Auf 433 Seiten: Metropolights Berlin

Aufwendiger Fotoband im Kunth-Verlag erschienen

Was macht die Faszination einer Stadt aus? Berlin hat neben dem Historischen das Neue, neben der Tradition den Aufbruch. Die Stadt ist nicht nur ein riesiger Steinhaufen, sondern auch ein dickes Geschichtsbuch. „Als Berliner muss man nicht geboren sein, man kann es werden“, sagen viele, die sich dort heute sehr wohl fühlen.

Spandau, Cölln und Berlin – das waren im 13. Jahrhundert die Ausgangsorte für das heutige Berlin. Die Mark Brandenburg war damals umkämpft, erst als 1415 die Burggrafen von Nürnberg die Landesherrschaft übernahmen, kehrte Ruhe ein.  Die Hohenzollern regierten bis 1918, als der Preußenkönig Wilhelm II. an die Macht kam.  Mit weiteren Städten in der direkten Umgebung entstand 1709 die Haupt und Residenzstadt Berlin. Bemerkenswert angesichts der heutigen kontroversen Migrationspolitik ist, dass damals jeder Fünfte ein Migrant war, nämlich ein Hugenotte aus Frankreich.

Die Stadt mauserte sich um 1800 zu einem Zentrum des Geisteslebens, zugleich nahm die Industriealisierung ihren Lauf und so verdoppelte sich um diese Zeit die Bevölkerung auf rund 400000 Menschen. Allein Charlottenburg wuchs von 1871 bis 1910 von 200000 auf 300000 Einwohner. Um 1890 hatten schon alle Häuser einen Wasseranschluss.

Ein Höhepunkt in der Stadtgeschichte  war natürlich die Kaiserzeit. Die Vormachtstellung in Europa dauerte aber nicht lange an, denn es zog der Erste Weltkrieg herauf. Danach kamen die „Goldenen 20er Jahre“, in denen sich Berlin als Stadt der Aventgarde, der Kleinkunst, als Filmstadt mit namhaften Revues und Kabaretts und Babelsberg als dem weltgrößen Großfilmstudio präsentierte. Aber wieder führte ein Ereignis in den Ruin: die Weltwirtschaftskrise von 1929. Was danach folgte, war die NS-Zeit, in der Berlin die „Weltstadt Germania“ werden sollte. Heute wissen wir, dass alles ganz anders kam. Berlin lag 1945 in Trümmern und die Alliierten mussten 1948 ein knappes Jahr lang während der von den Russen verhängten „Blockade“ aus der Luft versorgen. Sie taten es auf aufdrucksvolle und bis heute unvergessene Weise. 380 „Rosinenbomber“ waren in der Luft, um die Stadt im 90-Minuten-Takt  zu versorgen. Was angesichts des heutigen Dauerdramas „Flughafen Willy Brandt Berlin“ verblüfft:  1948 erbauten die Berliner in nur 62 (!) Tagen den zentralen Flughafen Tegel.

Die 68er Protestbewegung nahm hier ihren Anfang mit Hausbesetzungen, es folgte die Erschießung des Demonstranten Benno Ohnesorg und damit die Eskalation der Gewalt. Willy Brandt (er amtierte von 1957 bis 1966) prägte die Stadt, er wurde auch ihr Ehrenbürger. Die Wiedervereinigung Berlins mit dem Fall der Mauer (136 Flüchtlinge mussten bei der Flucht ihr Leben lassen) durfte er noch erleben, auch den Wechsel des Bundestags von Bonn nach Berlin (1991).

Damit erhielt die 3-Millionen-Stadt ihren Rang als Weltstadt von Rang zurück. Das neue Zentrum Potsdamer Platz schoss aus dem Boden, die Stadt bekam einen neuen dreistöckigen Bahnhof, ein neues Regierungsviertel und vieles mehr. Den Wandel der Zeit symbolisiert auch das Hotel Adlon, das 1907 als „Tempel der Lüste“ von Wilhelm II. erbaut in den letzten Kriegsjahren bis auf die Mauern niederbrannte. Ursächlich war nicht etwas das alliierte Bombardement, sondern ein brennendes Streichholz. 3500 Anleger, darunter auch ein Meinheimer Geschäftsmann,  finanzierten den Wiederaufbau am Pariser Platz (Fertigstellung 1997).

Prägend für die Stadt waren zu allen Zeiten namhafte Personlichkeiten, darunter Politiker wie die Kommunisten Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Walter Benjamin, Gustav Stresemann, Walter Rathenau, Ernst Reuter  und Willy Brandt, aber auch Künstler, Schauspieler, Literaten, Architekten, Sportler wie Theodor Fontane,  Alexander von Humboldt, Heinrich von Kleist, Heinrich Zille, Bertold Brecht, Kurt Tucholsky, Walter Gropius, Paul Lincke,  Hildegard Knef, Marlene Dietrich, David Bowie, Günter Pfitzmann, Helmut Newton,  Harald Juhnke, Bubi Scholz, Udo Lindenberg, Hans Rosenthal, Brigitte Mira, Reinhard Mey und andere mehr.

„Metropolights Berlin“ (Lichter einer großen Stadt) ist der Titel eines aufwendigen Fotobandes, der im Kunth-Verlag erschienen ist. Auf  344 Seiten  im Format 33 x 26 cm (im Schuber) mit vielen doppelseitigen Fotos und kurzen Begleittexten stellen die Autoren die Weltstadt im Wandel der Zeit vor (49,90 Euro, ISBN 978-3-95504-384-1, Softtoucheinband).   

Werner Falk

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Der "Falk Report" berichtet  monatlich aus dem Leben im Fränkischen Seenland (Altmühlfranken).

Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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