Jagdgenossenschaften fördern Wälder mit Zukunft
Die Jagdgenossenschaft Wernsbch (Ldkr.Ansbach) hatte zu einem Waldbegang eingeladen und rund 60 interessierte Bauern, Förster, Jäger und Kommunalpolitiker waren ihr gefolgt, um dabei erstaunliche Ergebnisse einer rund 30 Jahre währenden jagdpolitischen Umstellung zu erleben. Nach verheerenden Stürmen mit enormen Windwurfflächen stand man 1990 vor der Frage, teuer wieder aufzuforsten und zudem in einen kostspieligen Zaunschutz zu investieren. Die überwiegend aus der Landwirtschaft kommenden Jagdgenossen entschieden sich jedoch für eine damals höchst umstrittene Alternative, indem sie mit einer Jagdneuverpachtung ab dem Jahre 2001 auf einen engagierten Jäger setzten, dem bei erfolgreicher Rehwildbejagung ein entsprechend sinkender Pachtpreis garantiert wurde. Also eine bewusste Entscheidung der Grundeigentümer gegen das traditionelle Jagdessen und die beliebte Maß Bier, aber bewusst für einen Wald der Zukunft. Solche Entscheidungen von Jagdgenossenschaften zeugen von hohem gemeinwirtschaftlichem Verantwortungsbewusstsein. 20 Jahre konsequent verfolgte intensive Bejagung des Rehwilds haben den Wernsbacher Jagdgenossen nun aber die Zukunftsfähigkeit ihrer damaligen Entscheidung bestätigt. Mit Stolz und Selbstbewusstsein wurden diese Erfolge bei dem Waldbegang vorgeführt.
Es wäre wünschenswert, dass angesichts der dramatischen klimatischen Entwicklungen auch hier in Altmühlfranken solche zukunftsweisenden Entscheidungen hinsichtlich der jagdlichen Intensivierung zumindest einmal in aller Breite von den Jagdgenossenschaften diskutiert werden. Immerhin wurden ja beim letzten Forstlichen Verbissgutachten in über 75 % der altmühlfränkischen Hegegemein-schaften überhöhte Wildschäden dokumentiert!
Der Abschuss wurde vor allem in den letzten 20 Jahren auf bis zu rund 100 Rehe bei einer Jagdfläche von 580 ha je Jahr erhöht. Das liegt etwa um den Faktor 4 über den Abschussquoten durch-schnittlicher Jagdreviere! Da wird es nachvollziehbar, dass hier Probleme mit den Jagdnachbarn vorprogrammiert waren, die Angst davor hatten, dass sich durch die Sogwirkung ihre Reviere ent-leeren, Und aus den Reihen einiger Tierschützer kommt dann natürlich immer sofort der Vorwurf der völligen Ausrottung der Rehe. Die Wernsbacher Jagdgenossen haben diesen Spagat aber ausge-halten und der Erfolg hat ihnen gezeigt, wie richtig sie damals lagen. Sie mussten in all diesen Jahr-zehnten keinen einzigen Cent für den Schutz ihrer Bäume ausgeben und nun blicken sie mit Wohlge-fallen auf respektable Waldnaturverjüngungen mit Zukunftsbaumarten wie Buche, Weißtanne, Eiche oder auch Bergahorn. Hier entstehen stufig aufgebaute Mischwälder mit einem ausgewogenen Waldbinnenklima. Und dennoch leben dort auch noch erlebbare Rehe, von Ausrottung kann in keiner Weise die Rede sein.
Mehr kann man als Jagdgenosse kaum für die Zukunft des Waldes angesichts der ungewissen klimatischen Entwicklungen tun. Aber die Wernsbacher haben die Weichen bereits anfangs der 90er Jahre gestellt, als von der Klimaveränderung allenfalls vorausschauende Wissenschaftler mit dieser dramatischen Zuspitzung berichteten. Immerhin wurden die Jagdgenossen aus dem kleinen fränkischen Dorf für diese Zukunftsentscheidung mit einem beachtenswerten Nachhaltigkeitspreis gewürdigt.Aber in Wernsbach profitiert nun nicht nur der Wald erkennbar von dieser zukunftsfähigen Jagdpolitik.
Auch das Rehwild selber – das trotz dieser intensiven Bejagung noch immer in beträchtlicher Population vorkommt – hat im Gewicht im Durchschnitt um 30 % zugenommen und befindet sich in einem gegenüber früher äußerst vitalen Zustand. Die Zahl der verkehrsbedingten Wildunfälle ist um etwa 90 % gesunken und selbst die Jagdtrophäen fallen erkennbar stattlicher aus.
Die gesetzliche Vorgabe „Wald vor Wild“ wurde umfassend erfüllt und es konnte eindrucksvoll nachgewiesen werden, dass dies ja nicht „Wald statt Wild“ bedeutet. Dem Rehwild geht es erkennbar ebenfalls besser wie auch vor allem dem Wald. In drei Jahrzehnten wurde aus einem anfälligen Altersklassenwald ein nachhaltig strukturierter Mischwald aufgebaut, der zudem eine deutlich bessere Nährstoffverfügbarkeit über einen lebendigen Boden aufweist. Auf diese Weise sind alle gesellschaftlich bedeutsamen landeskulturellen Ziele dank der Entscheidungen der Wernsbacher Jagdgenossen Anfang der 90er Jahre eingetreten. Der Waldbegang machte daher auch deutlich, dass und wie alle Beteiligten diese gemeinschaftliche Aktion heute zu schätzen wissen.
Und dies führt zwangsläufig neben dem wirtschaftlichen Schaden für die Waldbesitzer, auch zu hohen Schutzkosten der neu anzulegenden Waldkulturen. Auch hier kommen Buchen, Eichen oder Weißtannen dann ohne solch kostenintensive Schutzmaßnahmen nicht hoch. Ganz abgesehen davon, dass die mittlerweile verwendeten Wachstumshüllen alles andere als eine Zier in unserer Erholungs- und Urlaubslandschaft darstellen.
Und dabei haben wir in Altmühlfranken – zumindest teilweise – den Vorteil, hier noch über alte Weißtannen verfügen, die zudem sehr verjüngungsfreudig sind. Die mächtigen und trotz aller Trocknis der letzten Jahre äußerst vitalen Weißtannen z.B. im Mönchswald machen transparent, über welche zukunftsfähigen Potenziale unsere Wälder verfügen. Aber diese Zukunft wäre dauerhaft nur abzusichern, wenn dazu eine mindestens vergleichbare jagdliche Intensität wie in Wernsbach erfolgt.
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