Wo sitzt das liberale Herz?

Gesellschaftliche Themen und Randbemerkungen

kohler-alexander-491x795-2013-20-54-52Der Spielplatz. Die Menschen in Weißenburg ändern sich. Seit über 30 Jahren lebe ich nun in der Großen Kreisstadt und habe in der langen Zeit viele Menschen und deren Familien kennengelernt. Kinder, deren Eltern und Großeltern und all ihre Geschichten. Veränderungen gab es immer, neue Namen und neue Gesichter. Doch gerade in den letzten beiden Jahren war dieser Wandel anders. Nicht nur neue Namen, sondern auch eine andere Lebensart zog in mein nördliches Stadtviertel ein. Die beiden Gehsteige sind belebter, die Menschen haben öfters eine kleine Schar Kinder dabei, es wurde lauter. Der neu gebaute Kinderspielplatz der Stadt neben meinem Haus gleicht an sonnigen Tagen dem Allmannsdorfer Badestrand. Da rufen besorgte Mütter Namen, die ich noch nie gehört habe, außer vielleicht in Karl Meys Werken gelesen. Da lerne ich Flüche in verschiedenen Sprachen und ich sehe zukünftige Fußballstars. Wenn ich dann den kleinen Fußweg zu meinem Fahrzeug durch den Spielplatz gehe, merke ich, dass all diese Kinder und deren Eltern, woher sie auch sein mögen, mich genauso anschauen wie ich sie. Dann grüße ich, frag wie es ihnen hier gefällt, wo sie wohnen und erzähle, dass der Spielplatz von der Stadt neu gestaltet und gebaut wurde. Manchmal erwähne ich, dass ich einer liberalen Partei angehöre und ein wenig an der Verwirklichung mitgeplant habe. Und dass dann so ein Spielplatz ein wenig allen gehört und – dass wir die Kinder gerne auf dem Spielplatz spielen sehen und auch deren Eltern. Eigentlich macht es Spaß die weite Welt auf dem kleinen Spielplatz zu treffen. Übrigens, eine große Tafel mit den Spielplatzbestimmungen ist deutlich sichtbar aufgestellt. Sicher können die Paragrafen nur von wenigen gelesen werden, aber jeder weiß, dass es einen Spielplatzverhaltenskodex gibt. Und in stiller Übereinkunft wird die auch weitestgehend eingehalten – nur mit der Lautstärke klappt es noch nicht.

Da denke ich mir mit meinem FDP-Kleinhirn, dass es sehr gut wäre, wenn die Menschen, die nach Deutschland kommen, also die, die zu uns kommen, von uns eine klare Anweisung erhalten sollen, wie die Regeln so bei uns sind. Und natürlich auch, was passiert, wenn man diese Regeln nicht einhält. Interessanterweise werden schon von Knirpsen und deren Vätern, beim überaus hingebungs-                    vollem taktischen Foul auf dem aufgeweichten Spielplatz, vom Gegner sofort alle je von der FIFA publizierten Strafen lautstark gefordert.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit unserem Landesvorsitzenden Albert Duin. Er zeigte mir einen Verhaltenskodex, den er aufgestellt hatte und für den ankommenden Flüchtling als verbindliche Literatur zum Auswendiglernen vorsah. Ich denke, dass dies auch unsere Bundesregierung hätte tun sollen. Vielleicht wäre dies auch für manche hier in Deutschland schon immer lebende Menschen eine gute Übung.

 

Trennung Staat – Kirche. Vorausschicken darf ich, dass ich mich im liberalen Umfeld sehr wohl fühle und dass ich gerne katholisch bin. Anders wie die evangelische Glaubensrichtung, die ja vom Grundsatz schon liberal ist, sind „katholisch“ und „liberal“ zwei stark polarisierende Gegensätze. Dabei stoße ich oft an beide Grenzen und merke, wie schwer es ist, einmal aus Richtung des Glaubens und religiöser Weltanschauung und ein andermal aus Richtung der weltlichen Lebenssicht und politischem Credo zu sehen und zu argumentieren. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich und schon gar nicht sich gegenseitig ausschließend. So nah mir mein Glaube auch ist, so sehr ich weiß, dass es gerade unsere christlichen Werte waren, die das Abendland geprägt und geformt haben, so sehr weiß ich, dass unser Christentum eben gerade nichts mit Regieren und Herrschen über andere Menschen zu tun hat. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 22:21). Noch deutlicher kann die Trennung von Staat und Kirche nicht postuliert werden. Beides mit einem hohem Anspruch an gesellschaftlicher Verantwortung, beides mit einem Anspruch auf Erhalt von Strukturen und beides auf Zukunft ausgerichtet. Mit vielen theologischen Freunden habe ich dieses besprochen und diskutiert. Und immer kamen wir an eine Stelle, die mehr Dissonanzen hatte, als wohltuende Akkorde. Macht hat nichts mit Glaube zu tun. Macht und Politik sind Strukturen, die wir Menschen bauen, genauso wie Grenzen und Grenzzäune oder Grenzmauern. Christliche Menschen im Staat sind eine Wohltat, aber keine Verpflichtung. Eine Trennung von beiden mutet zunächst hart an, aber stabilisiert auf Dauer sowohl Politik als auch Religion und Glaube. Beides wird dadurch authentisch und ehrlich. Ein „C“ allein im Parteinamen macht keine Christen. Aber Christen in der Politik machen eine christliche Politik. Egal in welcher Partei. So wünsche ich mir den Dialog zur Thematik: „Trennung Kirche Staat“ – mit dem Ziel einer Wertestabilisierung aus Überzeugung und nicht durch Geburt. Diskutieren Sie mit mir – ich würde mich freuen.

