Gehilfen stellten ihre Arbeiten der Öffentlichkeit vor
Man kennt aus eigener Erfahrung die Situation: Junge Menschen heiraten und bauen sich ein Haus. Vieles wird beim Bau teurer als zunächst geplant. Weil mit dem Geld sparsam umgegangen werden muss, entscheiden sie sich für preisgünstige Möbel. Das ist verständlich. Aber es stellt sich die Frage: Sind die preisgünstigen Möbel auch die preiswerten? Die Antworten können die Bauherren erst nach Jahren geben, wenn der Verschleiß einsetzt oder die Teile gleich ganz in sich zusammenbrechen.
Spätestens nach fünfzehn oder zwanzig Jahren erkennen die jungen Leute von damals, die inzwischen zum „Mittelalter“ gehören: „Wir hätten doch gleich ein handwerklich hergestelltes Möbel kaufen sollen!“ Immerhin: Ihre Erkenntnis kommt nicht zu spät. Nicht zuletzt deswegen erlebt das Ausbaugewerbe seit Jahren einen regelrechten Run. Vor allem die Schreiner in der Region spüren das. Sie können über Aufträge nicht klagen, müssen ihre Kunden oftmals vertrösten. Es sind die leistungsfähigen Betriebe mit jungen Meistern an der Spitze, die sich behaupten gegenüber den Möbelgiganten. Die jungen Meister sind innovativ und sie produzieren hohe Qualität. Dabei hilft ihnen ein modern ausgestatteter Betrieb, der von motivierten Mitarbeitern gestützt wird.
Mit Freude ist zu erleben, wie sich das Schreinerhandwerk in den letzten Jahren entwickelt hat. Viele junge Gesellen und Meister bringen es zu Höchstleistungen, zeigen den Kunden super Erzeugnisse. Und das alles in handwerklich vollendeter Qualität. Freilich: Gegenüber der „Handelsware“ hat die individuelle Leistung auch ihren Preis. Aber den zahlen jene Kunden gern, die die Verschrottung ihrer Erstaustattung schon hinter sich haben.
In der Wirtschaftsschule Gunzenhausen haben die Schreiner ihre Gehilfenstücke ausgestellt. Klaus Drotziger, der Chef des Staatlichen Berufsschulzentrums Gunzenhausen, Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, Gerhard Durst von der Agentur für Arbeit, Kreishandwerksmeister Kurt Held (Dinkelsbühl) und der stellvertretende Innungsobermeister (und Lehrlingswart) Christian Wiedmann aus Windsfeld äußerten sich begeistert über die Arbeit der Junggehilfen.
Der „Falk-Report“ und sein Herausgeber ist dem Handwerk in Freundschaft verbunden. Er stellt einige der Arbeiten vor:
Bei den Ostheimer Meistern Gerhard und Christian Knoll hat Tobias Moninger aus Dambach (am Hesselberg) seine Lehrzeit absolviert. Er hat in rund 200 Stunden einen Kicker von stattlichen Ausmaßen (2,65 mal 0,75 Meter) gebaut. Die Materialien sind Räuchereiche und Laminat (das Spielfeld ist HPL bedruckt).
Michael Birlenberg aus Leutershausen hat bei Meister Kern in Lehrberg seine Ausbildung genossen und zum Abschluss in dreieinhalb Wochen eine Rarität produziert: eine Hundehütte. Sie misst 100 mal 138 Zentimeter und ist 110 Zentimeter hoch. Eine sechs Zentimeter starke Dämmung macht für „Wuffi“ den Aufenthalt angenehm. Das Gesellenstück hat eine Schwingtüre und das Dach lässt sich hochstellen.
Patrick Reißig aus Breitenau bei Feuchtwangen (Lehrherr: Lehr, Oberampfrach)hat in 80 Stunden einen „Unterstand“ gebaut, darüber ein Terrarium postiert. Das Werk in Buche ist ein herrlicher Schmuck für das Wohnzimmer. Sicher werden sich bei dem jungen Handwerker bald die Interessten melden.
Bazhen Mokhovtsov aus Eichenberg (Gemeinde Haundorf) schuf in dreieinhalb Wochen einen Schreibtisch mit raffiniert eingebauten Lichtbändern. Sein Stück hat eine Oberfläche aus Makassarholz, die sehr nobel wirkt. Handwerklich super gestaltet sind die Einfräsgriffe.
Patrick Meier aus Dinkelsbühl hat einen Aquariumschrank aus Eiche gebaut. Rund 160 Stunden hat er dafür gebraucht. Er kann darauf mächtig stolz sein, denn das gute Stück gefällt auch seinem Meister sehr gut (Lehrbetrieb: Wegert, Dinkelsbühl)
Michael Kettler aus Degersheim hatte es nicht weit zu seinem Lehrbetrieb, denn der befand sich im Dorf (Schreinerei Stefan Lutz). Sein Bett in Eiche beeindruckte die Besucher der Ausstellung stark, zumal der junge Handwerker ihnen die handwerklich solide Verarbeitung anhand einem Demonstrationsstücks zeigen konnte. Auch die Anordnung der beiderseitigen Nachtkästchen fällt aus dem Rahmen (im doppelten Sinne des Wortes, was beim Anblick des Bildes verständlich wird).
Lieber Herr Falk. Auch ich bin Anhänger von soliden und regional hergestellten Möbeln, die im Laufe ihres Bestehens eine Geschichte erzählen können. Es freut mich zu lesen, dass es doch einige motivierte junge Leute gibt, die das Handwerk schätzen und in dieses beruflich einsteigen. Denn viele Jugendlichen mit Abitur zieht es weniger in Handwerkerberufe, sondern vermehrt auf die Unis. Ein Trend, der zeigt, dass dem Ausbidlungsmarkt im Handwerk – egal welches – einfach der Nachwuchs fehlt. Dieser Trend muss eigentlich schnell gestoppt werden. Es kann aber nur dadurch gehen, dass junge Leute Spaß am Handwerk haben. Denn nur so, glaube ich, lassen sich die motivierten Jungmeister, die Sie u.a. vorgestellt haben, finden. Viele Grüße Daniel Ammon