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„Bedenkliche Auswüchse“

Kriegsgefangene auf fränkischen Bauernhöfen im Ersten Weltkrieg

Noch bis vor dreißig Jahren waren auch im Altmühl-Boten immer wieder Berichte zu lesen, in denen es um freundschaftliche Kontakte ehemaliger, meist französischer Kriegsgefangener aus dem Ersten Weltkrieg geht. Vor allem denen, die in der Landwirtschaft eingesetzt waren, ist es meist nicht schlecht ergangen. Die Bauern haben sie oft mit ins Dorfwirtshaus genommen und die Frauen haben ihnen Speckwurst und Kaffee aufs  Feld gebracht. Die Lagerleitungen notierten:  „Die Gefangenen sind besser ernährt als die deutschen Familien“.

Prof. Franz Saran war in der Leitung des Erlanger Kriegsgefangenenlagers tätig.

Mit dem Kriegsgefangenenlager Erlangen und seinen auswärtigen Arbeitskommandos im Ersten Weltkrieg  (so auch der Titel) befasst sich die neue Ausgabe der Publikation des Erlanger Heimat- und Geschichtsvereins, das 1915 für 3600 Gefangene in der damals 25000-Einwohner-Stadt eingerichtet wurde  und das bei Kriegsende 1918 an die 12000 Gefangene zählte. 89 Prozent davon waren allerdings in der Landwirtschaft eingesetzt, um dort dem Arbeitskräftemangel zu begegnen.

Vom Erlanger Lager schreibt 2014 der Erlanger Stadtarchivar Andreas Jakob ausführlich in seinem 1000-Seiten-Buch „Der Sprung ins Dunkle – Die Region Nürnberg 1914-1918“. Die jetzt im Verlag „zba.BUCH“ (Berlin) erschienene Schrift ist wertvoll, weil erstmals bisher ungenutzte Quellen der „Kriegssammlung“ der Uni Erlangen genutzt werden. Einer ihrer Professoren war Franz Saran, der zeitweilig als stellvertretender Lagerkommandant fungierte. Er hatte der Hochschule eine Menge von Unterlagen zur dauernden Aufbewahrung übergeben. Die Schrift befasst sich beiläufig auch mit den 240 Erlanger Soldaten, die Kriegsgefangenen im  Ersten Weltkrieg waren.

Bisherige Veröffentlichungen gehen davon aus, dass es im Ersten Weltkrieg zwischen 6,6 und 8 Millionen Kriegsgefangene  gegeben hat, neuerdings spricht man von 8 bis 9 Millionen (davon 1 Million Deutsche, 200000 Engländer, 600000 Franzosen, 2,8 Millionen aus der Habsburger Monarchie und 3,4 Millionen aus dem Zarenreich Russland.

Neben der Geschichte des Lagers skizziert Autor Heinrich Hirschfelder das Leben im Lager mit all seinen Spannungen, die Lagerkultur, die Verwaltung und die Betreuung. Wie erwähnt, waren die wenigsten Gefangenen im Lager selbst, die meisten arbeiteten auf fränkischen Bauernhöfen und ersetzten dort die Bauern und Knechte, die im Kriegseinsatz waren.  Ein Gefangener erhielt damals am Tag 30 Pfennige „Lohn“  für seine Arbeit, die freiwillig tätigen Unteroffiziere sogar 60 Pfennig. Der Fleisch- und Wurstkonsum war in der Woche auf 250 Gramm beschränkt. Zum Vergleich: der Liter Milch kostete damals 28 Pfennige, ein Liter Bier 34 Pfennige. Immerhin: ein halber Liter Bier durfte die Bäuerin dem kriegsgefangenen Helfer täglich geben, Schnaps aber war verboten. Wer eine Strafe abbüßen musste, den konnte es anfangs schwer erwischen, und zwar durfte er täglich zwei Stunden an einem Pfahl angebunden werden. Erst später ist diese Form der Folter verboten worden.

Zu viel Zuneigung und Verständnis durften die Bäuerinnen und Mägde den Fremdarbeitern nicht entgegenbringen, sonst gerieten sie mit der Obrigkeit in Konflikt. Überliefert ist in den Akten des Landgerichts Ansbach (zu ihm gehörte seinerzeit auch der Landkreis Gunzenhausen), dass es „naturgemäß“ auch sexuelle Kontakte gab.  Aus 1915 sind beispielsweise 25 Verurteilungen von Frauen bekannt. In den Folgejahren waren es in etwa gleich viele „Vergehen“.  Die Strafe bewegte sich offiziell zwischen drei und sechs Monaten Haft, vielfach endete die auch schon nach zwei Wochen. Drei Wochen Gefängnis musste eine Frau absitzen, weil sie französischen Gefangenen zugelächelt und zugewunken hatte.

