Viele der 9000 Bände stammen aus einstmals jüdischem Besitz
Von Julius Streicher, dem „Frankenführer“ der Nationalsozialisten, weiß man, dass er ein mieser Charakter war. Er bemächtigte sich mit unrühmlichen Methoden des Eigentums der jüdischen Mitmenschen und war ein Lüstling, der es sich selbst bei seinen eigenen Parteigenossen verscherzte. So war er zwar schon 1922 der Gründer der ersten NSDAP-Ortsgruppe (in Nürnberg). Als Herausgeber des Hetzblatts „Der Stürmer“ bewegte er sich und seine 300 Autoren, die ihm geistig schräges Eigentum zulieferten, auf der untersten Ebene. 1940 hatten seine Parteigenossen die Nase voll von ihm. Ein Parteigericht nahm ihm alle Parteiämter, aber weil er unter dem Schutz und Schirm Adolf Hitlers stand, durfte er seinen „Frankenführer“-Titel weiterhin führen. Er hielt sich auf dem Pleikershof bei Cadolzburg auf bis ihn in den letzten Kriegstagen amerikanische Einheiten in Oberbayern festnahmen und er in Nürnberg zum Tode durch den Strang verurteilt wurde.
In den „Mitteilungen“ des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (Band 91) befasst sich Christine Sauer mit derm „Sammlung IKG“ (für: Isrealitische Kultusgemeinde) mit den literarischen Hinterlassenschaften von Julius Streicher, die in der Stadtbibliothek Nürnberg verwahrt werden. Zu ihnen gehören natürlich die „Stürmer“-Ausgaben, aber auch rund 9000 Bücher. Sie befanden sich einst in jüdischem Besitz. Im Zuge der Arisierung hatte sich Streicher ihrer „angenommen“. Die Redaktionsbibliothek des „Stürmers“ gehört ebenso dazu wie die Privatbibliothek des Intriganten (rund 3000 Bände). Dort stand auch der „Giftschrank“ Streichers mit pornografischen Veröffentlichtung.
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