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Verdienstvoll: Stiftung Denkmalschutz

Seit 40 Jahren ist sie das historische Gewissen Deutschlands

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist die Erfolgsgeschichte des bundesweiten privaten Engagements in der Denkmalpflege. Heuer wird sie 40 Jahre alt und hat allen Grund, stolz auf das bisher Erreichte zu sein. Allerdings: Sorge macht ihr der Gedanke, dass Denkmalschutz bei Politikern vielfach zu den verzichtbaren Dingen gehören könnte.  Das hört sich in den Sonntagsreden anders als bei den täglichen Entscheidungen in den kommunalen Gremien.

Deshalb appelliert Prof. Jörg Haspel, der Vorsitzende des Stiftungsrats, an die Politik, aber auch an alle anderen Entscheidungsträger: „ Die Wertschätzung dessen, was frühere Generationen als gemeinsame kulturelle Basis – oft leidvoll – erkannt und respektiert haben, muss nicht nur bewahrt, sondern an die folgenden Generationen weitergegeben werden.“

Zufrieden stellt die Stiftung aber fest, dass in den letzten 40 Jahren nicht nur einzelne Denkmale, sondern auch  ganze historische Stadtkerne gerettet werden konnten. Eine besondere Herausforderung war für die Stiftung die Bewahrung und Revitalisierung der historischen Bausubstanz in den östlichen Bundesländern. In DDR-Zeiten waren viele Denkmale verkommen, wenn nicht gar vollständig vernichtet worden. Umso kostbarer sind die Projekte, die übrig geblieben sind. Ihre Renovierung und Hinführung zu einer neuen Verwendung kostet zwar viel Geld, aber dank der Spendenbereitschaft einer geschichtsbewussten Gesellschaft gelingt es immer wieder, historische Kostbarkeiten in die Zukunft hinüberzuretten.

Verdienstvoll engagiert hat sich die Stiftung u.a. bei der Beseitigung der Flutschäden an der Ahr. Dort sind immer noch die Spuren der Naturkatastrophe zu sehen, aber vielen privaten Hauseigentümern konnten Perspektiven aufgezeigt werden. Nicht selten sind auch stattliche Hilfsgelder an die Ahr geflossen.

Was den Umgang mit den Sakralbauten betrifft, so widmen die „Monumente“, die Zeitschrift für Denkmalpflege, in der jüngsten Ausgabe ihnen breiten Raum.

WERNER FALK

Denkmalschutz schafft Identifikation

Kreisheimatpflegerin Dr. Ute Jäger referierte

Dr. Ute Jäger agierte auch als Nachtwächterin in ihrer Heimatstadt Weißenburg und in Nürnberg. Foto: Hub

„Jedes Denkmal braucht einen Prinzen oder eine Prinzessin“. Das ist die Erkenntnis von Dr. Ute Jäger, der Kreisheimatpflegerin aus Weißenburg. Sie äußerte sich auf der Jahresversammlung des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen zu ihrem Aufgabenfeld und stellte gelungene Denkmalsanierungen vor.

Am Beispiel des Schlosses Syburg, das nach vielen Jahren des zunehmenden Zerfalls vom neuen Besitzer mit einem riesigen Aufwand mustergültig saniert wird,  skizzierte sie, wie Denkmalpflege im günstigsten Fall verlaufen kann.  Der Streit zwischen dem früheren Eigentümer und der Gemeinde hatte zuvor alle Bemühungen um eine Lösung verzögert. Der „Prinz“ heißt in diesem Fall Hans-Jürgen Hilscher , Chef eines IT-Unternehmens in Hessen. Er restauriert den großen Komplex (das Schloss wird Wohnstätte, der Stall wird Hotel und die Scheune ist als  Event-Location geplant) mit großem persönlichen Engagement und schätzt die Expertise der Fachleute von Denkmalamt – und die Hilfe der Kreisheimatpflegerin. Den vermögenden Eigentümer gibt es natürlich nicht bei jeden Objekt, das hergerichtet wird.  Zuweilen stoßen die Denkmalschutzfachleute auch auf Unverständnis. In diesen Fällen kommt es auf ihr Einfühlungsvermögen an, um letzlich doch Gutes bewirken zu können.  Ein weiteres gelungenes Objekt ist für Dr. Ute Jäger die Sanierung des Gasthauses „Zum güldenen Ritter“ in Schambach, in dem die Servicefrauen sogar in fränkischer Tracht auftragen.  Auch die Sanierungen in Dietfurt (privates Wohnhaus), Sausenhofen (Gasthaus), Spielberg (Gasthaus und Brauereianwesen), Graben und Cronheim (früheres Pfarrhaus) nannte sie als Beispiele für ihre Feststellung: „Denkmalschutz ist kein Verhinderer, sondern ein Ermöglicher“.