Ein minderschwerer Fall ist auch aus dem Altlandkreis Gunzenhausen bekannt. Lagerhauptmann Saran führte im Januar 1917 bei der Staatsanwaltschaft Ansbach Klage gegen eine Bäuerin „wegen unerlaubtem Briefwechsel mit Gefangenen und Verdacht auf geschlechtlichen Verkehr“. Bei dem Franzosen Auguste M. aus dem Außenkommando Sausenhofen hatte man bei einer ärztlichen Untersuchung im Zentrallager Erlangen einen Brief vom Mai 1916 gefunden, der von Therese M. stammte. Sie war eine „Arbeitgeberin“  aus der Umgebung.  Nachzuweisen war konkret nichts, aber es blieb „der Verdacht auf eine erhebliche nähere Beziehung“.  In den Unterlagen jener Jahren finden sich immer wieder Beschwerden der Lagerleitung über „bedenkliche Auswüchse“ von deutschen Frauen zu französischen Gefangenen und „ungehörigem Verkehr“.

Obgleich überwiegend Russen im Lager waren, fehlte für die orthodoxen Gläubigen die Seelsorge. Einer, der sich darum bemühte, war der Gunzenhäuser Dekan Karl Haußleiter. Warum ausgerechnet er sich aus dem fernen Gunzenhausen für die Lagerinsassen in Erlangen engagierte, geht aus dem Bericht nicht hervor. Bekannt ist, dass er sich 1916 für einen Gottesdienst an Groß-Neujahr (20. Januar) eingesetzt hat. Er muss sich nicht nur einmal dort aufgehalten haben, denn es ist bekannt, dass er das Vaterunser auf Russisch vortrug und sich Noten für die orthodoxe Lithurgie erbat. Auffällig ist, dass man seinerzeit in Erlangen bei der Bestattung keinerlei Unterschiede zwischen deutschen Soldaten und ausländischen Gefangenen machte. Alle wurden auf dem Zentralfriedhof würdig beigesetzt.

Der Heimatpoet Ludwig Ganghofer beschrieb die Szenerie in seinem Gedicht „Der Rote-Hosenzauber“ (1914): „Welch ein Rennen? Welch ein Rasen? „Die Gefangenen kommen an!“ Anämie und Modebasen drängen balgend sich heran. Wunder wirkt die rote Hose. Ist es Mitleid? Ist es Gemüt? Oder Sexualhypnose? Kurz und gut, die Hose zieht!“

WERNER FALK

„Das Kriegsgefangenenlager  Erlangen und seine auswärtigen Arbeitskommandos im Ersten Weltkrieg“, 158 Seiten, Verlag zba.BUCH Berlin, ISBN 978-3-945130-07-0.

 

FDP ist die Freiheitspartei

Der Bundesparteitag hat die neuen Schwerpunkte festgelegt

„Schauen wir nicht länger zu!“ Das war das Motto des Bundesparteitags der FDP, auf dem Christian Lindner mit 91 Prozent wiedergewählt wurde. Er ist ganz klar die Nummer 1, aber die Partei will sich nicht nur auf die Personalisierung ihres Angebots stützen, sondern auch auf eine neue Programmatik.

Stadtrat Werner Falk sieht in der FDP die Hüterin von Freiheitlichkeit und Rechtstaatlichkeit in Deutschland.

Die FDP bleibt ihren Traditionslinien treu, aber sie setzt auch neue Akzente. Und das ist gut so.  Sie schielt nicht mehr vordergründig nach der Teilhabe an der Macht, sondern möchte als Programmpartei für Freiheitlichkeit punkten. Sie erwartet einen „gesunden Verfassungspatriotismus“. Deshalb wünscht sich Lindner auch von Mehmet Özil, dass er die deutsche Nationalhymne mitsingt. Sie ist für ihn nämlich das Bekenntnis zu einer bunten, weltoffenen und liberalen Verfassung. Die Art des Parteivorsitzenden kommt gut an. Die „Welt“ kommentiert: „Er prangert die Versäumnisse der Regierung ohne eingeschlafene Füße an“.  Den jüngsten Umfragen nach kommt Lindner mit seiner NRW-FDP am 12. Mai wieder in den Landtag. Die günstigste Prognose steht bei 12 Prozent, die schlechteste bei 6 Prozent.

Programmatisch verlangt die FDP eine drastische Vereinfachung des Steuersystems, aber die Wirtschafts- und Steuerpolitik steht für sie 2017 nicht mehr an oberster Stelle. Es geht ihr um eine bessere Bildungspolitik mit mehr Kompetenzen für den Bund. Mit einer Politik der Freiheitlichkeit und der Fortschrittsoffenheit will sie erreichen, dass die Menschen durch eigene Leistung vorankommen können und nicht durch staatliche Reglementierungen daran gehindert werden.

