Die amerikanische Filmindustrie in Kooperation mit den Nazis
Von Adolf Hitler ist bekannt, dass er sich gerne amerikanische Filme angesehen hat. Andererseits scheuten die Filmemacher in Hollywood die Geschäfte mit den Nazis nicht, sie zeigten nur ungern die Verbrechen gegen die Juden. Und das obgleich die Filmindustrie fest in Händen jüdischer Unternehmer war. Auf diese und andere Merkwürdigkeiten verweist der Autor Ben Urwand in seinem Buch „Der Pakt“, das im Theiss-Verlag erschienen ist.
Die Bosse der großen Filmstudios kooperierten mit Hitler-Deutschland, um ihre Filme nach der Devise „Geld vor Moral“ in Deutschland zeigen zu können. Der Autor spricht offen von einer Kollaboration der Filmproduzenten mit Hitlers Administration und kommt zum Urteil: „Hollywoods Kampf gegen den Faschismus ist ein Mythos.“ Ein düsteres Kapital der amerikanischen Filmindustrie ist es bis heute, dass die Bosse (zumeist jüdische Immigranten in den USA) mit dem Teufel paktierten. Der wiederum war besessen von den Filmen aus Amerika. Jeden Abend soll er in seinem Privatkino in der Reichskanzlei sich ergötzt haben an der Kunst, mittels des Mediums Film die Massen zu erreichen. Nicht nur Stan Laurel und Oliver Hardy gefielen dem Führer, er war auch ein Fan von Micky-Maus-Filmen. Seine Lieblingsschauspielerin in den dreißiger Jahren war Greta Garbo.
Die Verfolgung der Juden in Europa ließen die amerikanischen Filmleute über zehn Jahre unkommentiert. Hitlers Handlanger und die Amerikaner arrangierten sich. Gedreht wurden Filme wie „The House of Rothschild“ (1934), in der die Filmemacher die schäbige Geldgier der Juden offen darstellten. Diese Sicht war kompatibel mit der NS-Ideologie. In Deutschland waren Streifen zu sehen wie „Der ewige Jude“ oder „Gabriel over the White House“ (1933), eine Persiflage zur Auflösung des Reichstags am 23. März . Im Mittelpunkt dieses Films: ein zynischer Politiker, der Präsident wurde und von sich überzeugt war, alle Probleme auf seine einfache Art lösen zu können und der alle aus dem Weg räumte, die sich ihm in den Weg stellten. Parallelen zu Donald Trump sind natürlich rein zufällig. In Deutschland lief der Streifen unter dem Titel „Zwischen heut und morgen“ und offenbarte den Prozess, der Hitler zum Führer machte.
Bis 1940 kamen jährlich rund 60 Filme aus Amerika nach Deutschland. Sie waren alle sehr populär und liefen besser als deutsche Produktionen. Das Führerprinzip, nur keine menschliche Fehlbarkeit bloßzulegen, bekräftigte beispielsweise der Film „Unser tägliches Brot“. Aber längst nicht alle Filme akzeptierte die Film-Oberprüfungsstelle von Dr. Ernst Seeger. In „Tarzan, der Herr des Dschungels“ erkannten die Nazi-Filmwächter die „reine Triebhaftigkeit“. Oben an stand für sie der „Schutz der Nation vor der amerikanischen Unmoral“. Dass Marlene Dietrich im Film „Blaue Venus“ eine allzu laxe Auffassung von der ehelichen Moral erkennen ließ, behagte den Zensoren nicht. In „Das hohe Lied“ legte sie eine Vorliebe für Dirnenrollen an den Tag und in „Scarace“ wurde das kriminelle Leben verherrlicht. Die Nationalsozialisten fürchteten, auf diese Weise könnte das Verbrechen nach Deutschland transferiert werden. Filmzensur übten aber nicht nur die Nazis aus. China verbot beispielsweise Westernfilme, in England waren religiöse Szenen nicht erwünscht und küssende Schauspieler waren in Japan nicht gesellschaftsfähig. Selbst die französischen Politiker, die sich gerne mit ihren Mätressen vergnügten, untersagten einen Streifen, in dem der Präsident eine Romanze mit einem Zigeunermädchen hatte. Wegen rassistischen Hintergrunds durfte „Männer und eine Frau“ nicht in die Kinos kommen, denn in ihm besiegte der jüdische Boxer Max Baer den deutschen Max Schmeling.
