Tag Archives: Gründete

Ansbacher gründete Königsberger Uni

Auch der Gunzenhäuser Andreas Osiander wirkte in Ostpreußens Metropole

Von der Großmutter des Autors Ralf Loos stammt diese Aufnahme von August/September des Jahres 1944, als die Albertina von Bomben zerstört wurde.

Vollkommen zu Recht wird dieses Jahr der 300. Geburtstag von Immanuel Kant,  dem größten Philosophen der Neuzeit, gefeiert. Am 22. April 1724 wurde er in Königsberg in Preußen geboren und verstarb dort 1804.

Doch wo hätte Kant wirken können, wenn es die Königsberger Universität nicht gegeben hätte? Die Königsberger Wirkstätte dieses Philosophen hat einen direkten Bezug nach Franken, um genau zu sein, nach Gunzenhausen und Ansbach. Denn es war Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1490-1568), der dritte Sohn des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach, der die Königsberger Universität im Jahre 1544 gründete – fortan sollte diese Universität nach ihm benannt sein: Albertinus-Universität oder schlicht: Albertina.

Wie kam es dazu, dass ein Ansbacher, im fernen Preußenland eine Universität zu gründete? Hierbei spielte einer der bedeutendsten Bürger Gunzenhausens eine wesentliche Rolle: Andreas Osiander.

Schon zeitig war Osiander ein glühender Verfechter Luthers Thesen. Osiander war nicht nur Anhänger Luthers, es entwickelte sich auch eine enge und vertraute Beziehung zwischen den beiden Theologen.

Im Sinne der lutherischen Reformen hielt Osiander in der Lorenzkirche in Nürnberg seine Predigten, denen auch der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach beiwohnte. Er war sehr von Luthers Lehre und Osianders Predigten angetan und suchte das persönliche Gespräch mit Osiander. Schließlich empfahl Osiander dem Markgrafen doch direkten Kontakt mit Luther aufzunehmen, was auch geschah.

Zwischenzeitlich zeigte das Schicksal wieder seine Macht, denn der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach wurde zum Hochmeister des Deutschen Ordens ernannt.

Die Gründung des Deutschen Ordens erfolgte im Heiligen Land zur Zeit der Kreuzzüge. Nach dem Ende der Kreuzzüge verschrieb sich der Orden der Christianisierung der europäischen Ostgebiete, die in großen Teilen heidnisch waren. Um seinen Machtanspruch zu sichern, baute der Orden viele Burgen. Der Deutsche Orden ging nicht gerade zimperlich mit der heidnischen Bevölkerung um, und so manches Bekenntnis zum Christentum erfolgte mit Gewalt und durch das Schwert.

Als der junge Albrecht das Amt des Hochmeisters übernahm, war die Blütezeit des Deutschen Ordens am schwinden. Verfallserscheinungen machten sich breit. Und so riet Luther dem jungen Albrecht den Orden zu säkularisieren und sich zugleich mit seinem Schwiegervater, dem Polnischen König, ins Benehmen zu setzen. In kurzen Worten: Der Orden wurde säkularisiert und das Ordensgebietes dem Hochmeister Albrecht als Lehen zugesprochen. So kam es zur Gründung des Herzogtums Preußen. Albrecht trug fortan nicht mehr den Titel: Markgraf und auch nicht mehr den Titel: Hochmeister, sondern wurde Herzog in Preußen. Dank seiner profunden Bildung und Weitsichtigkeit kam es zu einer rasanten wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung in dem neugeschaffenen Herzogtum.

Herzog Albrecht war in seiner neuen Heimat Preußen nicht allein, Andreas Osiander wurde sein Weggefährte und begleitete ihn nach Königsberg. Auch der älteste Sohn Luthers, Johannes Luther, wechselte nach Königsberg. Sowohl Johannes Luther, wie auch Andreas Osiander blieben dort bis zu ihrem Lebensende.

Es ist anzunehmen, dass  die Gründung einer Universität in Königsberg aufgrund der vielen Gespräche und dem Austausch von Gedanken der großen Denker:  Luther – Osiander – Albrecht von Brandenburg-Ansbach entsprang. So kam es, dass  1544 durch einen Ansbacher im Verbund mit einem Gunzenhäuser die Königsberger Universität gegründet wurde, an der zweihundert Jahre später Immanuel Kant einmal lehren sollte.

Besonders bemerkenswert ist der Wortlaut des Gründungsaufrufes, wie auch das Datum: Herzog Albrechts Aufruf zur Gründung der Königsberger Universität am 20. Juli 1544 spricht Bände und weist ihn, vor 480 Jahren, als einen weitsichtigen und visionären Europäer aus: „Wir hoffen, dass  unsre Akademie auch den zahlreichen großen Völkern, die in Ost und West an Preußen grenzen, Nutzen bringen wird.“ Tatsächlich war Königsberg der Mittelpunkt des protestantischen Preußens.

RALF LOOS