In der Gunzenhäuser Konzertreihe gastierte das Duo Fortezza
Es klingt furchtbar kitschig, doch Musik ist manchmal mehr als eine Kombination von Tönen und Klängen. In den richtigen Händen ist Musik erhaben, eine sinnliche Erfahrung, die tief in die Seele eines Menschen dringt und Herzen bewegen kann. Einen solchen eindrucksvollen Moment durfte das klassikaffine Publikum vergangenen Sonntag in der Gunzenhäuser Stadthalle erleben. Dort traten zwei musikalische Seelenflüsterer im Rahmen der Konzertreihe auf.
Das armenisch-baskische Duo Fortezza berührt zu Tränen, bringt zum Lachen und sorgt für Gänsehaut. Oft liegen zwischen diesen körperlichen Reaktionen nur wenige Momente. Es ist daher wohl Kalkül, dass Enrique Ugarte und Koryun Asatryan die vorher veröffentlichte Setlist nur als „Empfehlung“ wahrnahmen. Im Laufe des Konzerts überraschten sie mehrmals und reagierten auf Stimmungen des Publikums durch einen Wechsel der Titel. Das ist fies, ist es der regelmäßige Zuhörer doch gewohnt, das Programmheft in der Hand zu halten und sich an einer festen Reihenfolge der Stücke abzuarbeiten. Nun war er den begnadeten Musikern ausgeliefert, emotional unbewaffnet und einem Sog der Gefühle ausgesetzt.
Enrique Ugarte und Koryun Asatryan kümmert es nicht, ob Mozart für ein ganzes Orchester geschrieben hat, Giora Feidman für seine Klezmerstücke gerne Klarinetten gehabt hätte oder Vittorio Monti Geigen für seinen Czardas bevorzugte. Wenn die beiden ein Werk gut finden, dann wird es angepasst und modifiziert, bis es am Ende nach unzähligen Feinarbeiten den Klangwelten von Akkordeon und Saxophon entspricht. Es steckt wahnsinnig viel Schaffenskraft und Energie in diesen Umarbeitungen, der Klang- und Ausdruckskorridor des Duos kennt – rein gefühlsmäßig – keine wahrnehmbaren Grenzen. Es ist schlichtweg phänomenal den beiden Ausnahmekünstlern lauschen zu dürfen.
Libertango von Astor Piazzolla oder der Säbeltanz von Aram Chatschaturjan waren bekanntere Stücke an diesem überraschenden Abend. Contrabajeando (Astor Piazolla), Uf dem Anger (Carl Orff) oder La Fiesta (Chick Corea) werden dagegen seltener auf Klassikbühnen gespielt. Mit dem spanisch-amerikanischen Jazzpianisten war Enrique Ugarte persönlich befreundet, sein Tod 2021 muss eine große Lücke beim sympathischen Musiker hinterlassen haben. Sein melancholisches Akkordeonspiel beim Stück Spain rührte daher wohl auch aus persönlichen Gründen zu Tränen, vor allem die nicht hörbaren Töne glichen kleinen Nadelstichen tief in die Seele eines jeden Zuhörenden. Sein kongenialer Partner Karyun Asatryan hatte alle Tasten voll zu tun, legte aber nach und nach eine fröhlichere Klangschablone über das Ausgangsmaterial. Heraus kam ein Meisterwerk mit Tiefgang und Raffinesse. Hier haben sich zwei großartige Musiker gefunden, die auch als Menschen offenbar wunderbar harmonieren und Gefühlen durch Instrumenten Ausdruck geben. Völlig zurecht wurde das Duo Fortezza am Ende mit Standig Ovation bedacht.
Mit der Gunzenhäuser Konzertreihe geht es am Sonntag, 25. Februar 2024, um 19.30 Uhr in der Stadthalle weiter. Dann treten die Violinistin Tianwa Yang und der Pianist Haiou Zhang auf. Nähere Informationen hierzu gibt es unter www.gunzenhausen.info. Die Konzertreihe wird durch die Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen finanziell unterstützt
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