Acht kleine Ferkel vom Typ Hällisches Landschwein
Die Schwäbisch-Hällischen Landschweine haben Nachwuchs bekommen
Nach einem Monat Ruhezeit bei ihrer Muttersau sind acht junge Ferkel jetzt groß genug für den ersten Auslauf. Museumsbesucher im Fränkischen Frei-landmuseum des Bezirks Mittelfranken können den Nachwuchs der alten Haustierrasse der Schwäbisch-Hällischen Landschweine auf dem Muse-umsbauernhof aus Seubersdorf besuchen.
Als Museumsbauer Werner Schneider am 1. Juni in den Stall kam, hatte Mutterschwein Martha schon sieben Ferkel geboren. Beim achten half er dann noch etwas mit. Die ersten Wochen brauchten die Muttersau und ihre Ferkel noch Ruhe und blieben im Stall. Geduldig liegt Mama Martha im Ge-wusel und lässt ihre Schweinchen säugen. Bislang geht es dem Nachwuchs glücklicherweise gut – kommt es doch gelegentlich vor, dass eine Muttersau eines ihrer Ferkel versehentlich erdrückt. Eine Wärmelampe hält den Stall für die neugeborenen Ferkel schön warm. Seit kurzem dürfen die kleinen Schweine nun in den Auslauf an die frische Luft. Noch bis Ende Juli können die Museumsbesucher alle acht Ferkel am Seubersdorf Hof bestaunen. Je-den Nachmittag zwischen 13.30 und 15.30 Uhr ist der Museumsdienst auf
dem Seubersdorfer Hof präsent. Er beantwortet gerne Fragen und führt die Besucher in den Stall, wenn die Ferkel gerade nicht draußen im Auslauf zu sehen sind.
Zwei der Ferkel werden langfristig im Museum als Mastschweine gehalten werden. Die anderen Ferkel ziehen auf einen Erlebnisbauernhof um. In der Biolandwirtschaft ebenso wie in der traditionellen Tierhaltung hängt die Anzahl der Tiere, die auf einem Hof gehalten wer-den konnten, von der Größe der Felder ab. Die jungen Schweine brauchen viel Eiweiß. Auf das Zufüttern von exportiertem Sojaeiweiß verzichtet die Biolandwirtschaft. Früher fütterte man Milchnebenprodukte wie Molke oder Magermilch, Kartoffeln oder Getreide zu. Mit der Etablierung des Kartoffelanbaus im 19. Jahrhundert, konnten die Bauern die Anzahl ihrer Schweine vergrößern. Die Kartoffeln aus dem großen Kartoffeldämpfer, die heute bei den Besuchern zu den Museumsfesten so beliebt sind, wurden bis in die Siebzigerjahre vor allem als Schweinefutter genutzt. In Erdsilos oder Holzfässern luftdicht gelagert, fingen die gekochten Kartoffeln an zu gären, d.h. sie wurden sauer. Durch die Säure waren sie mehrere Monate haltbar. Das verfügbare Futter gab also vor, wieviel Tiere gehalten werden konnten. Dementsprechend war Fleisch historisch Mangelware und ein besonders gefragtes kostbares Lebensmittel. Braten und Würste in unbegrenzter Fülle gab es nur im Schlaraffenland.
Das zarte Fleisch der Schwäbisch-Hällischen Landschweine ist heute wieder gefragt und von Feinschmeckern geschätzt. Es ist ein marmoriertes und damit besonders saftiges Fleisch mit einer extra Fettschicht. Diese alte Haustierrasse galt in den Achtzigerjahren noch als ausgestorben, weil ihr Fleisch nicht den Ansprüchen einer industrialisierten Tierhaltung mit magereren Schweinen entsprach. Heute tragen einige Freilichtmuseen zum Erhalt dieser alten Haustierrasse bei.
Das Schwäbisch-Hällische Landschwein geht auf Züchtungsbemühungen König Wilhelm I. von Württemberg zurück, der um 1820 der Landeszucht einige chinesische Maskenschweine zuführte. Charakteristisch für die Rasse ist die schwarze oder rosa schwarz-gefleckte Färbung. Im Fränkischen Freilandmuseum sind fünf schwarze und drei rosa Ferkel geboren. Im Museum bekommen sie bei jedem Wetter ihren Auslauf, dem sie ihre robuste Gesundheut verdanken. Es sind wohl glückliche Schweine und vielleicht sogar Glücksschweine.
Das Freilandmuseum ist täglich geöffnet bis Oktober von 9 bis 18 Uhr,
Eintritt 7 €, ermäßigt 6 €, Familien 17 €, Teilfamilien 10 €, Kinder unter 6 Jahren sind frei.
Zurzeit sind coronabedingt nicht alle Häuser geöffnet.
Die drei aktuellen Sonderausstellungen sind geöffnet:
• „Sauberkeit zu jeder Zeit! Hygiene auf dem Land“ große Jahresausstellung im Erdgeschoß der Ausstellungsscheune mit einem Teilbe-reich „Schwitzen, Schröpfen und Kurieren – Bader in Franken“
• „Wolfskinder. Verlassen zwischen Ostpreußen und Litauen“ Fotoausstellung in der Ausstellungsscheune Betzmannsdorf im Obergeschoß
• „Pfarrerssohn, Maler, Lebenskünstler: Johann Christian Reinhart (1761-1847) Ein Deutschrömer aus Hof. Radierungen aus der Sammlung Heinz Schuster“ in der Spitalkirche im Museum Kirche in Franken
Es gibt tägliche mehrere Aktionen, im Zeitraum von 13.30 bis 15.30 Uhr, unter dem Motto „Hier tut sich was“ (täglich sind Schafe unterwegs und die Landwirte geben Auskunft, tages-aktuell nach Saison und Witterung gibt es außerdem z. B. Vorführung historischen Wa-schens, Spinnen, Schmieden, Holzschuhherstellung, Backen, Korbflechten; Starten eines Lanz-Bulldogs, Gespräch mit dem Gärtner, Imker oder Bauern, im Flachsbrechhaus, beim Wasserschöpfrad …).
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