Mehr Mut zu Inklusion

 10 Jahre Sportfreundschaft und gemeinsame Projekte

Scheckübergabe (v.l.n.r.): Thomas Herrchenröther (DJK Obererlbach), Joachim Gamperling (stellv. Gesamtleiter RW Absberg), Gudrun Herrchenröther (RW Absberg), Dr. Hubert Soyer (Gesamtleiter RW Absberg), Gerhard Bayerlein (Ehrenvorsitzender DJK Obererlbach). Foto: RW Absberg

„Reden ist gut, machen ist besser“, äußert sich der ehemalige Vereins- und jetzige Ehrenvorsitzende der DJK Obererlbach, Gerhard Bayerlein, im Gespräch anlässlich der zehnjährigen Kooperation und Sportfreundschaft mit Regens Wagner Absberg. Der Satz ist auch ein Appell an Vereine und Institutionen, sich verstärkt mit dem Thema der Inklusion auseinanderzusetzen, um die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu fördern. Dass und wie es funktionieren kann, weiß Bayerlein aus persönlicher Erfahrung. „Bereits 2008 gab es im Verein Überlegungen zum Thema“, erzählt Bayerlein. „Als im April 2009 von der Diözese Eichstätt die Aktion ‚Woche für das Leben‘ mit dem Fokus auf das Thema Inklusion ausgerufen wurde, entstand im Verein die Idee, mit Regens Wagner Absberg zusammenzuarbeiten.“ Absbergs Gemeindepfarrer Harald Grössl, gleichzeitig geistlicher Beirat im Verein, ermutigte auf Anfrage zu diesem Schritt. Als „Glücksfall“ bezeichnet Bayerlein die Mitarbeit des Ehepaars Herrchenröther, die von Beginn an als Schnittstelle fungierten: Thomas Herrchenröther in seiner Funktion als Jugendleiter bei der DJK und seine Frau Gudrun als Mitarbeiterin bei Regens Wagner Absberg – unter anderem in der Therapie mit Eseln (Asinotherapie) aktiv. Ein gemeinsamer Gottesdienst bildete den Startpunkt für gemeinsame Projekte.

Schnell wurde das Eseltrekking als perfekte Aktivität für gemeinsame Begegnungen identifiziert. Joachim Gamperling, stellvertretender Gesamtleiter Regens Wagner Absberg, erklärt: „Beim Eseltrekking können sich Menschen mit und ohne Behinderung locker und auf Augenhöhe begegnen. Aufgrund des täglichen Umgangs mit den Eseln haben sich die dort engagierten Bewohnerinnen und Bewohner von Regens Wagner Absberg zu echten Esel-Experten entwickelt und können so ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die Gäste weitergeben.“ Die Wanderungen mit den freundlichen Tieren gehören bis heute zum festen Bestandteil der gemeinsamen Aktivitäten. Gleiches gilt auch für den Fußball. Bereits vor der Zusammenarbeit mit der DJK Obererlbach existierte in Absberg eine Fußballgruppe, so dass es nahe lag, den gemeinsamen sportlichen Hintergrund als verbindenden Faktor zu nutzen. „Natürlich haben wir uns vor dem ersten Fußballspiel Gedanken gemacht“, erinnert sich Thomas Herrchenröther. „Wie groß machen wir das Spielfeld? Wie lang ist die Spielzeit? Wie kommen die Menschen mit Behinderung zu uns auf den Sportplatz?“ Für den Kooperationspartner in Absberg ein ganz normaler Job: „Es ist unser Aufgabe, die Assistenz bereit zu stellen, damit Menschen mit Behinderung teilhaben können am gesellschaftlichen Leben. Dazu gehören auch sportliche Aktivitäten“, so Gamperling. Die logistischen Hürden wurden gemeistert, Spielfeld und Spieldauer in gegenseitiger Absprache verkürzt, die Teams verkleinert. Gab es aber eventuell auch in den Köpfen Barrieren, die es abzubauen galt? „Eigentlich nicht“, sagt Bayerlein. „Unsere jungen Sportler waren von Anfang an offen für das Projekt. Wir, dazu gehört auch der aktuelle Jugendleiter Maik Brückner, haben sie lediglich darauf eingestellt, dass die Begegnung und der gemeinsame Spaß im Vordergrund stehen sollen. Sie dürfen Fußballspielen aber sie sollen‘s halt nicht raushängen lassen, dass sie fußballerisch besser sind.“ Als kleines Handicap müssen die Vereinsspieler, im Gegensatz zu den Akteuren von Regens Wagner Absberg, auf Abseitsstellungen achten. Wie wichtig ist es eigentlich, zu gewinnen? Kerstin, die bereits mehrere Jahre in der Absberger Auswahl spielt findet: „Wichtig ist das eigentlich net. Wichtig ist, dass man in der Mannschaft zusammenhält und auch miteinander spielt.“ Ihren Mannschaftskollegen, Bastian und Fabian ist das Spielergebnis schon wichtig und auch „dass viele Fans dabei sind“. Kerstin äußert auch einen Wunsch: „Schön wäre es, wenn wir eine Halle oder wieder einen richtigen Fußballplatz hätten.“ Auf dem ehemaligen Trainingsgelände steht seit einigen Jahren ein Kindergarten. Aktuell spielen die Kicker auf einem Kleinfeld in der Nähe der Werkstätten. Das Problem: Die Spielfläche liegt auf einer kleinen Anhöhe, so dass das Spielgerät häufig den Hügel hinunterrollt. Für die Zukunft haben beide Teams ins Auge gefasst, die Mannschaften auch mal zu durchmischen.

