Waldwirtschaft trotzt Klimawandel

Unsere Wälder müssen nach den Ausfällen der letzten extrem trockenen Jahren zügig in ungleichaltrige und standortangepasst auch nach Baumarten gemischten Jungbeständen neu aufgebaut werden. Dies ist am kostengünstigsten und naturgemäß vor allem über die natürliche Verjüngung vorhandener heimsicher Baumarten zu erreichen, empfiehlt Dieter Popp von der FUTOUR Regionalberatung in Haundorf. Dort wo keine der als zukunftsfähig angesehenen Baumarten für eine Verjüngung vorhanden sind, können auch Ergänzungspflanzungen erfolgen. Und zur natürlichen Wiederbewaldung größerer Kahlflächen ist das bewusste Zulassen eines Vorwaldes aus heimischen Pionierbaumarten einer aufwendigen Pflanzung eindeutig vorzuziehen. Unter deren Schatten und Binnenklima spendenden Schutzschirm wandern in der Regel die gewünschten Baumarten auch wieder ein. Aber selbst für  Ergänzungspflanzungen bietet sich der Schutz eines solchen Vorwalds als eine optimale Alternative an.

Angesichts immer dramatischer klingender Klagen der Waldbesitzerverbände und der Staatsforsten über die Folgen einer für unsere Breiten außergewöhnlichen Trockenheit und etwa 285.000 ha weitgehend abgestorbener Wälder in Deutschland werden die die Forderungen immer lauter, dass hier der Staat einspringen möge, um den schlimmsten Befürchtungen Einhalt zu gebieten. Nahezu eine Mrd. EURO haben der Bund und die Länder aber bereits zur Wiederaufforstung und anderer Schutzmaßnahmen bereitgestellt. Bislang sind davon aber erst geringe Anteile von Berechtigten abgerufen worden. So wichtig diese Maßnahmen auch sind, nicht immer werden sie zukunfts-orientiert und im Sinne einer naturnahen Wald-Entwicklung eingesetzt. Und es muss auch kritisch hinterfragt werden, ob vergleichbare Leistungen nicht auch ohne diese finanzielle Unterstützung aus Steuermitteln erreichbar sein werden. Denn die 285.000 ha sind ja weiterhin Wälder, nur mit einer  eigenständigen natürlichen Waldentwicklung.

Denn viele dieser Fördermittel werden in die Aufforstung mit aus Baumschulen kommendem Pflanzmaterial gesteckt. Hier besteht die große Gefahr des Ausfalls dieser empfindlichen Baumzöglinge unter den realen Klimabedingungen. kann dieses Aufforstungssystem aber wieder in eine Sackgasse führen. Aber es entstehen dabei, vor allem bei größeren Flächen erneut wieder gleichaltrige Waldbestände. Das Ziel sollten aber stufig aufbaute und entsprechend altersklassengemischte Waldbestände sein.

Dagegen können waldbauliche Maßnahmen, die auf eine natürliche Verjüngung mit auf sich selbst ansamenden Jungpflanzen setzen, widerstandsfähige Jungwälder mit tiefgründigen Wurzeln und einer am Standort bereits bewährten genetischen Veranlagung erzielen. Und nur auf diese Weise entstehen dauerhaft stabile Wälder mit einer kleinräumigen Struktur sowie dem immer wertvolleren kühlen Waldbinnenklima. Nur solche vielfältig widerstandsfähigen Wälder haben dann auch die Chance, mit ihren laufenden Holzzuwächsen den CO²-Anstieg in der Atmosphäre zu nutzen, um ihn langfristig in Biomasse und Boden zu binden.

Unsere heimischen Waldbäume passen sich wesentlich besser an die klimatischen Veränderungen an, als wir das wahrhaben wollen. So ist z.B. die aktuell zu beobachtende Streuung der trocknis-bedingten Laub- und Nadelverluste unserer Rotbuchen und Weißtannen auf deren unterschiedliche genetische Ausstattung und damit Trockenheitstoleranz zurückzuführen. Es fallen also nicht – wie beklagt – sogar die standortheimeichen Buchen und Tannen aus, sondern sie differenzieren sich gerade über eine erfolgreiche natürliche Verjüngung aus genetisch bereits angepasstem Saatgut! Die Waldbesitzer müssen das Vertrauen und den Mut in diese Selbstregulationskräfte der Natur setzen und sollten nicht aufgeben. Die in diesem Herbst sogar Laien sichtbar gewordenen Bucheckern-Mengen – eine sog. Not-Fruktifikation – birgt jetzt die große Chance, dass diese in ihren genetischen Anlagen bereits besser an die veränderten klimatischen Rahmenbedingungen an diesem Standort angepasst sind, als alle anderen hier ggf. künstlich einzubringenden Baumsetzlinge fremder Herkunft.

