Gedanken zur gesellschaftlichen Entwicklung
Mit einer „schönen Bescherung“ haben uns die amerikanischen Wähler „beglückt“. Wie der Papst so habe auch ich in den ersten Wochen nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zur Zurückhaltung vor allzu schnellen Schüssen aus der Hüfte gewarnt und dem Neuen in Washington eine 100-Tages-Frist eingeräumt, um zu sehen, welche Wahlkampfphrasen er tatsächlich in praktische Politik umsetzen kann. Der Unternehmer-Präsident überrascht uns alle mit der Geschwindigkeit, wie er seine oftmals als krude empfundenen Ankündigungen in den ersten Tagen seiner Amtszeit realisiert. Es bleibt nur die Hoffnung, dass die amerikanische Demokratie stark genug ist, um den Mann dann zu stoppen, wenn er zu weit geht. Und dass er sehr weit geht hinsichtlich der Missachtung anderer Meinungen, das steht jetzt schon fest. Man wird sehen, wie toll er es noch treiben kann.
Wir Deutsche mögen angesichts so mancher Eigentümlichkeiten in der amerikanischen Politik verwundert reagieren, aber wir dürfen und können uns nicht zurücklehnen und aus der Distanz das Geschehen in den USA beobachten. Spätestens wenn europäische und deutsche Wirtschaftsinteressen sowie militärstrategische Aspekte tangiert werden, dürfen sich unsere verantwortlichen Politiker in Brüssel und Berlin nicht wegducken oder darauf hoffen, dass ihn der Senat, der Kongress oder die Justiz Einhalt gebieten. Donald Trump ist vom Typ her jemand, der die „klare Ansprache“ braucht. Hier ist zunächst unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel gefordert. Sie genießt in der Welt am meisten Reputation und von ihr erwarten die Menschen, dass sie den politischen Anfänger in Washington „in den Senkel stellt“, d.h. ihm ganz klar und ziemlich undiplomatisch sagt, was geht und was nicht geht (vor allem im Umgang mit befreundeten Staaten).
Aber nicht erst seit Donald Trump beklagen wir gesellschaftliche Veränderungen. Auch bei uns in Deutschland konstatieren wir eine zunehmende Verrohung der Sprache und eine damit eingehende sprachliche Brutalität, die in echte Gewalt münden kann. Die Suche nach den Ursachen führt direkt zu den „sozialen Netzwerken“ (Facebook u.a.). Sie verdienen eigentlich diesen Namen nicht. An den damit einhergehenden Verwerfungen ist gar nichts sozial nach unserem herkömmlichen Verständnis von sozialem Verhalten. Warum also nicht einfach von „digitalen Netzwerken“ oder „neuen Kommunikationssystemen“ reden? Vielleicht findet ja jemand einen noch treffenderen und griffigeren Namen dafür.
Man muss sich Sorgen machen um unsere Gesellschaft, wenn enttäuschte und radikalisierte Menschen nicht mehr den traditionellen und seriösen Medien glauben („Lügenpresse“) und stattdessen ihre „Weisheiten“ aus „Fake News“ beziehen oder sich von den „alternativen Fakten“ (zu deutsch: Unwahrheiten) beeinflussen lassen. Vieles was im Internet an „Botschaften“ verbreitet wird, ist menschenverachtend und rassistisch. Ich stelle fest, dass die Hemmschwelle auch in der deutschen Gesellschaft immer weiter sinkt, wenn es um sprachliche Radikalität geht. Wir dürfen es nicht einfach so hinnehmen, dass andere Menschen verleumdet und mitunter öffentlich „hingerichtet“ werden. Das schreibe ich auch als jemand, der jahrzehntelang journalistisch tätig war und der die Wirkung von Worten kennt. Und das ist ein Appell, den ich an jeden richte, dessen Meinung in der Öffentlichkeit gilt und an dem sich andere Menschen orientieren, sprich: der ein Vorbild sein soll.
Werner Falk, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen
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