Klaus Karl-Kraus gastierte in Gunzenhäuser Stadthalle
Die ereignisreiche Kabarettkarriere des Erlangener Kultkomikers Klaus Karl-Kraus, genannt KKK, erstreckt sich mittlerweile auf mehr als vier Jahrzehnte. Er frotzelt und witzelt sich seit jeher gekonnt über die Bühnen mitten in die Herzen seiner Fans. Diese sind mit ihm gewachsen und älter geworden, KKK ist einer von vielen emotionalen „Der war schon immer gut“-Begleitern durchs Leben. KKK ist kompetenter Beobachter des fränkischen Milieus und hat ein einfaches Erfolgsrezept: Er greift Gemeinplätze auf, gewürzt mit einer deftigen Brise von „früher war alles besser“. Ohne Hektik setzt er Dialektspitzen, manchmal ist es ein oberfränkisches „Dellerla“, dann wieder ein mittelfränkisches „wulchern“. Das schafft Verbindung zum amüsierwilligen Publikum, immerhin ist KKK „einer von uns“, die personifizierte Kritik des Alltags. KKK formuliert dies als „den Menschen aufs Maul schauen“ und zwischen den Zeilen erfahren wir etwas darüber, was er vielen anderen Kabarettisten voraus hat: Er kommt nicht oberlehrerhaft, eher freundschaftlich rüber. Selbstverständlich macht er Randgruppenwitze (Preußen, Helikoptereltern), er bleibt aber politisch korrekt. Sein wallendes Haar, das spitzbübische Lächeln, die bunte Faschingsweste – seine Optik hat karnevaleske Züge und provoziert den ein oder anderen Schmunzler. Vergangenen Sonntag war KKK auf der kleinKUNSTbühne in Gunzenhausen zu Gast. Aufgrund herbstlichen Sommerwetters mit Frostbeulengefahr wurde sein Auftritt kurzfristig vom Falkengarten in die Stadthalle verlegt.
KKK-Botschaften kommen mit dem Holzhammer, ein Zwischen-den-Zeilen-Lesen ist unnötig. Wenn Transferaufgaben Mangelware sind, wartet oft Massenhumor. So sind AfD und andere „braune Deppen“ selbstverständlich schrecklich, „Evangelischen“ fehlt das Fegefeuer und daher sind und bleiben sie „Warmduscher“. Ach ja, und eine ordentliche „Schelle“ hat noch keinem Kind als praktische Erziehungsmaßnahme geschadet. Einzelne Bravo- und Jawohl-Rufe aus dem Publikum zeigen: Gering dosierte Provokation führt zu großem Zuspruch. Kabarett hat den Vorteil, dass vieles gesagt werden kann, was sonst hinter verschlossener Tür im Privaten bleibt. Lösungen hat KKK freilich keine im Gepäck, nur gelassener sollen die Zuhörerinnen und Zuhörer werden, sich ihres westlichen Wohlstands bewusst sein, Verzicht üben und nicht mehr so viel in Urlaub fliegen. Abgesehen von behutsam gestreuten Leberkäse- und Bratwurstphantasien – das gängige Meinungsnarrativ hat seine Freude am aktuellen Programm. Natürlich wird am Ende auch eine Brücke zur Jugend von heute geschlagen („Generation Z“ oder so). Die ist nicht schlimmer als früher, die Welt hat sich bloß verändert. So wird mittlerweile gerne ausgeteilt, einstecken will aber keiner mehr.
Ja, es ist ein Erlebnis KKK zuzuhören. Ja, viele seiner Witze sind lustig. Vor allem seine „Beichtstuhlgeschichten“ begeistern und wenn er in der Folge über die „Studierda“ herzieht oder über „Schäuferlasgräber“ zetert, brechen bei vielen der Anwesenden die Dämme. Humor ist, wenn Mann oder Frau trotzdem lacht und KKK hat ein Händchen für richtig sitzende Pointen. Letztlich will er „nur Spaß und einen schönen Abend“ haben… was beim Blick in die glücklichen Publikumsgesichter vollends gelungen ist.
Die Gunzenhäuser kleinKUNSTbühne findet nächsten Sonntag, 13. August 2023, um 19 Uhr mit der Musik von Orchestra Mondo eine Fortsetzung. Tickets können über alle Reservix-VVK-Stellen oder online unter www.reservix.de erworben werden. Veranstaltet wird der Auftritt von der Stadt Gunzenhausen. Nähere Informationen und Auskünfte erhalten Sie im Kulturamt der Stadt, Tel. 09831/508 109 oder -300 bzw. per E-Mail an kulturamt@gunzenhausen.de
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