Wenig erforscht: der Nürnberger Exekutionstag

Vortrag von Prof. Hans Medick beim Historischen Verein für Mittelfranken

„Kaiserliches Lust-Feuerwerh auf den Frieden“ in Nürnberg (14. Juli 1650) – Kupferstich von Peter Troschel (Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel)

Der Nürnberger Exekutionstag ist selbst in der wissenschaftlichen Forschung bisher weitgehend unbekannt. Die Fans des FCN werden diesen Tag vielleicht auf den 18. Mai legen, wenn die Fußball-Bundesliga zu Ende geht und der Club absteigt, also „exekutiert“ wird. Die Historiker indes wissen, dass der „Nürnberger Exekutionstag“ eine 16-monatige Verhandlungsrunde am Ende des Dreißigjährigen Kriegs war, die die Aufgabe hatte, den Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück in den Details zwischen den beteiligten Kriegsparteien umzusetzen.

Prof. Hans Medick Foto: FR Presse

Prof. Hans Medick (80) wird als Pionier der Mikro-und Alltagsgeschichte gerühmt. Er war zu Gast beim Historischen Verein für Mittelfranken im Ansbacher Schloss, wo er über sein Spezialgebiet referierte, zu dem 2018 der Wallstein-Verlag das Buch „Der Dreißigjährige Krieg. Zeugnisse vom Leben mit Gewalt“ herausgab. Wie der Wissenschaftler vom Göttinger Max-Blank-Institut für Geschichte betonte, ist dieses Segment der mittelalterlichen Geschichte bisher von der Wissenschaft sehr wenig bearbeitet worden. Münster und Osnabrück sind die Orte, an dem der Dreißigjährige Krieg von 1618-48 die Diplomaten des Ende besiegelten, Nürnberg versammelte hingegen die Militärs von April 1649 bis Juni 1650 zum „Nürnberger Exekutionstag“. Das heißt, dass die Resultate des Völkerringens in allen Einzelheiten zwischen den Verhandlungspartnern diskutiert und praktisch umgesetzt wurden. Man entschied sich für Nürnberg, weil zunächst Prag wegen der politischen Lage in Böhmen nicht in Frage kam.

Die beiden „Delegationschefs“ der Konferenz waren auf schwedischer Seite der Feldmarschall Carl Gustaf Wrangel und auf kaiserlicher Seite General Ontario Graf Piccolomini, den sie auch „Herzog von Amalfi“ nannten. Beiden galten als weltmännisch aufgeschlossen und beide hatten ein ausgeprägtes Faible für große Feuerwerke und Festmahle. Der „Konvent der Generalitäten“, wie die Nürnberger Konferenz auch bezeichnet wurde, regelte den Abzug der am Krieg beteiligen Armeen und auch deren Entschädigung (Satisfaktion).

Prof. Medick nannte den Exekutionstag als über mehrere Monate agierende institutionelle Einrichtung einen „friedlichen Wettbewerb“, wobei das Ansehen der Beteiligten umso höher war  je mehr festliche Bankette sie genossen.  So ging das „Schwedisches Friedensmahl“ in die Geschichte ein. Es ist überliefert, dass sich die Generalitäten an sechs Gängen verlustierten, dazu gab es drei „Schaugerichte“, ein nicht essbares Beiwerk in Gestalt von Tischplastiken. Aber auch die gewöhnlich Sterblichen durften sich freuen, denn für sie wurden am „Trink Löwen“ (Weinbrunnen) sechs Stunden lang zwei gebratene Ochsen serviert. General Wrangel soll am 12. Juli 1650, dem großen offiziellen Abschluss der Konferenz, aus purer Freude nach Mitternacht sogar ausgelassen um sich geschossen haben. Wie der Wissenschaftler weiß, überboten sich die beiden Hauptverhandlungspartner gegenseitig mit Festmahlen auf der Johanniswiese, um das Ende eindrucksvoll in Szene zu setzen. Als die „Friedenssäule“, ein monumentales Feuerwerk, in die Höhe stieg, da sahen die Verhandler „die Zwietracht in Staub und Asche liegend“ und sie rühmten sich eines „vergötzlichen“ Endes.

WERNER FALK

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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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