Da wird dann viel zu leichtfertig auf Exoten aus Nordamerika und Nordafrika (Douglasie, Sitkafichte, Küstentannen, Thuja, Sequoia, Omorika, Zedern u.a.), statt auf viele hier in Europa bereits in Trockenregionen bewährte und sich ständig genetisch anpassende standortheimische Baumarten zu setzen. Das wären neben den Weißtannen, Rotbuchen und Eichen  auch weitere klimarelevante Baumarten, deren natürliche Zuwanderung aus Südosteuropa ohnehin zu erwarten ist. Denn nahezu alle unsere Baumarten sind nach der Eiszeit um die östlichen Alpenausläufer aus der appeninischen Halbinsel oder dem Westbalkan zugewandert. Und daher könnten wir – um klimaresistentere Baumarten als Ergänzung ggf. zu pflanzen – gerade auf solche potenziellen Zuwanderer setzen. Dazu zählen u.a. die Zerr- und die Flaumeiche, die Manna-Esche, der Burg-Ahorn, die Hopfenbuche oder die illyrische Buche, die alle weit mehr Trockenheit verkraften als unsere aktuell heimischen Baumarten.

Es stehen uns also eine beachtliche Anzahl trockenresistenter Baumarten aus dem südosteuropäischen Genpool zur Verfügung, der Heimat all unserer Waldbäume. Warum dann mit allen Risiken in die Ferne schweifen….? Problematisch ist nämlich bei allen Exoten von anderen Kontinenten, dass diese – auch wenn sie schon Jahrzehnte bei uns eigeführt waren –  keine Symbiose mit dem für den Boden- und Wasserhaushalt wichtigen Mykorrhiza-Pilzsystem eingegangen sind.

Aber eines stellt eine unabdingbare Voraussetzung für die Wälder der Zukunft dar, unabhängig ob Pflanzung oder Naturverjüngung, ob standortheimische oder nicht standortangepasste Baumarten:
Der Wald braucht eine zielgerichtete waldorientierte Jagdausübung. Das Wissen um die erfolgreiche Umwandlung in klimastabile Wälder ist vorhanden. Es braucht dazu nur den Willen, dieses Wissen nun auch konsequent umzusetzen.

DIETER POPP, Fotour Regionalberater (dieter.popp@futour.com)


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One Thought on “Waldwirtschaft trotzt Klimawandel

  1. Harald Fritsch, Absberg on 3. Januar 2021 at 19:25 said:

    Dem im falk-report veröffentlichten Artikel von dem noch nicht so lange in unserer Mitte ansässigen Dieter Popp, welcher evtl. die Eigentumsstrukturen der Wälder in unserem Landkreis nicht so genau kennt, darf ich bestätigen, dass man vielen seiner Thesen zustimmen kann, wenn, ja wenn der Wald vom Eigentümer nicht als Wirtschaftsfaktor und Familiensparbüchse angesehen wird. Gleichaltrige Monokulturen von wirtschaftlich interessanten Baumarten lassen sich eben mit weniger wirtschaftlichem Aufwand pflanzen, pflegen und ernten als die idealistisch verklärten ungleichartigen, natürlich verjüngten und standortangepassten Baumarten.
    Die letzte Bundeswaldinventur spricht auch eine ganz andere Sprache als das Horrorszenario das von meist adeligen Großwaldbesitzern und der Staatsforstverwaltung an die „Ertragswand“ gemalt wird. Klappern gehört eben zum Handwerk. Ein Narr wer das alles für bare Münze nimmt.

    Ein uneingeschränktes Ja zum klimaresistenten Waldumbau, aber mit Augenmaß und nicht wie Popp in seinem vorletzten Satz erwähnt, durch
    „die zielgerichtete waldorientierte Jagdausübung“.

    Da lässt er endlich die Maske fallen; alles vorher zu Papier gebrachte, zielt darauf hin, das Schalen-wild (Reh-, Rot- und Gamswild) zusammen zu schießen, ohne Rücksicht auf Geschlecht, Alter, Sozialstruktur und Schonzeiten. Wer das nicht glaubt soll sich mal die Streckenergebnisse der von ihm besuchten Staatsdrückjagden – auch im heimischen Mönchswald – ansehen, wo ein Großteil der gekillten Rehe nicht verwertbar, und wie Dreck, angeliefert werden. Es wird aber schwer werden dies zu sehen, da die Staatsforstverwaltung – im Gegensatz zu früher – aus eben diesen Gründen das öffentlich zugängliche „Strecke legen“ versucht, vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

    Ich stehe für Wald mit Wild und angepassten Wildbeständen und Bejagungsschwerpunkten an gefährdeten Flächen und mit Einnahmen für die Grundstückseigentümer aus Holzeinschlag und jahrzehntelangen Erträgen aus Jagdpachteinnahmen, welche von Vielen – wie Herrn Popp – bei Ihren tiefsinnigen Betrachtungen nie erwähnt werden.

    Vorsitzender Jagdverein Gunzenhausen

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