Ich stimme ein in die Forderung: Die Sicherheit muss besser organisiert sein als das Verbrechen! Deshalb brauchen wir in Europa, zumindest aber in Deutschland, Zentren der polizeilichen Zusammenarbeit. Das Verlangen nach Sicherheit darf aber nicht dazu führen, dass wir unsere freiheitliche und liberalen Werte aufgeben und sie der staatlichen Überwachung unterordnen. Ich glaube, dass wir in unserem Land nicht zu wenig Gesetze haben, aber wohl fehlt es an der Durchsetzung bestehender Gesetze.

Mir gefällt es, dass sich die FDP für eine geordnete Einwanderung einsetzt – und das schon seit langer Zeit (siehe: Forderung nach einem Einwanderungsgesetz). Kriegsflüchtlinge sollen einen vorübergehenden humanitären Schutz bekommen mit sofortigem Zugang zum Arbeitsmarkt und ihnen sollen auch Integrationshilfen gewährt werden. Die neu in das Land gekommenen Menschen müssen sich verpflichten, einen Sprachkurs zu besuchen. Wenn sie straffällig geworden sind (verurteilt zu mehr als einem  Jahr Freiheitsstrafe), dann sollen sie abgeschoben werden und auch künftig keinen Aufenthaltsstatus mehr in Deutschland gekommen.

Die Position der FDP zur Vorratsdatenspeicherung hat ihr viele Punkte und große Zuneigung von den Menschen gebracht, die sich Sorge machen um die individuellen Freiheits- und Bürgerrechte in unserem Land.  Das geltende Gesetz, das die GroKo in Berlin beschlossen hat, stellt alle Menschen unter denen Generalverdacht. Deshalb hat die FDP eine Verfassungsbeschwerde eingereicht. Wie man hört, hat sie beste Aussichten, erfolgreich zu sein. Dieser massive Eingriff in unsere Grundrechte öffnet alle Schleusen. Sogar der Verfassungsschutz bekommt Zugriff zu den Daten, die von jedem gesammelt werden, nicht nur von den verdächtigen Personen. Der Weg zum totalen Überwachungsstaat ist nicht mehr weit. Nur die FDP kann meines Erachtens Einhalt gebieten.  Die „Piraten“, die einmal als Datenschutz- und Bürgerrechtspartei angetreten waren, spielen längst keine Rolle mehr. Sie haben sich selbst erledigt. Dass selbst ein totales Überwachungssystem keine gewaltsamen Übergriffe verhindern kann, haben wir in Frankreich erlebt, wo es seit 2006 ein „Terrorschutzprogramm“ gibt. Ich denke: Wir verteidigen unsere Freiheit nicht indem wir sie aufgeben.

Natürlich wird die digitale Bildung den Status einer Schlüsselkompetenz in der Zukunft haben. Deshalb sollten wir auch die Chancen sehen. Verwaltungsvorgänge könnten künftig noch mehr stärker als heute mittels eines Behördenportals erledigt werden. Das setzt aber voraus, dass von der kommunalen bis zur staatlichen Ebene alle „kompatibel“ sind.

Es gäbe noch viel mehr Argumente, um freiheitliche Politik darzustellen. Ich hoffe, dass die Wähler in Schleswig-Holstein (6. Mai) und in NRW (12. Mai) erkennen, wie wichtig es ist, die FDP als verlässliche  Freiheitspartei zu haben.

Werner Falk, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen

Stadt mit Wachstumspotenzial

Stadtrat schafft Voraussetzungen für den Wohnungsbau

Das neue Baugebiet „Östlich der Nürnberger Straße“. Gelb markiert ist die Erschließungsstraße. Es reicht von der Nürnberger Straße (oben) bis zur Wolfgang-Krauß-Straße (unten).

Das Landesamt für Statistik hat jetzt die Bevölkerungsvorausberechnungen bis 2035 veröffentlicht. Demnach sind die größten Zunahmen in der Region München (plus  14,2 %), Landkreis Erding 15,6 %, Landkreis Dachau (17,2%) zu erwarten, aber selbst für Nürnberg werden 4,9 Prozent gerechnet. Gunzenhausen mit seinen 16681 Einwohnern entwickelt sich erwartungsgemäß nicht so sprunghaft, aber der Trend zeigt nach oben. Und das ist gut so, denn schließlich zeigt die Skala für viele bayerische Kommunen nach unten.  Gunzenhausen ist als Wohnstadt attraktiv. Die zentrale Lage im Fränkischen Seenland liefert gute Perspektiven. Damit unterscheidet sie sich von den sterbenden Städten und Regionen, in denen es keine Wohnungsnot gibt.

