Bewusstsein für regionale Qualität beim Fleisch wächst
Das Bewusstsein für das Fränkischen Gelbvieh als eine regional verankerte, an die Standortbedingungen Frankens bestens angepasste und für die Qualität seiner Produkte hochgeschätzte Rinderrasse soll deutlich gestärkt werden. Hans-Jürgen Regus, Vorsitzender des „Zuchtverbands für Gelbvieh in Bayern“ (Abteilung in Nürnberg) hat eine Vermarktungsstrategie und eine Marketingkampagne gestartet, mit der den Verbrauchern die Vorzüge dieser urfränkischen Rinderrasse bewusst gemacht werden sollen. Einen Auftrieb hat das Interesse am Fränkischen Gelbvieh u.a. dadurch erhalten, dass es erst kürzlich in die internationale „Arche-Liste“ der Organisation „Slow Food“ aufgenommen wurde, mit der Produkte bzw. Lebensmittel gekennzeichnet werden, die entweder vom Aussterben oder vom Vergessen bedroht sind. Die für die Zukunft wichtige genetische Vielfalt wird nämlich ausgehöhlt, wenn bestimmte und vor allem an besonders spezifische Standortbedingungen angepasste Arten oder Sorten von den Konsumenten nicht mehr nachgefragt werden und damit genetischen Ressourcen für immer verschwinden.
Aber schon seit geraumer Zeit entdecken verantwortungsbewusste Verbraucher wieder den Wert solcher Kultur-Pflanzensorten oder Haustierrassen, die ihre Widerstandsfähigkeit an bestimmte klimatische oder standörtliche Bedingungen über Jahrhunderte bewiesen haben. Sie wurden durch eine höchst fragliche Philosophie verdrängt, bei der nur die Fähigkeit zählte, dass mit immer geringerem Aufwand eine immer höhere Rendite erzielt werden konnte. Aber dieses aus der industriellen Produktion abgeleitete Prinzip funktioniert bei Lebewesen nur sehr eingeschränkt und nur über einen bestimmten Zeitraum. Das einmal für eine Milch- und Fleischleistung gezüchtete sowie für Zugleistungen zusätzlich genutzte Fränkische Gelbvieh ist dieser „Industrialisierung“ bäuerlicher Leistungen – wie viele andere regional verankerte Rassen – zum Opfer gefallen. Heute zählen nur noch jährliche Leistungssteigerungen bei der Milch- oder der Fleischproduktion. In diesem, dem natürlichen Lebensrhythmus widersprechenden Kreislauf können nur noch auf Hochleistung gezüchtete Rinder mithalten. Aber dabei gehen die besonderen Qualitäten der Milch und die ausgezeichneten Vorzüge der Fleischqualität verloren.
Der „Zuchtverband für Gelbvieh in Bayern“ will gegen diesen volkswirtschaftlich nicht verantwortbaren Irrweg nun eine sichtbare Alternative aufzeigen. Hat sich der Verband bisher vor allem der Zucht dieser bedrohten Rasse gewidmet – von 470.000 Tieren um 1900 sind 100 Jahre später gerade einmal 9.000 Stück Gelbvieh und heute gar nur noch 1.350 Herdbuchtiere übrig geblieben – will er nun auch die Nachfrage nach der Qualität des Fränkischen Gelbviehs aktiv befördern. Wenn aber Produkte vom Gelbvieh wieder auf den Tischen der Verbraucher landen sollen, dann muss nicht nur der Weg vom Landwirt zum Metzger unproblematisch möglich werden, es müssen auch wieder deutlich mehr Tiere für eine solche Vermarktung zur Verfügung stehen. Und dies funktioniert über die aktuell etablierten Vermarktungsstrukturen nicht, wenn dabei die Tiere einer Rasse gesondert behandelt werden sollen. Um diese – auf die Bedürfnisse des Fränkischen Gelbviehs abgestimmte – Rahmenbedingungen aufzubauen, hat der „Zuchtverband für Gelbvieh in Bayern“ jetzt ein entsprechendes Vermarktungs- und Marketingkonzept in Auftrag gegeben, mit dem das Gelbvieh aus Franken in den Genuss einer solchen Kampagne gelangen kann und deren Haltern dadurch eine neue Zukunftsperspektive eröffnet wird.
DIETER POPP/HANS-JÜRGEN REGUS
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