Amerikanische Filme gingen anfangs bei der Reichsfilmkammer glatt durch, wenn sie die von deutscher Seite gewünschten Korrekturen berücksichtigten. Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels fürchtete bei einem Verbot amerikanischer Filme, dass die Produzenten aus Hollywood dann Deutschland in einem schlechten Licht erscheinen ließen. Die Kooperationsbereitschaft ging sogar so weit, dass sich der MGM-Chef Frits Strenghold auf Verlangen der Nazis von seiner jüdischen Frau trennte. Ihr Leben endete im KZ.
In der Folge der „Reichskristallnacht“ 1938 ließ das amerikanische Filmgeschäft in Deutschland nach, zumal ein Drittel der US-Schauspieler Juden waren. Die drei größten Filmgesellschaften durften ihr Geld, das sie in Deutschland verdienten, nicht außer Landes bringen. Sie versorgten die deutschen Wochenschauen mit Bildmaterial und investierten auf Umwegen sogar in deutsche Waffenindustriebetriebe im Sudetenland und Österreich. Die Studios taten alles, um bleiben zu dürfen. „It Can’t Happen Here“ („Das ist bei uns nicht möglich“) hätte der erste große antifaschistische Film werden können, somit das Ende der Kollaboration und ein Triumpf für die amerikanische Kultur, aber die Amerikaner zogen ihn zurück. Das friedliche Einvernehmen mit den Nazis war ihnen wichtiger. Erst 1939 deutete sich das Ende der Kollaboration an, aber so ganz eingestellt wurden die Geschäfte nicht, denn die US-Filmgesellschaften waren weiterhin mit eher harmlosen Streifen erfolgreich, die keinerlei Angriffe auf die Hitler-Gesellschaft beinhalteten.
Mit dem Kriegsbeginn aber zogen die Nazis die Daumenschrauben an. Der Streifen „Ich war ein Spion der Nazis“ wühlte die Gefühle der militanten Handlanger auf, die Kinos verwüsteten und Hollywood als Teil der jüdischen Verschwörung verdächtigten. Die Nazis erreichten, dass an die 20 Länder der Welt sich dem Filmboykott anschlossen. Die „Hetzfilme schlimmster Art“ durften im Reich nicht mehr vorgeführt werden.
Die Leser amerikanischer Zeitungen erfuhren, so Autor Ben Urwand, erst 1942 von den Greueltaten Hitlers und dem Massenmord an den Juden. Die „New York Times“ beispielsweise brachte erst auf Seite 10 den Beitrag eines jüdischen Autors („An das Gewissen von Amerika“). Präsident Roosevelt hatte lange Zeit zugesehen und nichts getan für den Schutz der Juden ihn Europa. In allen Jahren gab es nur einen Film, der die Untaten der Nazis enthüllte: „None Shall Escape“.
Nach dem Krieg wollten die Amerikaner eigentlich der deutschen Filmindustrie den Garaus machen, sie nicht mehr hochkommen lassen. Den Hollywood-Managern schwebte vor, dass es nur mehr Tochterunternehmen von US-Firmen geben sollte. Aber es gab in der „Stunde Null“ auch andere Stimmen, beispielsweise die von John Jay McCloy, dem stellvertretenden Kriegsminister, der das Bestreben als „unsinnig“ verwarf. Es war jener Politiker, der später als US-Hochkommissar in Deutschland die Umsetzung des Marshallplans förderte, der zum wirtschaftlichen Aufstieg des geschundenen Landes führte. WERNER FALK
Ben Urwand: „Der Pakt“ (Hollywoods Geschäfte mit Hitler), 320 Seiten, Theiss-Verlag, ISBN 978-3-8062-3371-1; 29,95 Euro.
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