In allen Wachstumsregionen aber ist der Wohnraum derzeit knapp. Der Trend dürfte anhalten. Das bedeutet auch für Gunzenhausen, dass Wohnraum geschaffen werden muss.  Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und der Stadtrat kommen ihrer Verantwortung nach. Sie haben die Vorgaben geliefert, damit die Stadt wachsen kann. Ein neues Wohngebiet mit 58 Plätzen wird in Frickenfelden erschlossen (die Arbeiten haben begonnen), in der Weißenburger Straße ist ein Quartier durch die Bosch Wohnbau GmbH schon bebaut worden bzw. wird derzeit ergänzt. In der direkten Nachbarschaft  (ehemalige BGU) gibt es die Option für 30 Wohnungen in verdichteter Form (der Stadtrat entscheidet demnächst über den Verkauf) und auch in der Osianderstraße können neun Wohnungen in einem Komplex entstehen (ebenfalls Bosch).  Eine weitere größere private Fläche, die bebaut werden kann, befindet sich in der Albert-Schweitzer-Straße (Stingl-Grundstück). Neu dazu kommt jetzt das private Gebiet „Östliche Nürnberger Straße“ mit rund 25 Wohneinheiten (Mehrfamilienhäuser, Einzelhäuser), für das der Stadtrat einen Bebauungsplan beschlossen hat.  Nicht ganz so gut läuft die Erschließung in Unterwurmbach, wo es zwar etliche freie Hofstellen gibt, deren Eigentümer aber kein Interesse an einem Verkauf haben, so dass dort das von der Direktion für Ländliche Entwicklung und der Stadt anvisierte Projekt „Innenentwicklung“  scheitert.  Es gibt aber die Chance, dass entlang der Hauptstraße ein großes  Grundstück bebaut wird. Eventuell kann im „Lindermer“  geringfügig erweitert werden.

Einen kräftigen Impuls erwartet sich die Stadt von der Ansiedlung des Landesamts für Schule, das an der Stelle des Hauses „Silo“ entsteht. Nach dem gegenwärtigen Stand der Überlegungen soll dort abgerissen und neu gebaut werden. Das Investitionsvolumen wird um die 25 Millionen Euro sein. Wenn auch die meisten Mitarbeiter aus der Region kommen werden, so ist doch auch damit zu rechnen, dass Mitarbeiter aus dem Münchner Raum nach Gunzenhausen wechseln. Anfragen gibt es bereits mehrere.

Werner Falk, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen

Kommunale Hochbauprojekte

Geld des Freistaats für zehn Vorhaben im Landkreis

Das Bayerische Finanzministerium hat heute die Zuweisungen für kommunale Hochbauprojekte bekanntgegeben. In unserer Region werden 10 Projekte mit insgesamt rund 7 Mio. Euro gefördert. „Die Zuwendungen nützen vor allem der Bildung und Betreuung unserer Kinder“, verdeutlicht der Landtagsabgeordnete Manuel Westphal.
Zahlreiche Projekte können in diesem Jahr im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gefördert werden.
So erhält der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen für die Generalsanierung der Einfachsporthalle mit Umbaumaßnahmen sowie Herstellung eines barrierefreien Zugangs zu den Freisportanlagen des Simon-Marius-Gymnasiums in Gunzenhausen eine Förderung von 207.000 Euro. Auch für die Erweiterung der Staatlichen Realschule in Weißenburg werden 850.000 Euro in Aussicht gestellt.
Die Stadt Gunzenhausen profitiert für die Generalsanierung der Sporthalle der Stephani-Schule Gunzenhausen von 350.000 Euro.
Auch die Stadt Treuchtlingen bekommt eine Förderung für die Generalsanierung der Grundschule Hahnenkammstraße (312.000 Euro) sowie für den Neubau der Kindertageseinrichtung in Schambach (300.000 Euro).
Der Zweckverband Senefelder Schule Treuchtlingen erhält für den Ersatzneubau der Schule einschließlich einer Sporthalle mit Außensportflächen eine Förderung von 4.000.000 Euro. Den Förderbescheid hat Staatsminister Dr. Markus Söder vor wenigen Wochen bereits persönlich bei einem Besuch in Treuchtlingen überreicht.
Die Brandschutzertüchtigung und Generalsanierung der Grundschule in Weißenburg wird mit 300.000 Euro gefördert. Außerdem bekommt die Stadt für den Ersatzneubau mit Mensa, Schulküche, Ganztagsschulräumen sowie Fach- und Klassenräumen der
Mittelschule „Am Seeweiher“ eine Förderung von 700.000 Euro.
Auch die Gemeinde Alesheim kann bei der Sanierung der Grundschule von einer Förderung von 25.000 Euro profitieren.
Für die Umbaumaßnahmen im Kindergarten zur Schaffung neuer Kinderplätze erhält die Gemeinde Westheim eine Förderung von 26.000 Euro.
„Der Freistaat Bayern beweist mit dieser Förderung einmal mehr die Unterstützung gerade auch für den ländlichen Raum. Die Bildung und Betreuung unserer Kinder und Jugendlichen sollte möglichst wohnortnah möglich sein. Durch die hohe Förderung in diesem Jahr trägt der Freistaat Bayern wieder dazu bei, diese noch zu verbessern“, bekräftigt Westphal. Die Bauförderung von öffentlichen Schulen und die Förderung von Baumaßnahmen von Kindertageseinrichtungen nach Art. 10 FAG stellen einen der Schwerpunkte des kommunalen Finanzausgleichs dar. In diesem Jahr erreicht der kommunale Finanzausgleich bayernweit insgesamt über 8,9 Mrd. Euro. Aufgrund des nach wie vor sehr hohen Investitionsbedarfs wurde der Haushaltsansatz für Fördermittel nach Art. 10 FAG um über 70 Millionen Euro auf insgesamt 500 Millionen Euro erhöht. Dazu kommt, dass der bisherige Fördersatz-Orientierungswert für Kommunen mit durchschnittlicher finanzieller Lage um 10 Prozentpunkte auf nunmehr 50 Prozent
angehoben wurde.

