Der stellvertretende Generalsekretär der CSUsprach in Muhr am See
Wenn Generalsekretäre reden, dann poltert es – bei CSU-Generals Andreas Scheuer auffällig laut und oft ist er auf Krawall gebürstet. Die „Handlanger“ der anderen Parteichefs tun es ihm gleich, wenn auch mit Akzentuierungen. Es entspricht dem gängigen Image der Generalsekretäre, dass sie als Wadlbeißer in Erscheinung treten. Von ihnen wird nicht verlangt, dass sie diplomatischen Schule besucht haben. Von ganz anderen Zuschnitt ist Markus Blume, der stellvertretende Generalsekretär der CSU. Er darf es sich leisten, über die Tagespolitik hinaus über politische Strategien und grundsätzliche Fragen zu philosophieren – ja, er ist eben gerade deshalb zu seinem Job gekommen. Parteichef Horst Seehofer hat mit ihm einen Mann in der Münchner Mies-von-der-Rohe-Straße in Stellung gebracht, der konzeptionell und perspektivisch denken und arbeiten kann.
Beim Jahresempfang des Kreisverbands Weißenburg-Gunzenhausen im Muhrer AIZ bestätigte der 42-Jährige, dass ihm der Ruf vorauseilt, er sei „einer unserer kreativsten Köpfe“ (Seehofer). Der November 1918 (der Kommunist Kurt Eisner macht Bayern zur Republik), der November 1938 (die „Reichskristallnacht“ steht für die Judenverfolgung durch die Nazis) und der November 1989 (der Fall der Berliner Mauer ebenet den Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands und zur Entspannungspolitik in Europa) sind für den engagierten Protestanten aus dem katholischen Stadtteil Ramersdorf markante Daten. Die 99-jährige Geschichte des Freistaats Bayern ist für ihn eine „unglaubliche Erfolgsgeschichte“ und „ein Vorbild für alle in Deutschland“. Die Menschen schätzten die Freiheit in Europa, aber an Zuviel an Freiheit mache ihnen Angst. An dieser Stelle wird Markus Blume bedient sich Markus Blume der tagesaktuellen Sprache: „Wir brauchen in der Zuwanderung von Menschen in unser Land Spielregeln, die die Grenzen der Freiheit aufzeigen.“ Ihm spricht der frühere Bundespräsident Joachim Gauck, gewiss kein Freund der Unionsradikalen, aus der Seele, wenn er sagt „Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt.“ Blumen schätzt diese Balance in den Worten Gaucks und vermisst sie zugleich bei Angela Merkel. Der Unionsstratege will aber nicht, dass die Menschen aus Angst für weniger Freiheit stimmen. Er glaubt, dass in Deutschland zuviele unterwegs sind, die den falschen Pfad gehen indem sie Selbstverleugnung betreiben. „Ich will nicht, dass wir die Axt an die Prägung unseres Landes legen“, sagt er. Und mit Martin Luther fordert er die Menschen auf: „Habt mehr Mut zu dem, was Euch wichtig ist und realtiviert Euch nicht ständig!“
Die freiheitliche Gesellschaft ist für das Synodalmitglied der Evangelischen Landeskirche nichts, was den Menschen in den Schoß gelegt wird, denn: „Wir dürfen nie drauf vertrauen, dass es schon andere geben wird, die sich dafür stark machen.“ Sorge macht Markus Blume die Zukunftsangst und auch der Populismus. Den 24. September, als die CSU bei der Bundestagswahl auf 38 Prozent abgerutscht ist, ist für ihn eine „große Zäsur“. Er mahnt, die Wähler in ihren Empfindungen ernst zu nehmen: „Viele verstehen nicht, dass der Staat und auch die Wirtschaft soviel Geld einnehmen wie nie, sie fragen sich aber: Wie lange dauerts für mich?“ Den Menschen im Lande gehe es zwar so gut wie selten zuvor, dennoch gebe es einige Dinge, die erledigt werden müßten.
Kein Verständnis („dickes Ding“) hat der stellvertretende CSU-General für die frühe Festlegung der SPD, nach ihrer Wahlschlappe in die Opposition zu gehen. Sie mache aus parteitaktischen Erwägungen jetzt den „schlanken Fuß“. Hoffnungen setzt er in die „bürgerliche Handschaft“ einer Jamaika-Koalition: „Alle wollen das einhalten, was sie versprochen haben, aber alle wissen auch um ihre staatspolitische Verantwortung.“ Die breite Mehrheit müsse zur Erkenntnis kommen: „Die nehmen sich unserer Sorgen an.“ Blume („Wir müssen reden“) will die Bayern, die sich zuletzt der CSU verweigert haben, wieder näher an die Partei heranführen. Er diagnostiziert , dass die Empörungskultur steil nach oben geht, die Debattenkultur hingegen nach unten. Und er will niemanden in eine bestimmte Ecke stellen und ist zuversichtlich, dass sich „die politischen Dinge gut fügen werden“.
Dem Kreisvorsitzenden MdL Manuel Westphal blieb es vorbehalten, mit der Weißenburgerin Almut Binkert und dem Treuchtlinger Richard Zäh zwei Mitglieder für langjährige Zugehörigkeit mit der „Silbernen Ehrenamtsnadel“ auszuzeichnen. Apothekerin Binkert, die im Stadtrat und Kreistag sitzt, stellvertretende Landrätin und 2. Bürgermeisterin war, ist Trägerin der silbernen Verfassungsmedaille. Richard Zäh, der jetzige 2. Bürgermeister von Treuchtlingen, ist Stadt- und Kreisrat sowie in vielen landwirtschaftlichen Organisationen tätig (22 Jahre war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft).
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