Wie wird man Mönch?

Dr. Mirko Breitenstein referierte im Kloster Heidenheim

Das monastische Leben ist in der heutigen Gesellschaft keine Thema mehr, aber vor tausend Jahren war das noch andes. Die Frage, wer ins Kloster durfte (oder musste)  war im Mittelalter nicht eindeutig.  Die einen kamen freiwillig, andere unfreiwillig.  Einer, der sich mit dieser Frage wissenschaftlich befasst, ist Dr. Mirko Breitenstein von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig. Aus seiner Feder entstammen nicht nur drei dicke Bücher, sondern unzählige Veröffentlichungen zur Ordensgeschichte des Mittelalters und zur Frömmigkeitspraxis.

Schon die Heidenheimer Nonne Hugeburc hat Aufzeichnungen über das Ordensleben hinterlassen, die für den Wissenschaftler wichtige Hinweise liefern. Nicht alle sind freiwillig ins Kloster gegangen, weil sie eine gute Bildung wollten.  Es gab auch die Zwangsvermönchung, also die Einweisung als Strafmaßnahme.  Durchaus üblich war auch die Oblation, also der Umstand, dass Familien eines ihrer Kinder dem Kloster als Schenkung gegeben haben. Die „regula benedikt“ ist die älteste Handschrift aus dem Jahr 700, die das klösterliche Leben regelt.

In der Regel war es so, dass ein Jahr Noviziat dem Kennenlernen des klösterlichen Lebens gegolten hat. Aber nicht immer dauerte es so lange bis die Mönche das Versprechen gegeben haben, ein Leben nach Jesu Christi zu führen. Leider gibt es vom Kloster Heidenheim kein Professbuch, in dem solche schriftlichen Versprechen aufgezeichnet wären. Wohl aber gibt es ein solches aus dem französischen Kloster Cluny (1150), damals eine der größten christlichen Kirchen. Von dort ist bekannt, dass es zeitweilig sogar wegen des starken Andrangs eine Aufnahmebeschränkung gegeben hat. Der Ziesterziensterorden beispielsweise  kannte die Zugangsschwelle von 15 Jahren. Es ist sogar ein Vorgang bekannt, wonach ein Abt bestraft wurde, weil er zu junge Novizen aufnahm.

Was erstaunen mag: Mädchen hatten damals schon Zugang zum Kloster. Sie hatten vielfach eine längere „Bewährungszeit“ als die jungen Männer und waren meist nicht älter als 12 Jahre. Bekannt ist, so Dr. Mirko Breitenstein, dass das Niveau der Frauenklöster das der Männerklöster übertraf.  Die Franziskaner gewährten das Studium der Künste, der kirchlichen und weltlichen Rechtswissenschaften und der Medizin, eingeteilt nach Konventen,  nur nach Vorkenntnissen der Novizen.

Von Dr. Breitenbach sind drei Bücher erschienen:

„De novitiis instruendis“. Text und Kontext eines anonymen Traktates vom Ende des 12. Jahrhunderts (Vita regularis. Editionen 1), Münster 2004, VIII + 174 Seiten;

„Das Noviziat im hohen Mittelalter. Zur Organisation des Eintrittes bei den Cluniazensern, Cisterziensern und Franziskanern (Vita regularis. Abhandlungen 38), Berlin 2008, XI + 697 Seiten

„Vier Arten des Gewissens“. Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne (Klöster als Innovationslabore 4), Regensburg 2017, 480 Seiten.

Der Referent war nicht zuletzt nach Heidenheim gekommen, weil ihn mit Dr. Anne Müller, der Bildungsmanagerin des Klosters Heidenheim, gemeinsame Studienzeiten verbinden.  Ganz ohne „Stärkung“ musste der Referent nicht die Heimreise antreten, denn Dekan Klaus Kuhn hatte für ihn ein Fläschchen „Heidenheimer Klosterbrand“ mitgebracht.

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