Spalatin und die Reformation

Martin Burkert aus Spalt-Hagsbronn referiert

500 Jahre Reformation. Das bedeutet Luther auf allen Kanälen. Im protestantischen Kernland Altmühlfranken gibt es eine Reihe von Veranstaltungen im Lutherjahr. Der Verein für Heimatkunde Gunzenhausen beginnt damit am Dienstag, 23. Mai, um 19.30 Uhr im Gasthof „Adlerbräu“ . Der Vortragsabend hat das Thema „Spalatin und die Reformation“.

Weil  es im Team der Reformations -Mannschaft einen Mittelfranken aus Spalt gibt, wird die Sache für die Lokalgeschichte interessant. Es ist so, wie wenn ein Gunzenhäuser im Kader von Bayern München wäre und tolle Tore schießt. Da wacht selbst ein Fußballmuffel auf!

Beim Vortag des Vereins für Heimatkunde will der Spalatin-Biograf Martin Burkert aus Spalt-Hagsbronn Georg Spalatin, geborener Burkhardt, ins Licht neben Martin Luther rücken. Spalatinus, der kleine Mann aus Spalt, hat er sich nach seiner Heimat auf Lateinisch genannt, weil man den Namen Burkhardt nicht übersetzen kann – und lateinisch ging es damals bei den Studierten zu.

Er wird manchmal Steuermann der Reformation genannt. In der Mannschaft war er eher als Verteidiger eingesetzt. „Gemeinsam wollen wir – auch im Gespräch – seine Rolle im dramatischen Geschehen vor 500 Jahren betrachten“, kündigt Martin Burkert  an. Fast kein anderes Ereignis der Geschichte  wirkt so deutlich bis in unsere  hoffentlich endlich voll ökumenische Gegenwart hinein.

Die Veranstaltung wird eingeleitet mit dem Jahresbericht des Vorsitzenden Werner Falk und des Schatzmeisters Hans Minnameyer. Auch die Neuwahl der Vorstandschaft steht nach drei Jahren an.

 

„Das Montags-Thema“ im Lutherhaus

„Befreit leben lernen bei Martin Luther“

Die evangelische Kirchengemeinde Gunzenhausen lädt alle Interessierten sehr herzlich ein zu einem
Vortragsabend im Rahmen des Reformationsjubiläums: „Befreit leben
lernen bei Martin Luther“

Termin: Montag, 15. Mai, um 19.30 Uhr im Lutherhaus, Hensoltstraße 27a.
Referent ist Pfarrer Claus Bergmann. Nach dem Vortrag ist Gelegenheit für Rückfragen und zur Diskussion.
Der Eintritt ist frei.

„Edelsteine“ der Gesellschaft

Der wichtige Beitrag der Nachbarschaftshilfe Gunzenhausen

Sie gehen mit älteren, alleinstehenden, behinderten oder hilflosen  Menschen zum Arzt, sie kaufen mit ihnen ein, stellen die Mülltonnen raus, helfen ihnen bei Behördengängen, machen kleine Reparaturen in ihren Wohnungen und betreuen Migrantenkinder bei ihren Hausaufgaben. Die Rede ist von den fleißigen Helfern der „Nachbarschaftshilfe Gunzenhausen“. Im letzten Jahr haben die 18 Leute bei 327 Einsätzen 544 Stunden geholfen und sind dabei 3627 Kilometer gefahren.

