19.30 Uhr, weitere Informationen gibt es beim städtischen Kulturamt unter www.gunzenhausen.info (Tel.: 09831/508 109). Dann noch ein Hinweis: Unterstützt wird die Gunzenhäuser Konzertreihe in diesem Jahr von den Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen.
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