Engagement und Initiative der DJK Obererlbach blieben nicht unbemerkt: 2012 wurde der Verein, der aktuell rund 460 Mitglieder hat, vom Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) Mittelfranken mit dem Staatspreis für Inklusions-Arbeit ausgezeichnet. Seit 2014 bestreitet der „FC Regens Wagner Absberg“ zusätzlich zur jährlichen Fußballbegegnung im Freien auch ein Freundschaftsspiel im Rahmen des Hallenbudenzaubers. Mit der winterlichen Fackelwanderung hat seit 2015 eine weitere gemeinsame Aktivität ihren festen Platz im Kalender. Anlässlich des 10 jährigen Jubiläums der Zusammenarbeit überreichte der Ehrenvorsitzende im Rahmen des Sommerfestes bei Regens Wagner Absberg nicht nur Inklusions-Urkunden an die Projektbeteiligten, sondern zum wiederholten Male auch einen Spendenscheck. Man freue sich natürlich sehr über finanzielle Zuwendung, sagte Gamperling, noch höher einzuschätzen sei jedoch das persönliche Engagement der Aktiven der DJK.

Wie lautet der Rat an Vereine und Institutionen, die ihrerseits über Inklusionsprojekte nachdenken? Dazu Gamperling: „Man muss ein wenig Mut haben, so etwas anzubahnen. Es gibt schließlich keine Erfolgsgarantie. Ein Projekt kann auch mal scheitern. Die Bereitschaft bei vielen ist sicher hoch, aber es besteht häufig die Angst, es nicht schultern zu können, weil die Erfahrung fehlt. Damit entsprechende Projekte nicht nur Aktionismus bedeuten, sind Leute mit Händchen gefragt, wie bei der DJK Obererlbach. Und Ideen braucht man, sich zu begegnen. Wichtig sind Vorgespräche, um vorab zu klären, welche Erwartungen hat man voneinander und der gemeinsamen Zusammenarbeit hat.“ Bayerlein bestätigt: „Auch ich wünsche mir Mut für neue Projekte. Durch jede Aktion, jede Begegnung haben wir mehr voneinander gelernt. Dabei sind neue Verbindungen, neue Freundschaften entstanden.“ Anreiz genug eigentlich, um diesem guten Beispiel für Inklusion zu folgen.

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