Ihr Sprecher Werner Seifert, der Vorsitzende des Seniorenbeirats Gunzenhausen, äußerte sich in der letzten Stadtratssitzung zur Tätigkeit der Nachbarschaftshilfe und gab auch eine ungeschminkte gesellschaftliche Zustandsbeschreibung ab: „Wir verbessern ohne Unterlass unsere Wohnungen, unsere Gesundheitspflege, unsere Maschinen und Hilfsmittel, unseren Unterricht an den Schulen, aber sollte der Umgang miteinander keine Verbesserung erfahren?“ Aus Egoisten, die nichts für andere übrig hätten, baue man keine Gesellschaft, in der es sich gut leben lasse, sagte Seifert. Nur gute Menschen bildeten eine glückliche Nation.

Die Chronologie der Nachbarschaftshilfe: Aus der Mitte des Seniorenbeirats wurden im Frühjahr 2014 drei Koordinatoren bestimmt, die sich mit den inzwischen auf 18 Personen angestiegene Helferschaft bemühen, den Bürgern bis ins hohe Alter hinein die gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, denn:  „Jeder Tag, der zuhause verbracht werden kann, ist für die Gesellschaft als Ganzes ein Gewinn.“ Für die Helfer sei es ein gutes Gefühl sagen zu können, „ich habe jemanden geholfen“.

Im Koordinationsbüro im Fachwerkstadel, den die Stadt zur Verfügung stellte, wird nach dem Motto „So viel Bürokratie wie nötig, so wenig Bürokratie wie möglich!“  Der Service kommt bei den Gunzenhäusern gut an, denn immer mehr Hilfesuchende melden sich, aber gottlob kommen auch immer mehr Helfer dazu. Werner Seifert: „Dennoch ist es für viele ältere Menschen noch eine große Überwindung, nach Hilfe zu fragen.“

„Wir schenken den Hilfesuchenden vor allem Zeit und ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte“, stellt Seifert fest. Die monatlichen Teamgespräche dienten den Problemlösungen und der Planung neuer Vorhaben.  Er äußerte sich zufrieden über die Zusammenarbeit mit der Stadt und ihre tätige Hilfe. Die Gründung eines Vereins sei deshalb bisher nicht notwendig erschienen.

WERNER FALK

Eine persönliche Bemerkung: Die Arbeit des Seniorenbeirats und mithin auch der Nachbarschaftshilfe verdient öffentliche Anerkennung. Ich danke als Stadtrat der FDP deshalb allen, die sich engagieren und denen keine Zeit zu schade ist, um den Menschen zu helfen, die der Unterstützung bedürfen. Ich wünsche ihnen auch das Augenmaß, um unangebrachte Leistungsanforderungen von berechtigten Ersuchen unterscheiden zu können. Die neueste Initiative, die Etablierung der „Mitfahrerbank“ in unseren Ortsteilen, die an kein öffentliches Nahverkehrsnetz angeschlossen sind, wird von mir nach Kräften unterstützt.

Respekt vor Fitzners Werk

Landesverein für Heimatpflege besichtigte AIZ in Muhr

Wer könnte das Altmühlsee-Informationszentrum (AIZ) kompetenter vorstellen als Roland Fitzner?  Niemand, denn der frühere Muhrer Bürgermeister war schließlich der Initiatior und die treibende Kraft des Projekts. Dass es gar nicht so einfach war, die Maßnahme durchzusetzen und die Fördergelder dafür zu bekommen, das vermittelte der aktive Ruheständler den Gästen recht anschaulich in seiner authentischen Art. Die Architekten unter den Teilnehmern der Exkursion des Landesvereins für Heimatpflege waren beeindruckt von der fachlichen Leistung des in Muhr engagierten Architekten Stefan Lautner (rechts), der aus Gunzenhausen stammt und in Freising ein Planungsbüro betreibt. Gast war auch Bezirksrat Alexander Küßwetter aus Ehingen (links).

Heute lässt sich sagen, dass Muhr am See in den letzten Jahrzehnten die richtige Politik betrieben hat. Die Kommune hat keine Leerstände aufzuweisen, wie so viele andere. Weil die Gemeinde Erfolg hat, sind auch die Bürger stolz darauf.  Das wiederum fördert die Identifikationsbereitschaft der Bewohner. Und einen direkten Vorteil haben sie auch davon, denn mit der Vitalität des Orts haben auch die Grundstücke ihren Wert erhalten bzw. erhöht.  Das lässt sich hingegen nicht von jenen Ortschaften sagen,  in denen Bauernhöfe und Wohnhäuser seit Jahren leerstehen und langsam verkommen. Sie gehören eindeutig zu den Verlierern des Strukturwandels.

