Gelungener Auftakt

Gunzenhäuser Konzertreihe wurde eröffnet

Die Klassikliebhaber kamen beim Auftritt der Hamburger Bläser voll auf ihre Kosten. Foto: StGun/Grosser

Der klassikbegeisterte Franke ist gelegentlich ein seltsames Wesen und diesbezüglich auch nur schwer zu lesen. Wenn ihr oder ihm eine musikalische Darbietung gefällt, dann neigt sie oder er den Kopf leicht zur Seite und lauscht konzentriert. Manchmal umgreift die rechte oder linke Hand unterstützend den Unterkiefer, die Beine werden leger überschlagen und die Augen schließen sich für kurze Momente, offenbar zur Förderung der Konzentration. Spielpausen nutzt sie oder er, um erst – meist verhalten – zu klatschen, dann zum Sekt zu greifen und sich anschließend in die Ursprungsposition zurückzubewegen. Dass das auch anders geht, bewies das Publikum beim Auftakt der 2. Gunzenhäuser Konzertreihe am letzten Sonntag. Das international erfolgreiche Hamburger Bläserquintett gastierte in der Stadthalle, und dieses hochwertige Musikangebot wurde kräftig beklatscht.

Wer selbst zum Blasinstrument greift, der weiß, dass Musizieren zeitweise auch sehr anstrengend sein kann. Gerade klassische Musik will perfekt gespielt sein, und das verlangt höchste Konzentration und absolute Fingerfertigkeit. Ein Leichtes für die Truppe aus dem Norden, die innerhalb kürzester Zeit beweisen kann, was mit Blasinstrumenten so alles möglich ist. Das Hamburger Bläserquintett setzt sich aus Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott zusammen, eine Mischung, die eine ganz eigene Klangkulisse hervorruft. Im Halbkreis sitzend, interpretieren die Künstlerin und die Künstler das anspruchsvolle Musikprogramm, nur in Ansätzen lässt sich überhaupt erahnen, dass sich wohl auch Profis beim Musizieren anstrengen müssen. Kleine Schweißperlchen zeugen vom Aufwand, aber auch vom hohen Niveau der Stücke, die u.a. von Anton Reicha und Jacques Ibert stammen.

Für Klassikliebhaberinnen und -liebhaber faszinierend, ist die hohe, fast filigrane Klangqualität und die Reinheit der Töne, die selbst am Ende eines sicher kräftezehrenden Konzertabends noch klar zu vernehmen sind. Wer sich zurücklehnt und sich konzentriert, der wird in andere Welten entführt. Die Stücke sind abwechslungsreich und ergänzen sich ausnahmslos. Überraschende, selten gespielte Stücke wie Astor Piazzollas „Oblivion“ werden durch bekanntere Werke wie Beethovens „Bläseroktett Es-Dur op. 103“ abgelöst. Die Vielfalt sorgt für Spannung und staunende Gesichter. Ein Highlight des Abends war sicher Jacques Iberts Trilogie „Trois Pièces Brèves“, denn es schien plötzlich, als würden die Instrumente sprechen können. In kurzen Momenten wähnte man sich gar in einem Stummfilm der 1920er Jahren mit musikalischer Begleitung. Ein ungewöhnlicher Hörgenuss, den nur Musik höchster Qualitätsstufe erzeugen kann.

Neben genannten Komponisten widmete sich das Hamburger Bläserquintett auch dem Romantiker Paul Taffanel. Dieser verarbeitete in seinem „Quintett g-Moll op. 56“ die persönliche Sehnsucht nach nüchterner Klassik, angereichert mit ein wenig Mystik und emotionalen Spitzen. Als Zugabe ging es dann nach Osteuropa und beschwingt mit Klängen von Ferenc Farkas in den Feierabend.

Wer das Konzert mit dem Hamburger Bläserquintett verpasst hat, der sollte sich Sonntag, 20. November 2022, vormerken, denn dann kommt Ausnahmepianist Kotaro Fukuma nach Gunzenhausen in die Stadthalle. Los geht es um 19.30 Uhr. Informationen und Karten erhalten Sie über das städtische Kulturamt unter Tel. 09831/508 109 oder per E-Mail an kulturamt@gunzenhausen.de.   

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