Gedanken von Peter Hahne zum Zustand unserer Gesellschaft
Sind unsere Schüler zu dumm für eine Lehrstelle? Das fragt Peter Hahne, der bekannte TV-Journalist und bekennende Evangelist in seinem Buch „Was wirklich zählt“. Es ist 2011 im Ullstein-Verlag erschienen und enthält lesenswerte Kurzgeschichten. Eine davon möchte ich im „Falk-Report“ den Lesern nicht vorenthalten.
„Da läuft doch was schief, wenn wir Schulen in Afghanistan bauen und uns um die Bildung in der Dritten Welt sorgen, aber ich kaum noch einen halbwegs fähigen Lehrling finde.“ Der Malermeister, der mir vor Monaten sein Leid klagte, hat nicht übertrieben. Aus einem Berufsbildungsbericht geht hervor, dass 15 Prozent der angebotenen Lehrstellen „wegen mangelndem Leistungsvermögen und unzureichender schulischer Qualifikation“ nicht besetzt werden können. 47,3 Prozent der Jugendlichen brauchen zwischen Schule und Lehre einen „Grundbildungskurs“. Auf den Punkt gebracht: Fast die Hälfte der jungen Bewerber sind zu dumm für eine Lehre, weil sie in der Schule und zu Hause nicht genug gelernt haben.
Dabei geht es um das, was man Allgemeinwissen nennt. Der Meister, der einen Koch oder einen Bäcker ausbildet, muss erwarten können, dass der ein Rezept lesen kann und weiß, was ein Gramm, ein Pfund oder ein Viertelliter ist. Ein Malerlehrling, der je ein Drittel Farbe anmischen soll, muss solche Berechnungen beherrschen. Doch selbst in den beliebten Quizrunden von Pilawa oder Jauch bleiben viele an einfachsten Fragen hängen. Unlängst wusste ein Pärchen mit Abitur nicht, wie viel Gramm ein halbes Pfund Butter hat.
Vieler junge Leute können in Stümmelsprache simsen und chatten, aber keine ganzen Sätze schreiben oder ein Buch lesen. Die Berliner IHK beklagt Defizite bei der Erziehung und der Allgemeinbildung: „Den Bewerben fehlt es an sozialer Kompetenz wie Pünktlichkeit und Ordnung, ohne die eine Lehre nun mal nicht funktionieren kann.“
Wenn deutsche Politiker „Bildung made in Germany“ zum Exportschlager hochjubeln und ständig von „Bildung für alle“ schwafeln, unsere Schulen jedoch verkommen lassen, läuft etwas gehörig falsch im „Entwicklungs-)Land der Dichter und Denker.
Es sind ja unsere Kinder, denen wir die Chance auf Ausbildung rauben. Sie können wir nicht auf die Anklagebank setzen, noch nicht einmal nur die Lehrer, denn jede Elterngeneration hat bekanntlich die Kinder, die sie verdient. Und für die Großeltern wird’s mal ganz schlimm. Wenn bald immer weniger Junge für immer mehr Alte sorgen müssen, von denen ein Großteil jedoch nicht ausbildungsfähig ist, gibt es für sie keinen schönen Lebensabend. Sondern nur stockfinstere Nacht.
Das Buch des Bestsellerautors, dem der Herausgeber seit Jahren in kollegialer Freundschaft verbunden ist, kann im Buchhandel für 9,99 Euro bezogen werden (ISBN 978-3-548-37420-8).
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