Die Gäste brachten sozusagen ihren Mund gar nicht mehr zu, als sie ein weiteres architektonisches Denkmal sahen: das Franziskuskirchlein. Es ist das Vermächtnis von Roland Fitzner nach 27 Jahren als erfolgreicher Bürgermeister von Muhr am See. Das auffällige Kirchengebäude ist eine ökumenische Stätte.

Landesausstellung: „Ritter, Bauern, Lutheraner“

Auf der Veste Coburg vom 9. Mai bis 5. November

Im Jahr des 500. Reformationsjubiläums veranstaltet das Haus der Bayerischen Geschichte die Landesausstellung 2017 mit dem Titel »Ritter, Bauern, Lutheraner«. Im Mittelpunkt stehen hier nicht nur Martin Luther, sondern vielmehr sein historisches Umfeld und seine Wirkung auf das Reich im 15. und 16. Jahrhundert. Die Ausstellung wird vom 9. Mai bis 5. November 2017 in der Veste Coburg und in der Kirche St. Moriz präsentiert; Luther lebte und arbeitete dort 1530 über ein halbes Jahr. Der offizielle Katalog zur Ausstellung erscheint am 5. Mai 2017 im Theiss Verlag. Die Volkshochschule Gunzenhausen veranstaltet am 21. Oktober eine Studienfahrt  nach Coburg.

Die Jahre um 1500 gelten aus heutiger Sicht als Beginn der Neuzeit. Die Welt stand vor einem Wandel, große Veränderungen und Ideen griffen um sich: im Hinblick auf die Reformation insbesondere auch in Deutschland. Buchdruck, Flugschriften und Kampflieder versetzten die Menschen in Aufruhr. Während Reichsfürsten an Macht gewannen, brodelte es auf dem Land und in den Städten. Auch vor der Kirche machten die Umwälzungen nicht Halt: Luthers neue Ideen zum Verständnis des christlichen Glaubens und seine Kritik an bestehenden Praktiken wie dem Ablasshandel führten dazu, dass er 1517 seine 95 Thesen formulierte, die letztendlich den Beginn der Reformation darstellen.

Die Bayerische Landesausstellung 2017 zeichnet nun an originalen Schauplätzen ein Panorama dieser spannungsgeladenen Zeit um 1500. Sie beleuchtet das Leben der Menschen auf dem Land, in der Stadt, in den Klöstern und Ritterburgen und zeigt, welche Wirkung Luther und die Reformation auf alle gesellschaftlichen Schichten hatte. Die kostbaren Objekte, darunter Kunstwerke von Dürer und Cranach, sowie eindrucksvolle Inszenierungen und moderne Ausstellungstechnik vermitteln dem Besucher, was die Menschen damals bewegte und wie sich die damaligen Umbrüche auf unsere heutige Zeit auswirken. Die zentrale Frage lautet: Wurde die Welt tatsächlich durch die Ideen und Schriften Luthers verändert?

Den emotionalen Mittelpunkt der Ausstellung bilden die Luther-Zimmer, die der Reformator während seines Aufenthaltes in Coburg bezog. Dort kann man anhand originaler Schriften und Werke Luthers Gemütszustand im Spannungsfeld zwischen der Einsamkeit auf der Burg und seinem Tatendrang angesichts des Augsburger Reichstages 1530 nachvollziehen.

Der offizielle Begleitband zeichnet in 11 Aufsätzen und mit opulenten Bildern ein umfassendes Panorama der Zeit vom späten 15. bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Er behandelt Themen wie die Lebenswelten der Bürger des Reiches sowie den Wandel des christlichen Glaubens. Hierbei liegt der geografische Fokus auf Süddeutschland, wo schließlich 1530 auf dem Augsburger Reichstag über die Zukunft der evangelischen Bewegung entschieden wurde. Der Katalog spannt aber auch den Bogen in die Gegenwart und fragt, wie es im 21. Jahrhundert um die vielzitierte „Freiheit eines Christenmenschen“ steht, die mit heutigen Vorstellungen von Freiheit nur wenig gemeinsam hat.

„Ritter, Bauern, Lutheraner“, Aussstellungskatalog vom Haus der Bayerischen Geschichte, Theiss Verlag/WBG;  Herausgegeben von Peter Wolf, Evamaria Brockhoff, Alexandra Franz, Fabian Fiederer und Constantin Groth;  392 Seiten mit etwa 360 farbigen Abbildungen, gebunden,  29,95 Euro; ISBN 978-3-8062-3496-1. Das Buch  erscheint am 5. Mai 2017.

Besonnen, aber auch entschieden reagieren!

