Ansbacher Landrat würdigt Nachbarschaftshilfe
Der wöchentliche Einkauf, ein Spaziergang durch die Stadt, ein Schreiben für die Behörde oder der Gang zum Arzt: Gerade für ältere Menschen können alltägliche Verrichtungen zum Problem werden. In der Stadt Rothenburg und darüber hinaus leistet der Verein „Die Wegwarte“ Nachbarschaftshilfe im besten Sinne – und sorgt so dafür, dass Senioren ebenso wie behinderte Menschen am öffentlichen Leben teilhaben können. „Sie sind ein echtes Vorbild“, würdigte Landrat Dr. Jürgen Ludwig bei einem Besuch das Engagement der aktuell über 20 aktiven Helfer. Seit 2015 zeichnet der Landkreis Ansbach beispielgebende Projekte in der Seniorenarbeit aus.
„Die Wegwarte“ sei vor 25 Jahren als Projekt an den Start gegangen und halte das Engagement nach wie vor aufrecht, so das Lob des Landrates. Für Inge Genther, die im Landratsamt Ansbach unter anderem für die Seniorenhilfeplanung zuständig ist, ist „Die Wegwarte“ ein sehr gutes Beispiel, wie älteren Mitbürgern möglichst lange ein Leben in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung ermöglicht werden kann – und zwar selbstständig und selbstbestimmt. „Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn es gelingt, möglichst viele Projekte in den Städten und Gemeinden anzustoßen, die den sozialen Nahraum für die älteren Menschen gestalten und damit ihre Lebensbedingungen in der jeweiligen Kommune verbessern“, sagt Inge Genthner.
Genau aus diesem Grund hat der Landkreis Ansbach bereits im Jahr 2015 einen zweijährlich stattfindenden Wettbewerb ins Leben gerufen. In dessen Rahmen werden besonders gut gelungene Projekte in der Seniorenarbeit gewürdigt und bekannt gemacht. Gleich im Jahr der Premiere landete „Die Wegwarte“ auf Platz 2. Die Entscheidung wird stets von einer Jury aus Vertretern des Begleitgremiums für das Seniorenpolitische Gesamtkonzept und des Landratsamtes Ansbach getroffen. Aktuell läuft wieder die Bewerbungsphase. Für den Förderpreis kommen alle in der Seniorenarbeit engagierte Organisationen, Vereine, Verbände, Kommunen und Privatpersonen im Landkreis Ansbach in Frage. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro für den ersten, 2.000 Euro für den zweiten und 1.000 Euro für den dritten Platz verbunden. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Dezember 2021.
Seit 2016 ist Joachim Greis Vorsitzender des Vereins „Die Wegwarte“. Das bewährte Konzept wurde fortgesetzt. „Helfen macht ungemein Freude“, findet Greis. „Aber: Man muss sich einlassen.“ Das gelte für den Helfer ebenso wie für den Hilfesuchenden. Eine feste Zuteilung der Personen sorgt bei der „Wegwarte“ dafür, dass Vertrauensverhältnisse, ja Freundschaften entstehen. Die heute 85-jährige Frieda Gerstner beispielsweise besuchte regelmäßig eine Dame zum Spielenachmittag. „Das Spielen wurde ihr irgendwann zu viel – mir fehlt es jetzt“, sagt sie und lacht. Warum sie sich im Verein engagiert? Ganz einfach: „Es kommt viel zu einem selbst zurück.“
Ihre Grenze ziehen die Ehrenamtlichen da, wo es professionelle Anbieter gibt. Man wolle keinem Pflegedienst, keinem Handwerker und auch keinem Taxiunternehmen Konkurrenz machen, beteuern die Mitglieder, sondern schlicht Alltagshilfe leisten. Da werden Briefe geschrieben, wird der Müll entsorgt, der Einkauf die Treppe hochgetragen, unternimmt man einen Ausflug, kommuniziert mit Angehörigen – oder ist einfach da und hört zu. Eine Erfahrung haben bereits viele Helfer gemacht: Außenstehenden öffnen sich die Hilfesuchenden häufig mehr als Angehörigen. Da ist manchmal menschliches Fingerspitzengefühl gefragt.
Aufgrund der treuen Ehrenamtlichen hat „Die Wegwarte“ die Beschwernisse der Corona-Pandemie bisher meistern können – auch wenn beliebte Veranstaltungen wie ein Kaffeenachmittag, die Jahresfeier und das Sommerfest, sowie die Hauptversammlung nicht wie gewohnt stattfinden konnten. Die Rückkehr in eine geordnete Normalität ist daher einer der großen Wünsche unter den Ehrenamtlichen. Auch ein Büroraum fehlt dem Verein, um eine persönliche Erreichbarkeit sicher zu stellen. Derzeit können nur Nachrichten auf den Anrufbeantworter gesprochen werden, den Vorsitzender Greis regelmäßig abhört.
Zukunftsorientierte Seniorenarbeit, zu der Vereine wie „Die Wegwarte“ einen wichtigen Beitrag leisten, hat seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert im Landkreis Ansbach. Denn klar ist: Aufgrund der demografischen Entwicklung sind Veränderungen unabdingbar, um die Lebensqualität für die Bevölkerung zu sichern. Arbeitsgrundlage für alle Maßnahmen, die hiermit in Zusammenhang stehen, ist das Seniorenpolitische Gesamtkonzept, das erstmals im Mai 2012 vom Kreistag verabschiedet wurde. Mit der im Oktober 2020 durch den Kreistag verabschiedeten Fortschreibung wurde das Konzept weiterentwickelt und aktualisiert. Es enthält unter anderem statistischen Daten zur Entwicklung der Bevölkerung und analysiert Handlungsfelder wie Mobilität, das Wohnen zu Hause und die Unterstützung pflegender Angebote.
Weitere Infos zum Thema gibt es auf der Internetseite www.landkreis-ansbach.de unter dem Stichwort „Seniorenprojekte“.
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