Zur Schwammspinner-Diskussion
„Wir sind doch alle vom Ausmaß der Schwammspinner-Invasion überrascht worden“. Inge Postler, die Frau, deren Anwesen am Burgstall wohl am stärksten von der Verbreitung des Schwammspinners betroffen ist, sagt diesen Satz ganz freimütig. Andere reagieren emotionaler. Dagegen gibt es nichts zu sagen, denn die Beeinträchtigung ihres Alltags ist groß.
Wir müssen bei allem Ärger sachlich bleiben. Es war eine Entscheidung der Staatsforsten, den staatlichen Flächenanteil des Burgstallwalds nicht mit einem chemischen Mittel zu bekämpfen. Der Stadt Gunzenhausen gehören nur rund 20 Hektar des insgesamt 112 Hektar großen Walds. Eine knappe Mehrheit des Stadtrats ist in der März-Sitzung der Staatsforsten-Entscheidung gefolgt und hat eine großflächige und wirksame Bekämpfung aus der Luft abgelehnt. Ein Argument war dabei immer, dass vom städtischen Anteil eine nicht geringe Fläche auszunehmen sei (Nähe zu den Wohnungen in der Leonhardsruhstraße und Frickenfelder Straße, Freibad, Seenlandklinik der AWO, Altmühlseeklinik der Stiftung Hensoltshöhe). Das hätte sicher die Wirksamkeit der Bekämpfung eingeschränkt, aber das spätere Dilemma vermieden.
Der Informationsstand des Stadtrats war es, dass es außer Mimic kein wirklich wirksames Mittel gibt. Jedenfalls haben die Fachleute des Forsts, der Unteren Naturschutzbehörde und auch der Naturschutzverbände keines empfohlen. Mich verwundert, dass die Biologin Dr. Lobinger von der Landesanstalt für Wald- und Forstbewirtschaftung im Internet schreibt, der Höhepunkt des Schwammspinnerbefalls sei 2019 zu erwarten, jedoch keine Vorschläge macht, wie die „Katastrophe“ auch ohne Mimic in den Griff zu kriegen ist. Das ist genau der Punkt, an dem ich an meine Erklärung im Stadtrat erinnern möchte: „Wir dürfen nicht sehenden Auges hinnehmen, wie der Wald kaputtgeht.“
Mich verwundert in diesen Tagen die Reaktion von denen, die in der seinerzeitigen Sitzung des Stadtrats für den Verzicht auf eine wirksame Bekämpfung aus der Luft gestimmt haben. Eine Geste des Einsehens oder ein Wort der Entschuldigung gegenüber den Geschädigten, wie es der CSU-Fraktionsvorsitzende Manfred Pappler über die Lippen gebracht hat, wäre wohl angemessen gewesen. Ich habe gehört, dass sich einzelne Personen der Interessengemeinschaft an der Schadensbehebung beteiligt haben. Das ist ehrenwert, aber von den Wortführern steht eine Erklärung aus.
Ich habe den Eindruck, dass Bürgermeister Karl-Heinz Fitz couragiert und gerade noch rechtzeitig das Heft des Handelns an sich gerissen hat. Möglicherweise wäre das ganze Paket der von ihm bewirkten Aktionen wirksamer gewesen, hätte der Einsatz zehn Tage früher begonnen. Aber er ist vom Ausmaß der Entwicklung ebenso überrascht worden wie alle anderen. Aber, wie sagt der Volksmund: Im Nachhinein ist man immer klüger!
Der Schutz des Eigentums ist mir wichtig. Deshalb war ich auch für die chemische Bekämpfung – und sehe mich heute in meiner Meinung bestätigt. Nun hoffe ich darauf, dass es im Frühjahr 2020 eine wirksame Bekämpfung gibt, damit sich die leidigen Vorgänge nicht wiederholen.
WERNER FALK, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen
Hoffentlich wird nicht noch im hintersten Waldwinkel ein durch die Raupen zerfressenes Senioren-Skelett gefunden!