Einsichten in eine Beziehungskrise
Zwei Freunde und Weggefährten im Gespräch: Die russische Historikerin und Bürgerrechtlerin Irina Scherbakowa und der renommierte deutsche Osteuropa- Historiker Karl Schlögel diskutieren über ihre Heimatländer, deren Beziehung in
einer tiefen Krise steckt. Ausgang ungewiss.
Schockiert schauen Irina Scherbakowa und Karl Schlögel auf die erneute Instrumentalisierung von Geschichte und die Rückkehr rhetorischer Stilmittel aus sowjetischen Zeiten. »Eigentlich hatten wir gehofft«, fasst Irina Scherbakowa zusam-men, »dass nach dem Ende des Kommunismus eine neue, aufgeweckte Generation heranwächst, die weltoffener ist und ohne Ängste lebt, aber das ist nicht eingetreten.« Persönlich und selbstkritisch berichten die beiden Autoren von ihren Lebens- und Arbeitserfahrungen zwischen Kaltem Krieg, Glasnost und der Putin-Zeit, sprechen kenntnisreich und engagiert über aktuelle politische Tendenzen und den Ukraine-Konflikt.
Dabei bekennen sie sich leidenschaftlich zum Geist der Aufklärung, der Pflicht zum Selberdenken und fordern vehement das Recht des freien Wortes – in beiden Ländern.
Die Autoren: Irina Scherbakowa arbeitet für die Menschenrechtsorganisation MEMORIAL. Sie koordiniert u. a. den russischen Geschichtswettbewerb für Jugendliche. Die promovierte Germanistin, Übersetzerin und Historikerin lehrte Oral History an der Staatlichen Universität für Humane Wissenschaften in Moskau und hatte Gastprofessuren an den Universitäten von Salzburg, Bremen und Jena inne. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Geschichte des GULAG sowie die Erinnerungs- und Geschichtspolitik in Russland. Irina Scherbakowa wurde mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Carl-von- Ossietzky-Preis ausgezeichnet.
„Der Russland-Relex“ von Irina Scherbakowa und Karl Schlögel, 144 Seiten, ISBn 978-3-89684-169-8, 17 Euro, Verlag edition körber-stiftung, Hamburg.
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