Im Zeitgut-Verlag erschienen: Jugend eines Försters aus Schlesien
Diese Erinnerungen führen in die Kriegs- und Nachkriegszeit Deutschlands, speziell in die schicksalshaften Jahre Schlesiens und seiner Bewohner. Im Mittelpunkt steht die autobiographische Schilderung eines jungen Schlesiers in den Jahren 1930 bis 1955. Joachim Mautschke lebt bis 1945 im Forsthaus seines Vaters, der in der königlich-sächsischen Revierförsterei Juliusburg, Kreis Oels, verantwortlicher Förster war. Hier wächst der Junge inmitten des Forstbetriebes auf. Bereits als Schüler entdeckt er seine Jagdpassion. Bei Kriegsende flüchtet die Familie mit einem Pferdetreck vor der sowjetischen Armee bis nach Budweis, wobei seine Schwester Erika ums Leben kommt. Besonders ergreifend ist, wie die Flüchtlinge auf Befehl der Amerikaner von dort nach Schlesien zurückkehren müssen. Hier gerät die Familie in die Hände russischer Soldaten und erlebt im nun polnisch verwalteten Schlesien Situationen bis zum physischen Zusammenbruch. Erst 1946 wird die Familie aus Schlesien ausgewiesen und kann in Leipzig neu Fuß fassen. Joachim Mautschke schließt endlich die Schule ab und studiert in Berlin und Eberswalde Forstwirtschaft. Anschaulich und unterhaltsam erzählt er von Lehre und studentischem Leben, wie es in der DDR üblich war. Hier erfüllt sich letztlich doch noch sein Lebens- und Berufswunsch als Förster. Und trotz aller schmerzlichen Einschnitte ist der Autor im Herzen stets Schlesier geblieben. Davon zeugen seine Aktivitäten nach der politischen Wende in Deutschland, die er im letzten Kapitel schildert. Mit seiner vielseitigen und reizvollen Darstellung gelingt es Joachim Mautschke, die Erinnerungen an Schlesien wach zu halten und seine Liebe zur verlorenen Heimat zu betonen. Zugleich aber will er hervorheben, wie wertvoll ihm die Aussöhnung der Völker im vereinten Europa ist.
Zum Autor Joachim Mautschke: Er wurde 1930 in Zucklau, Kreis Oels, in Schlesien in einer Försterei geboren. 1945 Flucht vor sowjetischen Truppen bis nach Budweis. Rückkehr nach Schlesien und Tätigkeit als Waldarbeiter unter polnischer Aufsicht im Eulengebirge. Ende 1946 Vertreibung und Ankunft in Leipzig. 1950 Abitur an der Petrischule in Leipzig. 1951 Waldfacharbeiterlehre in Wernigerode (Harz). Bis 1955 Studium der Forstwirtschaft mit Diplom in Berlin und Eberswalde. Tätigkeit als Standortserkunder im Forstdienst. Ab 1963 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Bodengeologe im Kombinat Geologische Forschung und Erkundung der DDR. Gutachter für Wiederurbarmachung und Rekultivierung ausgekohlter Flächen im Südraum von Leipzig. Joachim Mautschke ist seit 1959 mit einer Oberschlesierin aus Gleiwitz verheiratet. Sie haben zwei Kinder, drei Enkel und einen Urenkel und leben in Leipzig.
Joachim Mautschke: „Ich komme aus Juliusburg“ (Die Jugend eines Försters aus Schlesien. 1930 – 1955), 192 Seiten mit Fotos und Dokumenten, broschiert; Sammlung der Zeitzeugen (78), Zeitgut Verlag, Berlin; ISBN: 3-86614-240-4, 12,90 Euro.
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