Im Lutherjahr geht es um ein heikles Thema
Am Mittwoch, 15. November, 19 Uhr, im Kapellensaal des Klosters Heidenheim geht es um Martin Luther und sein Verhältnis zu den Juden. Das Thema hat seit jeher Hundertschaften von Historikern und Theologen beschäftigt. Gerade in Zeiten, in denen die Juden aus der politisch rechten Ecke wieder angefeindet werden, ist das Thema hochaktuell – und irgendwie gehört es auch zum Lutherjahr. Erst kürzlich hat dazu der Gunzenhäuser evangelische Pfarrer Claus Bergmann anlässlich einer Pogrom-Gedenkfeier in der Stadtkirche ausführlich über Luther und seine Judenschriften referiert. Jetzt steht ein Referat in Heidenheim an.
Dr. Anne Müller vom Kloster Heidenheim ordnet das Thema ein: Luthers Haltung gegenüber den Juden war durchweg feindlich geprägt. Für den Reformator war das Judentum eine „falsche Religion“. Daher forderte er die Bekehrung der Juden zum Christentum oder anderenfalls deren Versklavung oder Vertreibung. Über Jahrhunderte haben Luthers Äußerungen die politische und religiöse Einstellung zu Juden und dem Judentum geprägt. Auch das nationalsozialistische Regime hat den Reformator für seinen Antisemitismus und seine Gewalt gegen die Juden in Anspruch genommen.
Nun geben sowohl das Reformationsjubiläum wie auch das Gedenken an die Novemberpogrome 1938 den Impuls, diese „dunkle Seite“ der reformatorischen Bewegung differenziert in den Blick zu nehmen. Dr. Axel Töllner ist Geschäftsführer des Instituts für Christlich-Jüdische Studien und Beziehungen an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau und Beauftragter für den christlich-jüdischen Dialog in der Ev.-Lutherischen Kirche in Bayern. Er beleuchtet einige grundsätzliche Fragen: Welche Rolle spielte das Thema Judentum in der Reformationszeit? Welche Vorbehalte hatte Luther gegen die Juden? Was waren seine wichtigsten „Judenschriften“ und Forderungen? Und: Wie gehen die evangelischen Kirchen heute mit Luthers judenfeindlicher Einstellung um?
Im Anschluss an den Vortrag laden die Veranstalter – der Zweckverband Kloster Heidenheim und das Diözesanbildungswerk Eichstätt – zum Gespräch mit Umtrunk ein.
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