Ein exzellenter Repräsentant der Bundeswehr
Er war der erste Kommandeur in der Hahnenkamm-Kaserne in Heidenheim: Ernst-Christian Kluge. 86-jährig ist er jetzt in Madison (US-Bundesstaat Wisconsin) gestorben. Nach seinem Ausscheiden als Standortältester auf dem Hahnenkamm hatte er zunächst in Hohentrüdingen, zuletzt in Gräfensteinberg gelebt, um in Kontakt zu den Menschen und der Landschaft zu bleiben, die ihm nach einem unsteten Soldatenleben an 16 Standorten besonders ans Herz gewachsen waren. Jeweils ein halbes Jahr hielt er sich in Franken auf, die andere Zeit in den Vereinigten Staaten. Ein Gedenkgottesdienst ist am 11. Januar um 12.30 Uhr im Heidenheimer Münster in Anwesenheit der Witwe Cora Lee Kluge.
Ernst-Christian Kluge war für die Hahnenkammregion und Altmühlfranken ein Glücksfall, aber auch für die Bundeswehr. Dass die Truppe hier so freudig aufgenommen wurde, ist nicht nur dem Umstand geschuldet, dass die Hahnenkammkaserne in den rund dreißig Jahren ihres Bestehens (von 1973 bis 2004) ein bedeutender Wirtschaftsfaktor war, sondern auch der Persönlichkeit des ersten Kommandeurs. Kluge war für alle ein offener Mensch, eine verlässlicher Partner für Gemeinden und Vereine. Vielen hat er in den ersten Jahren auf dem Hahnenkamm mit militärischem Gerät geholfen, Sportplätze und andere Einrichtungen zu bauen. Er war ein leidenschaftlicher Langstreckler, ein enger Freund des olympischen Zehnkämpfers Friedel Schirmer. Sportliche Fitness forderte er auch von seinen Offizieren, ja von allen Soldaten ein. Er drehte schon frühmorgens im Sportdress seine Runden um den Kasernenzaun, als sich die anderen noch auf ihren Matratzen wälzten. Oberstleutnant Ernst-Christian Kluge war außerdem ein Freund der Künste. Er förderte das kulturelle Leben in Altmühlfranken nach Kräften. Sein Engagement galt natürlich den soldatischen Traditionsverbänden. So war er Bezirksvorsitzender des Bayerischen Soldatenbunds Schwaben und – natürlich – Mitglied der Kameradschaft der Hahnenkammkaserne. Immer wenn es ihm möglich war, suchte er das Wiedersehen mit den ehemaligen Soldaten und zivilen Persönlichkeiten aus Altmühlfranken, nicht zuletzt im Kreis der Kameradschaft der Hahnenkamm-Kaserne. Gern gesehener Gast war er bei den Jubiläumsveranstaltungen der Traditionsvereine.
Die Gespräche mit Ernst-Christian Kluge waren für mich immer ein Gewinn. Noch im letzten Jahr konnte ich ihn in seinem Haus in Gräfensteinberg besuchen. Geistig hellwach und für sein hohes Alter körperlich fit war er ein aktiver Ruheständler. Gern erinnerte er sich an schöne Ereignisse, er war aber auch dankbar dafür, dass die Bundeswehr in schweren Zeiten hierzulande freundliche Zuneigung empfinden durfte. Andernorts hatte die Bundeswehr ihre Gelöbnisse hinter Kasernenzäunen durchführen müssen, um keinen öffentlichen Protest zu provozieren. In den Gemeinden Altmühlfrankens aber waren die Uniformierten auch in dieser kritischen Phase respektierte Vaterlandsverteidiger.
Seit seiner Verehelichung mit Cora Lee, einer Germanistikprofessorin an der Universität in Madison/Wisconsin, engagierte er sich in der Sommerschule Wust (Sachsen-Anhalt). Er stand seiner Frau, die Chefdozentin an der von Dr. Maria von Katte 1990 gegründeten privaten Ferienakademie war, als Logistikchef zur Seite. Es war dem Ehepaar Kluge eine große Genugtuung, mit der Unterstützung von großzügigen und edlen Freunden vielen jungen Menschen aus dem Hafelland und darüber hinaus einen Ferienaufenthalt in der Sommerakademie zu ermöglichen, wo sie die englische statt die russische Sprache lernen und fröhlichen Umgang mit Gleichaltrigen haben konnten. Kluge war dankbar und als Patriot gerührt, dass er die Wiedervereinigung Deutschlands erleben durfte.
Die Menschen in Altmühlfranken denken in Dankbarkeit an Ernst-Christian Kluge. Bei den vielen Soldaten, die ihm während einer langen militärischen Dienstzeit begegneten, bleibt er in bester Erinnerung, denn er war ein Mann von hoher Intelligenz und edlem Charakter.
In Erinnerung an einen aufrechten Kameraden.
W. Tröster StFw.d.R. (San)
Das sehe ich auch so. Viele Grüße Werner Falk