Islam. Als sich der Islam im Jahr 622 gründete (Mohammed floh von Mekka nach Medina), gab es das Christentum schon 800 Jahre und die Juden bereits weit über 2000 Jahre. Oberflächlich betrachtet – und in vielen Diskussionen behauptet – kann man den Eindruck gewinnen, dass die Religionen ähnlich sind. Doch bei intensiverer Betrachtung gehen die Wahrheiten weit auseinander. Der Islam (=Unterwerfung) gründet sich auf den unverrückbaren, nur in der Originalsprache „Arabisch“ authentisch und mit jedem Wort die Offenbarung Allahs ausdrückenden, Koran. Der Islam ist eine soziopolitische, religiöse und militärische Religion. Und damit gehören Politik und Religion für die Muslime untrennbar zusammen. Und – der Islam ist keine demokratische oder tolerante Religion. Vielleicht nur an einem Beispiel erklärt. Beten wir Christen zu unserem Gottvater, der aus Gnade Vergebung, Neuanfang und Leben ohne Ansehen der Person zuspricht, so ist der Islam eine Gesetzesreligion, die die guten und die bösen Taten am Ende aufwiegt. Und damit entscheidet, wen das Paradies oder die Verdammnis erwartet. Ein, und nach vielen Autoren, der grundlegende Unterschied. Der Islam versteht sich als die einzig wahre Religion und lässt andere Religionen nicht zu. Toleranz in unserem liberal christlichen Sinne gibt es nicht. Nur Unterordnung, ohne echten Dialog auf Augenhöhe. So fundamental ist der Islam. Eine Interpretation des Koran gibt es nicht. Gerade für protestantische Christen eine Unmöglichkeit. Der Stellenwert Mohammeds ist der eines Empfängers. Des Empfängers der Offenbarung Allahs. Nicht als Gott oder gar Gott gleich. Wir als Christen sehen in Jesus Christus den menschgewordenen Sohn Gottes. Ein ganz anderes Verständnis und ein ganz anderes Verhältnis.

So betrachtet wird auch das Wesen des religiösen und politischen Führers Erdogan in der Türkei transparent. Nicht Toleranz, nicht Demokratie und schon gar keine Diskussionen. Ganz im fundamentalen Sinne des Islam. Ich denke, dass wir liberalen Demokraten uns mit dem Islam als Religion beschäftigen sollten, besonders wenn wir von Toleranz, Menschenwürde und Demokratie in unserem pluralistischen Land sprechen.

Mobile Welt. Autofahren macht Freude. Schnell fahren noch mehr. Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht werter Leser. Doch ich fahre gerne mit dem Auto. Keine langen Strecken, da fahre ich mit dem Zug oder lass mich fliegen. Zurück zum Auto und hinauf auf die Autobahnen unserer Republik. Gleich nach den ersten hundert Metern z.B. der A9 in Richtung München, wird man von einer nicht endenden Schlange LKW aus aller Herren Länder auf die mittlere Spur geleitet. Und wie aus dem Nichts kommen zwei unangenehme LED Lichter immer näher und erzeugen kalten Schweiß auf der Stirn und lassen meinen Gasfuß tief in das Bodenblech versinken. Ich gehöre der Generation „mein Auto, mein Fahrstil und meine Spur auf der Autobahn“ an, anscheinend der andere auch – nur hat er 45 PS mehr,…..   . So geht es einmal 60KM bis Ingolstadt und merke wie mein liberal demokratischer Fahrstil ständig in Frage gestellt wird. So 20 KM vor der Ausfahrt Ingolstadt Nord wechsle ich in einen maskulin dominierten Stil und – welch Wunder – ich komme gut voran, vor meiner Kühlerhaube ist genügend Platz und endlich kann ich meinen Kracher ausfahren und erinnere mich an den alten FDP Spruch: „Freie Fahrt für freie Bürger“. Aber das war ja auf die kommende Maut des Herrn Dobrindt gemünzt.

Alex Kohler, FDP-Stadtrat in Weißenburg

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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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