„Das digitale Wir“

Peter Schaar: „Das analoge Zeitalter kehrt nicht mehr zurück“

Die Digitalisierung bestimmt unseren Alltag, beim einen mehr, beim andere weniger. Aber ganz entziehen kann sich wohl niemand den digitalen Technologien.Was die Menschen auch im Netz tun, es bleibt nicht unbeobachtet. Der „gläserne Mensch“, der vor Jahrzehnten als Gefahr für den Individualismus beschrieben wurde, ist längst Wirklichkeit geworden.csm_Peter_Schaar.jpg_9c94cee509
Peter Schaar, der vormalige Bundesbeauftragte für den Datenschutz, hat jetzt ein Buch mit dem Titel „Das digitale Wir“ verfasst (edition körber, Hamburg). Wie er in seiner gesellschaftspolitischen Untersuchung feststellt, wird der Einzelhandel zu den „Absteigern“ gehören, denn die Internetökonomie wird ihm seine Geschäftsgrundlage rauben. Das macht er am Beispiel des Online-Versandhändlers „Amazon“ deutlich, der in Luxemburg nur drei Prozent Umsatzsteuer zahlt, während die deutschen Buchhändler für Bücher 7 Prozent und für elektronische Bücher 19 Prozent Mehrwertsteuer entrichten muss.
90 Prozent der von den deutschen Nutzern gestellten Suchanfragen landen heute schon bei Google, in den USA sind es sogar 75 Prozent. Dass mit der zunehmenden Vernetzung mit dem Anspruch auf dauernde Erreichbarkeit ein Vertrauensverfall einhergeht, das konstatiert der Datenschützer. Die stärkere Vernetzung führt seiner Ansicht nach auch nicht zu mehr Zusammenhalt.
„Das analoge Zeitalter kehrt nicht mehr zurück“, sagt Schaar. Auch Bill Gates, der Microsoft-Erfinder, war 1995 noch zurückhaltend und hat das Internet damals für einen „vorübergehenden Hype“ gehalten. Dabei hatte bereits 1936 der amerikanische Mathematiker Alan Turing den Universalcomputer erfunden, danach tüftelte der Deutsche Konrad Zuse 1937 am ersten elektromechanischen Rechner. Seit 1983 kennt man das Internet als die Vernetzung der Computer. Die Grünen in Deutschland gaben sich in den achtziger Jahren noch ausgesprochen technikfeindlich und wandten sich 1985 gegen die neue Internet- und Kommunikationstechnik.
„Die umfassende Vernetzung eines jeden Individiums hat dramatische Konsequenzen“, schreibt der Autor und Ray Kurzweil, der Cheftechnologie von Google, fragt: „Bewegen wir uns auf ein Zeitalter zu, in dem Menschen mit intelligenten Maschinen zusammenleben, wobei letzte das Sagen haben?“
Damit unsere grundlegenden Werte ihre Gültigkeit behalten verlangt Schaar eine gesellschaftliche und demokratische Kontrolle des Internets.
Peter Schaar: „Das digitale Wir“ (Unser Weg in die transparente Gesellschaft), ISBN 978-3-89684-168-1, 17 Euro, Verlag „edition körber“, Hamburg).

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