Verdienste um Triesdorf

Dr. Günter Tiggesbäumker verstorben

Der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e. V. trauert um sein langjähriges Mitglied Dr. Günter Tiggesbäumker. Wie der Verein durch seine Witwe Dr. Marlene Tiggesbäumker erfahren hat, verstarb Dr. Tiggesbäumker bereits am 27. September 2023 im Urlaub in Altaussee (Salzkammergut/Steiermark) in Folge eines Autounfalls.

Geboren wurde Günter Tiggesbäumker am 9. Juli 1948 im Münsterland und studierte nach seiner Schulzeit an der Universität Münster Geschichte, Geographie und Ethnologie. Nach Beeendigung seiner umfangreichen Studien schrieb er über die bedeutende Russlandreise von August Freiherr von Haxthausen (1792-Silvesternacht 1865/1866) seine Dissertation: „Zur Kulturgeographie von Transkaukasien und Armenien in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts nach den Aufzeichnungen des Freiherrn August v. Haxthausen.“

Nach seiner Promotion wechselte Dr. Günter Tiggesbäumker an die Universität Bamberg als akademischer Rat. Das Fach Geographie wollte als neuen Schwerpunkt Historische Geographie in Forschung und Lehre einführen, und da konnte Tiggesbäumer durch sein breit angelegtes Studium sich natürlich hervorragend einbringen. Aus dieser Bamberger Zeit folgte die erste Begegnung mit Triesdorf, denn Tiggesbäumker nahm den Altkartenbestand der Staatlichen Bibliothek Ansbach auf, welches 1983 als Buch erschien – darin enthalten der große Triesdorfer Gartenplan von Leopoldo Rettÿ aus dem Jahr 1734.

Dieses Projekt an der Schlossbibliothek Ansbach war so wirkmächtig, dass daraus eine Sonderausstellung im Markgrafenmuseum Ansbach samt Katalog im Jahr darauf folgte. Die Verbindung Tiggesbäumkers zu Ansbach sollte bis zu seinem Tod währen, war doch der Wissenschaftler bis zuletzt ein begeisterter Besucher der Bachwoche Ansbach. Tiggesbäumker war also auch ein großer Freund der Musik.

Im Jahr 1986 wechselte Dr. Günter Tiggesbäumker an die Universität Paderborn und zog mit seiner Ehefrau Dr. Marlene Tiggesbäumker auf Haus Bökerhof. Dort wurde 1989 ein Verein gegründet, die Bökerhof-Gesellschaft, und Dr. Günter Tiggesbäumker wurde deren Geschäftsführer. Für das Museum Bökerhof erstellte Günter Tiggesbäumker natürlich einen Führer: Bökerhof. Das Haus, seine Geschichte und seine Bewohner (2000). Das Museum sollte nicht nur besichtigt werden können, sondern auch wieder kulturelle Begegnungsstätte werden. So, wie dies bereits im 19. Jahrundert der Fall war als dort die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff wohnte.

Eine neue Aufgabe wartete tatsächlich in Paderborn auf Dr. Günter Tiggesbäumker: Die Aufnahme des Bestands der Fürstlichen Bibliothek auf Schloss Corvey. Tiggesbäumker wurde Geschäftsführer des Corvey-Instituts für Buch- und Bibliotheksgeschichte am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Paderborn. Eine Aufgabe, die er bis zu seinem Tod mit Leidenschaft vorantrieb. Denn auch nach seinem Ruhestand 2013 und Auflösung des Corvey-Instituts 2016 blieb er Leiter der Fürstlichen Bibliothek in Corvey. Zuletzt erschienen über Corvey der Bildband Corvey – Welterbe an der Weser (2015) und die beiden Führer Welterbe Corvey. Schloss, Kirche, Museum (2021) sowie Das Herzogliche Haus Ratibor und Corvey. Herkunft und Bedeutung einer Fürstenfamilie (2023).

Günter Tiggesbäumker wechselte also von der historischen Geographie zur Literaturgeschichte – und fand in Triesdorf Stoff für ein weiteres Projekt. Tiggesbäumker widmete sich der historischen Schriftstellerin Lady Elizabeth Craven als letzte Markgräfin von Brandenburg-Ansbach und Bayreuth. 1993 fasste Dr. Günter Tiggesbäumker die Ergebnisse seiner Forschungen in einem Vortrag in der Alten Reithalle zu Triesdorf zusammen. Ein Jahr später erschienen dieser Vortrag als Sonderdruck Nr. 6 beim Verein der Freunde Triesdorf – und liegt noch heute vor. Als dann Jahre später die Freunde Triesdorf die Reise der Lady Craven in die Türkei 1785/1786 als Nachdruck herausgaben, zögerte Dr. Günter Tiggesbäumker keine Sekunde und sagte sofort seine Mitarbeit zu. Und steuerte eine Einführung zu dem Nachdruck 2010 bei.

Der Verein der Freunde Triesdorf und Umgebung e.V. verliert mit Dr. Günter Tiggesbäumker nicht nur ein langjähriges Mitglied. Die Freunde Triesdorf verlieren mit ihm gleichzeitig einen verdienten Wissenschaftler, der sich mit der Geschichte von Triesdorf intensiv beschäftigte und seine Ergebnisse an die Bevölkerung wirksam vermittelte. Die Freunde Triesdorf danken ihm für seine Treue und Mitarbeit und halten ihn im ehrenvollen Gedenken.

Carl-Alexander Mavridis

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