Neun Exemplare sind noch in Ansbach zu sehen
Die Elfenbeinsammlung der Ansbacher Markgrafen hat zwar von ihrem Umfang her niemals die Sammlungen der Wittelsbacher (heute im Bayerischen Nationalmuseum München zu sehen), der Welfen (Anton Ulrich-Museum in Braunschweig) oder der Medici (Museo degli Argenti in Florenz) erreicht, aber immerhin waren es mindestens 142 Elfenbeinobjekte, die von 1686 bis 1791 im Besitz der Markgrafen waren. Ihren Nachweis jetzt jetzt die Kunsthistorikerin Maria Hennl erbracht. Im Band 26 der „Mittelfränkischen Studien“, die vom Historischen Verein für Mittelfranken herausgegeben werden, geht sie auf die Exponate der Ansbacher Kunstkammer ein.
1679 wurde die Kunstkammer unter Markgraf Johann Friedrich gegründet und eingerichtet, 1790 waren 25 im Bestand der Residenz. Wie viele es ursprünglich waren, das muss nach den Erkenntnissen der Autorin Maria Hennl noch erforscht werden. Sie untersucht in ihrer nun vorliegenden Arbeit den Stellenwert, den die Elfenbeinsammlung unter den Markgrafen der jüngeren Linie (1603 bis 1791) hatte, sie stellt die Ansbacher Sammlung vor und im Katalogteil nennt sie alle Objekte, die sich einst im fürstlichen Besitz befanden (plus 52, die im Besitz der Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth waren).
Elfenbein konnte sie erstmals im Inventar von 1686 nachweisen. Ein Inventar aus diesem Jahr schildert auf 1500 Seiten den damaligen Bestand, ein späteres Inventar stammt von 1723 und von 1790 ist eine vollständige Aufnahme der Elfenbeinsammlung der Kunstkammer Ansbach.
Im 16. und 17. Jahrhundert war Elfenbein am stärksten gefragt. Die Stoßzähne stammten nicht nur von Elefanten, sondern auch von Mammuts, Nilpferden, Narwale, Walrossen und Pottwalen. Die asiatischen Exemplare mit 25 bis 30 Kilogramm waren leichter als die afrikanischen mit 70 bis 90 Kilogramm. Die Kunstwerke entstanden meist nur aus einem Stück, seltener wurden mehrere verleimt. Es entstanden bis zu 30 Zentimeter hohe Plastiken, aber auch Intarsien an Schränken, Instrumenten oder Waffen bestanden aus Elfenbein. Im 18. Jahrhundert wurde das Material allerdings vom Porzellan verdrängt.
Eigentlich hatte Markgraf Carl Friedrich Wilhelm 1738 verfügt, dass die Sammlung immer ein fester Bestandteil des Schlosses bleiben muss („unverbrüchlich gehandhabet“), also nicht vererbt, verschenkt oder verkauft werden darf. Aber schon sein Sohn, Markgraf Alexander, missachtete die Anordnung des Vaters und löste ab 1773 aus Geldnot die Kunstsammlung auf. Immerhin: ein Teil des Versteigerungserlöses kam der Uni Erlangen zugute. In 58 Kisten nahm Alexander Kunstgüter mit nach Schloss Bentham in England, wo er nach seiner Abdankung mit Lady Craven seinen Lebensabend verbrachte.
Im „Braunen Kabinett“ des Ansbacher Schlosses können noch heute neun Exemplare der markgräflichen Elfenbeinsammlung bewundert werden. Ein weiteres Objekt, eine prachtvolle Kanne von Johann Michael Maucher, ist im Kunstgewerbemuseum Köpenick ausgestellt.
Maria Hennl: „Die Elfeinbeinsammlung der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach“, Herausgegeben vom Historischen Verein für Mittelfranken, Verlagsdruckerei VDS Schmidt in Neustadt/Aisch, 292 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 978-3-96049-012-8.
Neueste Kommentare