Fleisch und Milch gehören zusammen

Fränkisches Gelbvieh – eine Rasse für Bauern in Franken

Gelbvieh ist die typisch fränkische Rinderrasse.

Das Fränkische Gelbvieh stellt die Rinderrasse dar, die wie keine andere zu Franken passt und einen hohen Bezug zu fränkischen Regionen aufweist. Diese alte Rinderrasse im Sinne der Biodiversität dauerhaft zu erhalten ist angesichts des Vormarsches anderer, oftmals einseitig auf Hochleistung gezüchteter Rinderrassen eine vornehme Aufgabe auch für Slow Food. Gemeinsam mit der Regionalgruppe Hohenlohe-Franken hat Slow Food-Altmühlfranken daher das Fränkische Gelbvieh auf die internationale Arche-Liste bedrohter Rassen bzw. Sorten setzen lassen. Damit soll die Bedeutung dieser Traditionsrassen wieder stärker in das Bewusstsein aufgeschlossener Konsumenten gerückt werden. Während es in Oberbayern sehr erfolgreiche Bemühungen zur Erhaltung des Murnau-Werdenfelser Rind oder in Württemberg des Limpurger Rinds gibt, ist vielen Franken diese ursprünglich weit verbreitete Regionalrasse kaum noch bekannt.

Dabei spricht sehr viel für die Erhaltung dieser klassischen Zweinutzungsrasse. Mit seinem feinfaserigen, gut marmorierten Fleisch erzielt das Frankenvieh einen hervorragenden Geschmack und steht z.B. der hochgelobten Fleischqualität des Pinzgauer Rinds aus dem Alpenraum nicht nach. Bei der Milchleistung werden zwar keine Mengen wie bei Hochleistungsrassen, dafür aber hervorragende Qualitäten über die Milchinhaltsstoffe erzielt. Gleichwohl findet sich dieses urfränkische Rind immer noch viel zu selten auf einer Speisekarte der Gastronomie und wird auch von Metzgereien nur noch in Einzelfällen gesondert angeboten.

Traditionell war im deutschsprachigen Raum Europas die Zweinutzungszucht weit verbreitet. Dies fand ein sehr schnelles Ende mit der aus den USA vor rund 70 Jahren übernommenen und auf Milcherzeugung spezialisierten Einkreuzung von Holstein-Schwarzbunte. Dadurch entstanden sog. Einnutzungs-Rinder mit den Zuchtzielen entweder Fleisch oder Milch. Milch und Fleisch – über Jahrhunderte ein gemeinsames Ziel in der Rinderzucht verschwand. In der Folge wurden die Zweinutzungsrassen immer mehr eingeengt und heute zählen nur noch wenige der Rinderrassen dazu, obwohl auch bei diesen Tendenzen vorhanden sind, in der Zucht mehr auf Fleisch oder Milch zu setzen. Das Gelbvieh, das Fleckvieh oder das Braunvieh zählen z.B. dazu. In der Folge der Hochleistungszucht auf nur eine der Nutzungsrichtung entsteht aber ein sehr problematischer genetischer Flaschenhals, über den viele wertvolle Erbgut-Anlagen verloren gehen. Immer mehr ihrer Futtergrundlage Weide entzogen, werden z.B. Kriterien wie Langlebigkeit, Gesundheit oder Produktqualität in der Zucht vernachlässigt und damit verdrängt. Und leider wird auch immer häufiger bei den Zweitnutzungsrassen dieser verhängnisvolle Weg beschritten. Neben Grauvieh und Pinzgauer auch bei unserem Fränkischen Gelbvieh.

Slow Food Altmühlfranken möchte daher wieder stärker die auf Grünland basierte Grundfütterung unter Reduktion energie- und eiweißkonzentrierter Futtermittel fördern, welche an die jeweils regionalen Standorte, aber auch an das Klima und die zunehmende Sommertrockenheit besser angepasst ist. Daher müssen auch Fleisch und Milch in der Produktion wieder zusammengeführt werden, weil wir dann den Rindern das machen lassen, was sie am besten können. Sie wandeln als Wiederkäuer Gras, Heu und leguminosenreiche Zwischenfrüchte – die von den Menschen als Nahrungsgrundlage nicht genutzt werden können – mithilfe ihres mehrkammerigen Magensystems -in Milch und Fleisch um. Und wenn dies über eine Beweidung erfolgt, dann wird dadurch auch noch eine klimaschonende Zusatzleistung erbracht. Diese robusten Dreinutzungsrinder neuer Definition sind daher das anzustrebende Zukunftsziel.

Daher sind Projekte wie das „Altmühltaler Weiderind“ – bei dem auch noch die tierwohlgerechte stressfreie Schlachtung mit einbezogen wird – gerade für das Gelbvieh eine sehr gute Option. Aber auch das vom Gelbviehzuchtverband ins Leben gerufene Projekt einer reinrassigen Gelbvieh-Käseproduktion zählen zu den Maßnahmen, mit denen diese alte fränkische Traditionsrasse wieder einen neuen Stellenwert erhalten kann. Ganz abgesehen davon, dass diese Rasse auch durch das Bayer. Landwirtschaftsministerium und den Zuchtverband gezielt gefördert wird.

Slow Food möchte mit der gezielten Unterstützung solcher Marketingaktionen helfen, denn die wenigen noch gehaltenen Zuchttiere kommen im Raum Neustadt/Aisch bzw. in Spessart und Rhön sowie hier in Altmühlfranken vor. Gerade einmal zwei Dutzend landwirtschaftliche Zucht-Betriebe und 4 Metzgereien bieten offensiv in Franken noch Fränkisches Gelbvieh an. Und bislang lediglich zwei Hofkäsereien haben sich auf „Käse vom Gelbvieh“ spezialisiert. Einige vermarkten es zwar, leider aber nur undifferenziert als Rindfleisch. Aber auch mit dem Arche-Projekt von Slow Food soll das Interesse an dieser alten und für unsere Region so prägenden Rinderrasse wieder stärker geweckt werden.

Das Fränkische Gelbvieh hatte zu seiner Blütezeit Ende der 1950er Jahre einmal einen Bestand von 800.000 Rindern. Das waren damals immerhin 7 % des Gesamtrinderbestands in Deutschland. Der starke Strukturwandel in den fränkischen Ackerbaugebieten und der Trend zu hohen Milchleistungen, haben zu einem starken Rückgang dieser genügsamen Rasse geführt. National wurden im Jahre 2021 noch etwa 8.500 Stück Gelbvieh und in Bayern 7.000 Tiere gezählt. Und immerhin ist dieser Rückgang jetzt erstmals gestoppt worden, was Slow Food dazu motiviert, seine Wege zur Unterstützung dieser urfränkischen Rinderrasse weiter zu verstärken. „Es lohnt sich wieder, in das Fränkische Gelbvieh zu investieren,“ kommentiert Dieter Popp als Sprecher von Slow Food Altmühlfranken diese Entwicklung.

Slow Food Altmühlfranken, Dieter Popp, Haundorf

Falk Report jeden Monat per E-Mail bekommen

Der "Falk Report" berichtet  monatlich aus dem Leben im Fränkischen Seenland (Altmühlfranken).

Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

Es würde mich freuen, wenn wir auf diese Weise im Kontakt bleiben könnten.

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Teile diesen Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Post Navigation