Zum Ergebnis des Türkei-Verfassungsreferendums

Ehrlich gesagt, ich hätte mit einem eindeutigeren Ergebnis des Verfassungsreferendums in der Türkei gerechnet. 51,4 Prozent dafür sind wenig, zumal in einem Land, das so gut wie keine Pressefreiheit kennt. Millionen von türkischen Wählern war es verwehrt, sich über das Pro und Kontra zu informieren, weil den Gegnern des Referendums zu Zugang zu den öffentlichen Medien versagt war. Das ist nicht demokratisch und ein solches Verhalten der Regierenden ist schon gleich gar nicht europatauglich. Immerhin haben sich 48,6 Prozent trotz aller Schikanen auf nationaler und regionaler Ebene dagegen ausgesprochen.

Bei aller Enttäuschung in Deutschland sollten wir sehen, dass große Regionen wie Istanbul (48,6), Izmir (31,2), Eskisehir (42,4), Diyarbahir (32,4), Cannakale (39), Antalya (40,9), Muga (30,7) und Sirnah (28,3) nicht für weitgehende Macht für den Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan gestimmt haben. Wir registrieren aber auch, dass die in Deutschland lebenden Türken mit rund 60 Prozent für weniger Demokratie in ihrem Heimatland votiert haben. Das öffnet einen Zweispalt, denn hierzulande genießen sie die Demokratie de Luxe, ihren Landsleuten daheim wollen sie die Freiheit aber nicht zubilligen.

Die Türkei ist deshalb nach dem Referendum ein gespaltenes Land. Das ist offensichtlich geworden und das ist ein Befund sozusagen mit Brief und Siegel. Wenn es auch Ungenauigkeiten gegeben haben mag, der Bericht der OSZE-Beobachter zählt eigentlich nicht. Er kann nur Feststellungen treffen, aber nichts korrigieren. Das wird wohl auch der Opposition in der Türkei nicht gelingen, von einigen regionalen Korrekturen vielleicht abgesehen. Aber auch an die möchte ich nicht glauben.

Erdogan hat Europa als „verrottenden Kontinent“ gescholten und sich damit selbst als ernsthaften Partner ausgekegelt. Verständlich, dass jetzt Europapolitiker wie Manfred Weber von der CSU und Alexander Graf Lambsdorff von der FDP eine klare Sprache gegenüber der türkischen Regierung fordern. Es hat keinen Sinn, dem Land weiterhin Hoffnungen zu machen, EU-Mitglied werden zu können. Wir die westeuropäischen und demokratischen Standards nicht erfüllt, sie sogar noch verurteilt und gegen sie agiert, der hat in der EU nichts zu suchen. Das muss nicht heißen, den Kommunikationsfaden abzureißen, aber die neue Lage rät zu  entschiedenem Handeln, wenn die Schmähungen gegen Europa so weitergehen.

Sicher ist die Nato-Mitgliedschaft der Türkei ein Argument, das Land nicht aus der Gemeinschaft der westlichen Verteidigungsgemeinschaft auszuschließen, aber es muss ein „Relaunch“  in der Türkeipolitik des Westens erfolgen. Die Politiker in demokratisch verfassten Länden dürfen sich nicht länger vor einem totalitär agierenden Typen vorführen und „belehren“ lassen. Soviel Selbstachtung sollten sie haben! Die Rolle des Landes in der Nato wird  zu hinterfragen sein, wenngleich das natürlich ungleich schwieriger ist mit einem US-Partner, der nicht weiß, wie er die Nato einschätzen soll.

Ein Gesprächsfaden ist natürlich weiterhin die Flüchtlingspolitik. Die westlichen Länder werden gegenwärtig von weiteren Flüchtlingswellen verschont, weil die Türkei einen Puffer bildet. Freilich zahlt die EU dafür an die Türkei, dass sie Millionen von Flüchtlinge aus Nordafrika in Zeltstädten kaserniert und damit zurückhält, aber wer weiß schon, wie lange dieser Zustand noch anhält? Psychopathen sind unberechenbar und keine verlässlichen Partner.  Das haben wir in den letzten Monaten schon erfahren, dieser Eindruck könnte sich aber noch verschlimmern.

Wie soll also die Türkeipolitik der deutschen Regierung aussehen? Bei aller Besonnenheit wäre es falsch, zu schweigen, wenn Erdogan die Daumenschrauben weiter anzieht und sein Land noch weiter von den EU-Standards entfernt. Er muss die Haltung spüren: Bis hierher und nicht weiter! Wütet er weiter gegen die EU, dann müssen auch ganz offiziell die Beitrittsverhandlungen abgebrochen werden. Eventuell kommt er ja den europäischen Politikern zuvor, indem er seinem Volk ein weiteres Referendum vorlegt.

Werner Falk, Stadtrat der FDP in Gunzenhausen