Vortrag von Chefredakteur Arnd Brummer beim Klosterforum
Arnd Brummer (59), der Chefredakteur des evangelischen Monatsmagazins „chrismon“, das aus dem bis zum Jahr 2000 erschienenen „Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt“ hervor gegangen ist, ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die sich in keine Schablone stecken lässt. Er ist in Konstanz katholisch erzogen worden, ist aber schon als junger Mann zum evangelischen Glauben übergetreten. Bevor er den Chefposten in der evangelischen Publizistik übernahm war er etliche Jahre politischer Korrespondent verschiedener großer Regionalzeitungen in Bonn. Auch politisch hat er sich exponiert: 1997 bis 1999 war er Landesvorsitzender der Hamburger FDP bevor er den Liberalen 2011 den Rücken kehrte.
Schon als Jüngling beeindruckte ihn der Sozialpfarrer Johannes Huss (oder: Jan Hus), der sich bereits hundert Jahre vor Martin Luther gegen den katholischen Klerus wandte, seinen weltlichen Besitz kritisierte und auch das lasterhafte Leben der geistlichen Herren verabscheute. Nach seinem Studium veröffentlichte er eine Monographie über Jan Hus. Ihn porträtierte Brummer vor Freunden des „Klosterforums Heidenheim“ im fast voll besetzten Kapellensaal.
Jan Hus (1372 geboren) besuchte als Hochbegabter die Klosterschule. Der Vater (er war Fuhrmann) hätte niemals für die Kosten aufkommen können. So ist Hus Priester geworden und näherte sich schon bald der Hussiten-Bewegung an, die der Engländer John Wyclif personifizierte. Die Thesen der reformatorischen Theologie gingen um die Welt. Hus predigte in der Prager Bethlehemkapelle und übersetzte die Bibel ins Böhmische. Es war ihm wichtig, dass die „gemeinen Leute“ (und nicht nur die Mönche) die christliche Botschaft lesen konnten. Dabei beließ er sich nicht bei theologischen Betrachtungen, sondern steuerte auch politische Bemerkungen bei. Er kritisierte immer wieder die Geistlichkeit der katholischen Kirche, der er vorwarf, sich selbst zu überhöhen.
Übrigens war es der Reformer Spalatin, der Luther mit den Schriften von Johannes Huss konfrontierte. Die theologischen Streitigkeiten nahmen zu, so dass der Reformprediger seine Position auf dem Konzil von Konstanz (1414) darlegen sollte. Es war ihm freies Geleit zugesichert, das ihm König Sigismund gewährte. Auf seiner Reise an den Bodensee kam Huss in viele Städte und stieß überall auf Zustimmung obgleich er exkommuniziert und mit dem Kirchenbann belegt worden war. Dennoch kam er in Gefangenschaft und wurde dort misshandelt, doch der Häretiker blieb standhaft und widerrief seine theologischen Positionen nicht. Es war übrigens Reichsmarschall Haupt II. von Pappenheim, der ihn im Auftrag von König Sigismund (er hatte Huss fallengelassen, weil er auf den böhmischen Thron und somit auf die Nachfolge König Wenzels spekulierte) ultimativ zum Widerruf aufforderte. Als Huss verweigerte leitete der Pappenheimer den Vollzug des Feuertods.
Arnd Brummer ist zu einem „Fan“ von Johannes Huss geworden, weil der schon vor Jahrhunderten eines erkannt hat: Wer mit den Leuten reden will, der muss es in ihrer Sprache tun! Für die Gegenwart heißt das, die Kirchen müssen auch die Menschen erreichen, die nicht in die Kirche gehen. Der Blick auf die Realität lehrt Brummer: „Die Religion wandert aus!“ In Prag hat sie es schon getan, denn dort gibt es heute nur mehr zehn Prozent Katholiken und vier Prozent „Böhmische Brüder“, hingegen 85 Prozent Atheisten.
Die Schlussfolgerung im letzten Absatz scheint mir sehr stark verallgemeinert, vor allem oberflächlich: Die Vertriebendn haben ihren Glauben ja wohl mitgnommen, oder? Der Kommunismus hat ja stark für die Durchsetzung des Atheismus gewirkt, nicht wahr? Wie soll da eine Untergrundkirche an die Menschen herankommen? Übrigens wäre interessant zu wissen, woher die Zahlen stammen und warum die Tschechische Hussitische Kirche in Prag gar keine Rolle spielen soll. Soweit mein Kurz-
/Kürzest-Kommentar.
Lieber Herr Dischinger, ich kann nicht sagen, woher die Zahlen sind. Der Vortragende hat sie nicht genannt. Es empfiehlt sich vielleicht, in der Literatur nachzuschauen. A. Brummer hat ja mehrere Beiträge zum Thema publiziert. Viele Grüße Werner Falk