Experten treffen sich zu einem Informationsaustausch
Das wollten boden:ständig-Fachleute aus ganz Bayern auf einer Exkursion an den blaualgengeplagten Badesee wissen. Denn: bis es soweit ist, sind i.d.R. zahlreiche Planungen, Absprachen, Zugeständnisse… nötig. Das war auch am Hahnenkammsee nicht anders, aber: Wenn alle – Eigentümer, Bewirtschafter, Gemeinde und Verwaltungen – an einem Strang ziehen, dann wird zügig zugepackt. Und das tun sie hier – überzeugt von der Notwendigkeit. Dass der Hahnenkammsee heuer zum ersten Mal seit Jahren kein Blaualgenproblem hatte, freut alle.
Noch 2017 waren die bayerischen Kollegen zu den Kartierarbeiten mit vor Ort – einfach schien die Situation damals nicht. Dass nun bereits das zweite große Bauprogramm umgesetzt wird, macht sie neugierig; sie hoffen, Anregungen in ihre Regierungsbezirke mitzunehmen.
Jakob Meier, boden:ständig-Koordinator am Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken, sieht den Schlüssel in den Menschen vor Ort: Alle haben ihren Teil beigetragen. So konnten zahlreiche Maßnahmen auf Privatflächen umgesetzt werden. Von Karin Henzolds Flächen aus sieht man den See nicht. Trotzdem freut sie sich über „ihr“ neues Absetzbecken, um das sie sich auch kümmert: Das Material, das hier aufgefangen wird, kommt bei Starkregen von ihren Flächen und geht so nicht verloren. Und wenn es grad nicht regnet, kann sie das Grünland weiter bewirtschaften.
Die Landwirte haben sich auch aktiv an der Planung der Maßnahmen beteiligt: Sie kennen die Situation vor Ort am besten; zahlreiche Hinweise und Vorschläge kamen von ihnen. Sie wissen, dass sie diejenigen sind, die etwas tun können – und tun es mit der Beratung und Koordination durch die Initiative boden:ständig. Viele waren bereit, auch Flächen zur Verfügung zu stellen; um darauf Maßnahmen umzusetzen oder als Tauschflächen. Damit kam Ernst Dießl ins Spiel. Dießl ist Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft Hahnenkamm, die in einem vereinfachten Verfahren die notwendigen Flächenumlegungen durchführt. „Es ist ein großer Vorteil, beide Instrumente in einem Haus zu haben“ sind sich Meier und Dießl einig. Immer wieder meldet sich von vor Ort jemand bei ihnen mit der Aussage: „Hier ginge noch was“.
Eine wichtige Rolle spielt auch Heidenheims sehr rührige Bürgermeisterin Susanne Feller, die von Anfang an überzeugt und tatkräftig mit dabei ist. Die meisten Baumaßnahmen werden von der Gemeinde getragen, gefördert und umgesetzt durch die Ländliche Entwicklung. Auch die Wasserwirtschaft ist aktiv in das Projekt eingebunden. Sogar ein örtlicher Verein hat eine Fläche bereitgestellt – dass in solcher Hanglage Wasserrückhalt möglich sein würde, war vorher schwer vorstellbar. Jetzt bereichern kaskadenartig angeordnete Becken mit Rieselstrecken die Flur auch strukturell. So ist im Zusammenwirken aller ein ganzes Portfolio kreativer Maßnahmen entstanden, die sich flächensparend in die Flur einfügen – alle mit dem Ziel, die Nährstoffeinträge in den Hahnenkammsee deutlich zu reduzieren. Neben den Baumaßnahmen sind es aber wieder die Landwirte, die noch mehr tun: Auch auf ihren Flächen hat sich im Anbau einiges geändert. Gerhard Busch aus Hechlingen z.B. hat Gewässerrandstreifen angelegt, viel breiter als er müsste. Das wird er auch langfristig beibehalten, denn: Er hat in einen Ladewagen investiert und verfüttert den Grünschnitt an seine Rinder. Die freuen sich über das Frischfutter, und von den Grünstreifen werden die gesammelten Nährstoffe so auch abgeführt.
Die bayerischen boden:ständig-Kollegen nehmen viele Anregungen mit in ihre Regionen. Die tatkräftige Handlungsbereitschaft macht Mut, und von den Lösungsstrategien konnten sie sich das ein- oder andere abgucken.
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