Erinnerungen von Karol Sidon, einem tschechischen Autor
Rund 50 Jahre nach seinem Erscheinen während des Prager Frühlings liegen Karol Sidons Erinnerungen an seine Kindheit nun endlich in deutscher Übersetzung vor. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs erhält seine Mutter eine Warnung, dass es besser wäre wegzugehen, da ihrer Familie Deportation und Gaskammer drohten. Dort setzen Karol Sidons Erinnerungen ein. Er erinnert sich an seinen Vater, der im KZ Theresienstadt umgebracht wurde, und den Karol Sidon ein Leben lang vermisst, an die Bewohner der Stadt, von denen viele nicht zurückgekommen sind, an seine Nachbarn und an seinen Stiefvater Pepik Fuchs, der als einziger seiner Familie den Holocaust überlebte. Ein wehmütiges, prägnantes Stück Literatur, das ebenso humorvoll wie ungeschliffen die Zeit im Prag der vierziger und fünfziger Jahre wiedergibt. Eines der wichtigsten tschechischen Bücher der Nachkriegszeit.
Zum Autor: Karol Sidon, 1942 in Prag geboren, hat an der dortigen Filmund Fernsehakademie studiert und anschließend u. a. als Hörspielautor und Dramaturg gearbeitet. In den sechziger Jahren trat er erstmals als Schriftsteller in Erscheinung. Er ist Unterzeichner der Charta 77 und war während des Kommunismus im Widerstand aktiv. 1978 konvertierte er zum Judentum. 1983 ging er nach Westdeutschland, um in Heidelberg Judaistik zu studieren. Anfang der Neunzigerjahre kehrte Sidon schließlich nach Tschechien zurück. Ab 1992 war er Oberrabbiner von Prag, jetzt ist er tschechischer Landesoberrabbiner.
Karol Sidon: „Traum von meinem Vater“, Roman, Aus dem Tschechischen von Elmar Tannert; Hardcover mit Schutzumschlag, 200 Seiten; ISBN 9783747200100; 19 Euro; auch als eBook erhältlich; erschienen im Verlag ars-vivendi, Cadolzburg
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