Glücksbringer alle ausgeflogen

Neues Rekordjahr bei Meister Adebar

Die Berolzheimer Störche haben einen herrlichen Rundblick.


Der Klapperstorch hat’s gut in unserem Landkreis. Mehr als 90 Jungvögel sind in diesem Jahr erfolgreich großgezogen worden und treten schon bald ihren Weg in den Süden an. Mit mittlerweile 48 besetzten Horsten im Landkreis wächst die Zahl der Weißstorchbrutpaare weiter.

Schon seit 1984 begleitet die LBV-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen den Weißstorch und dessen Schutz. Dank der Unterstützung der ehrenamtlichen Storchenschützer konnte das in den 80ern ins Leben gerufene bayernweite Artenhilfsprogramm mittlerweile beendet werden. Erfolgreich. Ein großer weiß-schwarzer Vogel mit geradem Hals im Flug? Was könnte das sein? Natürlich, der Weißstorch. Gerade kann man den bekannten Kulturfolger wieder vielfach im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen beobachten. Denn Meister Adebar, wie der Weißstorch im Volksmund auch häufig genannt wird, hat sich hier prächtig erholt und zeigt wieder ein Jahr mit steigenden Jungvogelzahlen. Über die Jahre ist die Zahl der Brutpaare stetig gestiegen. Allein 48 Horste wurden in diesem Jahr bezogen. Als Horst bezeichnet man beim Storch und anderen Großvögeln wie z.B. Adlern ihr Nest. In 38 Fällen konnte mit Erfolg gebrütet werden. Somit stehen derzeit mehr als 90 Jungvögel auf eigenen Beinen und sammeln sich bald für ihren ersten Flug in Richtung Süden. Ab Herbst steht für die meisten unter ihnen der lange Flug in den Süden an. Schon ab Juli und August sammeln sich die jungen Weißstörche in großen Schwärmen. Entlang der Altmühlwiesen können diese gut beobachtet werden. Mehrheitlich fliegen unsere bayerischen Weißstörche über die Westroute nach Spanien, einige auch noch weiter in den Süden. Viele bleiben heute aber auch schon in Spanien, da sie dort gute Bedingungen finden. Zudem gibt mittlerweile auch Weißstörche, die bei uns überwintern.
Zu den 90 Jungstörchen aus diesem Jahr kommen mittlerweile noch um die 100 Altstörche, welche im Landkreis ihre Heimat gefunden haben. Dem Weißstorch ging es jedoch nicht immer so gut. 1988 hatte der Weißstorch seinen Tiefstand von nur 58 Brutpaaren in ganz Bayern erreicht. Schon 1984 wurde wegen es starken Bestandsrückganges deshalb das bayernweite Artenhilfsprogramm Weißstorch ins Leben gerufen. Hier engagieren sich seither viele Ehrenamtliche des LBV im Auftrag des Landesamtes für Umwelt für den Arterhalt des markanten Charaktervogels. Lebensräume wurden verbessert, Kunsthorste errichtet. Mit großem Erfolg. Seit 2017 ist das Programm beendet. Die Art konnte sich binnen 30 Jahren wieder erholen.
Für die Nester sind bayernweit rund 300 ehrenamtliche LBV-Horstbetreuer zuständig. Sie pflegen bei Bedarf die Horste, behalten die Brut im Auge, notieren Wieder- und Neubesiedelungen und zählen regelmäßig den Vogelbestand. Einer davon ist Bernhard Langenegger von der LBV-Kreisgruppe. Neben seiner Tätigkeit als Horstbetreuer zudem noch als Storchenberinger tätig, dokumentiert er Jahr für Jahr die Brutzahlen der ansässigen Störche. Jedes Jahr wieder werden die bekannten und neu errichteten Horste besucht. Mit Unterstützung der regionalen Feuerwehren werden per Drehleiter die Nester sicher erreicht. Oben werden die Jungen gezählt und beringt. Durch kleine Ringe, die oberhalb des sogenannten Tarsalgelenks angebracht werden, kann die Herkunft der Störche und der weitere Lebensweg verfolgt werden.
Keine neuen Kunsthorste mehr nötig: Dem Weißstorch wieder mehr Raum in unserer Landschaft zu lassen, beflügelt die natürliche Entwicklung der Art, wie man an ihrem natürlichen Brutverhalten sehen kann. Ihrer Natur nach brüten Weißstörche wie der nahverwandte Schwarzstorch meist auf Bäumen, gelegentlich auch auf Felsen, wie Paare aus Treuchtlingen oder auch Muhr am See zeigen. Immer mehr Nester werden wieder in Bäumen gebaut. „Diesen Weg zurück zu ihrem natürlichen Brutverhalten wollen wir unterstützen und stellen daher keine Kunsthorste mehr auf,” sagt Bernhard Langenegger, Storchenbeauftragter der LBV-Kreisgruppe.
Wachsende Zahl der Störche als Problem im Wiesenbrüterschutz? Immer wieder erreichen den LBV in den letzten Jahren auch Anfragen zum Thema: Storch und Wiesenbrüterschutz. „Wir freuen uns sehr über diese Anfragen, weil es zeigt, dass die Menschen da draußen aufpassen und mehr Aufmerksamkeit für unsere Natur vorhanden ist!“, berichtet Sebastian Amler, der Vorsitzende des LBV im Landkreis. „Als Opportunist nimmt der Storch alles an Nahrung, was er vor seinem Schnabel findet und klein genug für ihn ist. Normalerweise Mäuse, Würmer, Insekten. Es können aber auch mal Amphibien, Fische, Aas oder, wenn sie vor seinem Schnabel sind, auch Vogelküken sein“, „Wir gehen derzeit jedoch nicht davon aus, dass die steigenden Brutzahlen der Störche einen erheblichen Einfluss auf unsere Wiesenbrüter haben“, so Amler. Wiesenbrüter, wie Kiebitz und Brachvogel haben Abwehrmechanismen. Altvögel greifen tagaktive Feinde an, wenn sie Gelege oder Küken zu nahekommen, auch Störche. Die Küken ducken sich weg. Die Probleme unserer Wiesenbrüter finden sich vor allem in anderen Bereichen, wie der fehlenden Nässe, der Zunahme von Gehölzen und Schilf, nachtaktiven Prädatoren, Störungen durch den Menschen und der abnehmenden Vielfalt der Wiesen. „Wir werden das Thema aber weiter im Blick behalten!“, versichert Storchenfachmann Langenegger, der selbst auch im Wiesenbrüterschutz aktiv ist.


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Die Beiträge kommen vom Herausgeber und von Gastautoren. Im Mittelpunkt stehen kommunalpolitische und gesellschaftspolitische Themen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen ist es mir wichtig, historische Beiträge zu veröffentlichen.

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