Die Jahre des geradezu explosiven baulichen Wachstums in den Dörfern sind zwar vorbei, aber es besteht immer noch die Neigung, auch in kleinsten Dörfern Neubaugebiete auszuweisen mit der Begründung, die Kinder könnten so mit ihren Familien ans Dorf gebunden werden.
Werfen wir ein Licht auf die tatsächlichen Verhältnisse in unseren Dörfern Altmühlfrankens, wo die historische Baustubstanz noch weitgehend erhalten geblieben ist – die Betonung liegt einschränkend auf „weitgehend“. Denn vielfach sind schon charakteristische Gebäude, die das Gesicht des Dorfes über Jahrzehnte geprägt haben, in den Boom-Jahren der Bauwirtschaft kurzerhand Neubauten gewichen.
Diese Entwicklung ist meines Erachtens gestoppt worden, auch dank kluger Investoren, die wissen um die Möglichkeiten der steuerlichen Abschreibung bei der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden. Scheinbar abrissreife Kleinhäuser sind zu lukrativen Ferienhäusern umgebaut worden und bereichern heute das Ortsbild. Die Dorfbevölkerung ist stolz auf solche Beispiele gelungener Sanierungen. So ist mancher „Schandfleck“, der das Dorf jahrzehntelang negativ beeinflusst hat, zu einer Zierde geworden. Beispiele gibt es im Landkreis genügend.
Viele Hauseigentümer auf dem Land haben immer noch reichlich Schwellenangst im Kontakt mit der Denkmalpflege. Sie fürchten unvorhergesehene Kosten und überzogene Auflagen. Aber sie sollten auch erkennen, dass die Denkmalpfleger des Staats in den letzten Jahrzehnten dazu gelernt haben. Es wird von ihnen abgewogen, was erhaltungswürdig ist und was im Einzelfall abgerissen werden kann.
Als Stadtrats- und Kreistagskandidat der FDP trete ich für die Sanierung und Vitalisierung der Strukturen in den ländlichen Stadtteilen ein. Das ist allemal sinnvoller als die Ausweisung von Neubaugebieten, die oftmals flächengrößer sind als die Altdörfer. „Die Siedlungen wuchern an der Peripherie, aber die Zentren veröden“, schreibt beispielsweise Hans-Christof Haas in der „Schöneren Heimat“ (13/2012). Recht hat er!
In der Stadt Gunzenhausen müssen wir ein sorgsames Auge auf die Entwicklung der ländlichen Stadtteile werfen. Dabei muss uns die Erkenntnis leiten, dass wir selbst bestimmen, wie sich unsere Dörfer entwickeln sollen. Dazu brauchen wir nicht in jedem Fall ein teures Gutachten von externen Büros, die uns vielfach nur das bestätigen, was wir bei vielfach schon wissen. Ich sehe durchaus kritisch, dass immer wieder so verfahren wird: Erst ein Gutachten, dann die Entscheidung des Stadtrats! Die jüngst in Auftrag gegebenen Gutachten für Wald und Unterwurmbach bestätigen das.
Wenn die Gremien des Stadtrats und die Verwaltung mit den Ortssprechern und den in den Dörfern verantwortlich handelnden Menschen zusammentun, dann können sehr viele fruchtbare Gedanken entstehen. Die Dorferneuerungsverfahren mit den Arbeitskreisen vor Ort beweisen das am allerbesten. Wenn es um die Feststellung von freien Nutzflächen in den Ortsteilen geht, dann ist die Ortskenntnis und die Sachkunde ihrer Bewohner oft nützlicher und billiger als ein Gutachten eines Fachbüros, das erst aufwendig und kostenträchtig erstellt werden muss. Auch wenn es dafür einen hohen staatlichen Zuschuss gibt, wird diese“ Politik des goldenen Zügels“ nicht besser. Auch in Altmühlfranken sollten wir vermeiden, dass in kleinen Dörfern unverhältnismäßig große Siedlungen gebaut werden. Stattdessen muss es uns um den Erhalt, Ausbau und die neue Nutzung von vorhandenem Gebäudebestand gehen. Klaffende Baulücken in den Dörfern sind kein Schmuck für die Dörfer. Auch nicht jeder Neubau, der in der Baulücke entsteht, ist ein Gewinn für das Dorf. Aber das ist eine Geschmacksfrage. Es wird immer gut sein, Fachleute mit einem Gespür für Ästhetik einzuschalten bevor investiert wird.
Erfreulich ist, dass die Banken im Landkreis den Wert der historischen Bausubstanz in unseren Städten in Dörfern erkannt haben. Sie investieren in den Umbau von ehemaligen Geschäftshäusern und alten Gehöften und machen daraus schmucke und zugleich zweckdienliche Bankgebäude. Wir dürfen sie ermuntern, auf diese Wege fortzufahren. Sie machen den Weg nicht nur frei, sie gehen ihn auch.
Wir alle sind für unsere Heimat, sprich die Gestalt unserer Dörfer, verantwortlich und wir entscheiden durch unser Tun oder Lassen, ob sie in ihrer Charakteristik erhalten bleiben oder dem schnöden Zeitgeist folgend „glattgeschliffen“ und nivelliert werden bis Gesichtslosigkeit.
Wir müssen die anstehenden Fragen verantwortungsvoll angehen „jeder mit der Gabe, die er empfangen hat“. (1. Petrus 4,10).
Im Bild ein gutes Beispiel für die Vitalisierung unserer Dörfer. Das Gasthaus Baumeister in Wald ist nach dem Erwerb durch Guido Moezer so renoviert worden, dass es heute ein Schmuck für das Dorf ist.
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