Zum Tode von Dr. Hans Schneider

Der langjährige Chefarzt des Gunzenhäuser Krankenhauses ist 95-jährig gestorben

„Der Beruf war die Erfüllung meines Lebens, aber als Chirurg muss man wissen, wann man aufhören muss.“ Das hat Dr. Hans Schneider bei seiner Verabschiedung als Chefarzt 1983 gegenüber dem seinerzeitigen Landrat Dr. Karl Friedrich Zink gesagt, der zu seinem engsten Freund in vielen Jahren der Zusammenarbeit geworden war. Von 1957 bis 1983, also 26 Jahre, war er der unumstrittene Chef am Krankenhaus. Am 27. Februar ist er im gesegneten Alter von 95 Jahren in seinem Haus in der Jahnstraße friedlich eingeschlafen. Auf seinen eigenen Wunsch ist die Trauerfeier im kleinsten Familienkreis.
Dr. Hans Schneider war ein gebürtiger Nördlinger. Seine SchneiderEltern Max Schneider und Frau Christina, geb. Rosenwirth, hatten hohe Ansprüche an ihn. Während sein Bruder Max das Schuhgeschäft übernahm, sein Bruder Helmut seit dem Russlandfeldzug 1944 als vermisst gilt und Schwester Elisabeth nach ihrer Heirat in Lindau eine neue Heimat fand, absolvierte Hans in Lauingen die Oberrealschule und begann in Dillingen ein Lehrerstudium, wobei er Zugang zur klassischen Musik fand. Zeit seines Lebens war das Cello sein Lieblingsinstrument. Mit ihm begleitete er später viele Jahre den Kammermusikfreundeskreis Gunzenhausen. Nach dem Arbeitsdienst und dem Militärdienst entschloss er sich, Medizin zu studieren. Noch während des Studiums erlebte er die Bombenangriffe auf München. Er erhielt 1945 eine Notapprobation, musste das Staatsexamen aber nach dem Krieg nach amerikanischem Standard wiederholen.
Im Jahr seiner Verehelichung mit Hildegard Jung 1947 trat er seine erste berufliche Station im Krankenhaus in Memmingen an, dann war er von 1952 bis 1953 Assistent an der Urologischen Abteilung am Diakonissenkrankenhaus Augsburg. Danach wechselte er als Oberarzt an das Kreiskrankenhaus nach Krumbach. 1957 kam Dr. Schneider an das Kreiskrankenhaus Gunzenhausen. Er war für seine ärztlichen Kollegen, das medizinische und das pflegende Personal nicht immer ein bequemer Vorgesetzter, zumal er seine eigene „100-Prozent-Mentalität“ auch von den anderen einforderte. Die Arbeit am Krankenhaus war sein Leben, der Neubau des Krankenhauses auf dem Reutberg sein Werk. Aber er war immer ein gerechter Chef. Das haben ihm die Mitarbeiter anlässlich seines Abschieds bestätigt.
Für seine Verdienste ist er 1982 mit dem Ehrenteller der Stadt Gunzenhausen ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung quittierte er damals mit den Worten: „Leben ohne freiwillige Übernahme von Pflichten durch die Mitglieder dieser Gesellschaft ist nicht möglich.“ Weil er viele Jahre Kreisvorsitzender des Roten Kreuzes und Präsident des Rotary Clubs Ansbach (später Weißenburg) war, ist er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden.
Als sich Dr. Schneider 1983 aus dem beruflichen Leben zurückzog,  widmete er sich seiner Familie, das heißt den Söhnen Wolfgang und Helmut  und deren Angehörigen sowie seiner zweiten Frau Dr. Barbara Gercke, die er 2001 ehelichte. Noch am 17. September letzten Jahres war es ihm vergönnt, einen Urenkel seines Bruders in die Arme nehmen zu dürfen. Der war auf den Tag genau 95 Jahre jünger als er.
Dr. Hans Schneider lebte im Geiste der Humanität und des politischen Liberalismus. Der Landkreis verliert mit ihm eine großartige Persönlichkeit. Über seinen Tod hinaus wird sein Name verbunden bleiben mit dem Krankenhaus Gunzenhausen, das er wie kein anderer geprägt hat.

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