Geburtshilfe früher und heute

Ruth Sichermann war beim Erzählcafé zum Thema Geburt zu Gast

Die Initiatorinnen des Erzählcafés Tina Nürminger und Dominque Reitmeier (sitzend von links), die Heilpraktikerin für Psycholtherapie Evi Augustin und die Hebamme Ruth Sichermann

Wie ist das so mit dem Start ins Leben? Beim Erzählcafé des Familienzentrums „Unser Dorf e. V.“ war die Hebamme Ruth Sichermann mit dabei und konnte aus ihrer langjährigen Berufspraxis berichten. Ein Fazit: Es hat sich seit den 1970ern, als man bei den Geburten auf eine lückenlose Überwachung und den Einsatz von möglichst viel Technik gesetzt hat, vieles verändert. Aber beileibe sind auch heute noch nicht alle Hindernisse für eine wohnortnahe Geburtshilfe, die auf Mutter und Kind in einer höchst emotionalen Situation Rücksicht nimmt, aus dem Weg geräumt.

Beim kleinen Gesprächskreis in der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen konnte jede der Frauen etwas beisteuern. Da ging es um die Geburten der eigenen Kinder, aber auch um Berichte über Geburten in früheren Zeiten, wie sie in den Familien weitergegeben werden. Ruth Sichermann, eine der Gründerinnen des Geburtshauses in Ansbach, berichtete aus ihrer Ausbildungszeit: Eines der Schlagworte war in den 1970er Jahren die „programmierte Geburt“. Sobald der Muttermund einen Zentimeter geöffnet war, wurde die Fruchtblase gesprengt um Elektroden am Kopf des Kindes zu befestigen und die Wehentätigkeit zuüberwachen. Vom Stillen wurde damals eher abgeraten und stillende Mütter hatten eher mitVorwürfen zu kämpfen: „Das Kind wird doch nicht richtig satt!“ Trotz dieser Technik-Welle gab es damals noch viele Hausgeburten und weitaus weniger Kaiserschnitte. Diese bargen zu dieser Zeit auch noch mehr Gefahren für die Gebärende.
Heutzutage – so die Meinung der erfahrenen Hebamme – wird weitaus behutsamer interveniert, doch die Zahl der Kaiserschnitte oder geplanten Geburten ist auffällig hoch. Außerklinische Geburten und die Tätigkeit von freiberuflichen Hebammen wird durch immens hohe Beiträge für eine berufliche Haftpflichtversicherung erschwert. In Österreich und den Niederlanden werde dies anders gehandhabt und die Hebammen zahlen pro Jahr nur 350 Euro für ihre Haftpflichtversicherung. In den Niederlanden gibt es beispielsweise einen staatlichen Fond, der die Risiken der Geburtshilfe absichert.
Was allen Müttern im Gesprächskreis missfällt, sind die weiten Fahrten, die zu den Geburtskliniken und immer noch Nachholbedarf in Bezug auf die Selbstbestimmtheit der Frauen bei der Geburt. Eine Trennung von Mutter und Kind ohne medizinischen Grund gibt es nach Spontangeburten nicht mehr, doch immer noch kommt dies in Kliniken bei Kaiserschnittgeburten vor.
Dominique Reitmeier und Tina Nürminger beide im Vereinsvorstand des Familienzentrums „Unser Dorf“ wollen nach den guten und intensiven Gesprächen beim ersten Erzählcafé solche Gesprächsrunden wieder anbieten. Wichtig ist dem Verein der Austausch der Familien untereinander und mit Menschen, die im pädagogischen und therapeutischen Bereich

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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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