Erinnerungen aus dem Zeitgut-Verlag
Am 1. September 2014 jährte sich zum 75. Mal der Jahrestag, an dem der verheerende Zweite Weltkrieg begann. Sechs lange Jahre, von 1939 bis 1945, dauerte das Zerstören geschaffener Werte und das Töten von Millionen Menschen an.
Harry Banaszak, Jahrgang 1931, hat überlebt. Sechs Jahre seiner Kindheit wurden vom Krieg geprägt. In dem Buch „Keiner hat mich je gefragt“ erzählt er Geschichten und Episoden von seiner Erziehung zu unbedingtem Gehorsam, zur Pflichterfüllung bis zur Selbstaufgabe. Er berichtet von Lehrern und Erziehern, die sich vor den Karren der damals Herrschenden spannen ließen, aber auch von denen, die trotz politischem Druck menschlich blieben und Herz zeigten. Er schreibt von seinen Gefühlen der Angst in der Reichspogromnacht und bei den Bombenangriffen auf Berlin, von einem kurzen Familienglück auf dem Lande während seiner ersten Kinderlandverschickung nach Thüringen, aber auch von deren späterer Kehrseite, den vom Stundenplan und vormilitärischen Drill bestimmten KLV-Lageralltag im Warthegau und in Posen, von der Flucht vor der Roten Armee – die ihn schließlich auf Usedom beim Volkssturmeinsatz doch einholt. Nach der Kapitulation lebt er eine Zeitlang in Zinnowitz unter Russen und Polen, sie retten ihn vor dem Verhungern, ja, er soll sogar Koch werden! Doch das Heimweh ist stärker. Auf einem selbst zusammengebauten Fahrrad strampelt Harry zurück nach Berlin – wo ihn seine Mutter Liesbeth und sein Vater, aber auch der Hunger der Berliner Nachkriegszeit erwarten. Der Vater will zurück in die alte Heimat der Familie, nach Polen – und Harry, der gerade wieder eine
Ausbildung begonnen hat, muss mit – und fügt sich. Schließlich gehört er zu der Generation von Jugendlichen, die nie gefragt, sondern denen stets nur befohlen wurde.
Harry Banaszak: „Keiner hat mich je gefragt“ (Ein Kriegskind erzählt/ 1931-1948), 160 Seiten, viele Fotos, Sammlung der Zeitzeugen (77), Zeitgut Verlag, Berlin; ISBN 978-3-86614-239-8, 9,90 Euro, Zeitgut-Verlag.
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