An einigen klassischen Fällen machte die Heimatpflegerin deutlich, worum es oftmals geht: nämlich den Einbau von Holzfenstern anstatt der Kunststofffenster. Nicht immer gehe es beiden Sanierungen um Großprojekte, die mit Geldern aus dem bayerischen Entschädigungsfonds rechnen können. „Nicht mit der Knute, sondern im Gespräch mit den Eigentümern entstehen die besten Instandsetzungen“, sagt die Heimatpflegerin, die ihren Job im Landkreis-Ehrenamt seit 2006 macht.  Die Weißenburgerin („Der Römerschatz hat mich brennen lassen für die Geschichte“) hat in mittelalterlicher Geschichte promoviert und ist bis heute selbständig tätig. In ihrer Funktion begleitet sie das Landesamt für Denkmalplege und das Landratsamt (untere Denkmalsschutzbehörde) bei der Bewertung von Sanierungsfällen. Das geschieht in der Amtsstube, aber zumeist vor Ort.

Dr. Jäger („Ich bin Anwältin der Denkmalpflege“) schätzt die kooperative Zusammenarbeit mit dem Landesamt in München und dem regionalen Referenten Dr. Bernhard Niethammer, einem Wissenschaftler, der gelernter Bau- und Möbelschreiner ist und daher realistische Expertisen liefern kann.

„Das gute Beispiel wirkt mehr als tausend Worte“, bekräftigte Vorsitzende Werner Falk die Ausführungen der Referentin und verwies gelungene Sanierungen im Landkreis.

Mit gleichem Vorstand geht es weiter

Auf der Jahresversammlung des Vereins ging der Vorsitzende auf das Jubiläumsjahr „100 Jahre Alt-Gunzenhausen“ ein. Die Schriftenreihe erscheint seit 1923.  Im Mai konnte der Verein das 480 Seiten starke Jahrbuch 78 der Öffentlichkeit vorstellen.  In wenigen Wochen wird bereits das Jahrbuch 79 erscheinen. Es wird folgende Beiträge enthalten: „Otto Willi Gail, ein in Vergessenheit geratener Rundfunkpionier aus Gunzenhausen“ (Manuel Grosser), „1100-Jahrfeier Gunzenhausen im Juli 1924“ (Stadtarchivar Werner Mühlhäußer), „Zum 400. Todesjahr von Simon Marius“ (Werner Mühlhäußer), „Straßenbeleuchtung in Gunzenhausen im 19. Jahrhundert“ (Werner Neumann), „Die Familie Rieter von Kornburg und Kalbensteinberg in Franken, Schwaben und Altbayern unter besonderer Berücksichtigung des Rautenwappens für die Linie Kalbensteinberg“ (Dr. Daniel Schönwald), „Die St. Jakobuskirche in Neuenmuhr“ (Günter L. Niekel), „Die Familie von Puttendorf in Muhr“ (Siglinde Buchner), „Das Schicksal der Jüdin Lina Levi aus Markt Berolzheim“ (Daniel Burmann), „Eine Scherbe, die an einen Kaiser erinnert“ (Werner Somplatzki), „Gunzenhäuser Lebensbilder“ (Werner Falk). 

Die Neuwahl der Vorstandschaft brachte folgendes Ergebnis: Vorsitzender Werner Falk, Stellvertreter (und Schriftleiter) Werner Mühlhäußer, Kassier Rüdiger Schmidt, Schriftführer Armin Kitzsteiner. In den Beirat wiedergewählt wurden Siglinde Buchner (Weißenburg), Gerhard Herrmann (Wald), Thomas Müller (Kalbensteinberg), Günter L. Niekel  (Muhr am See),  Georg Pfahler (Würzburg),  Ernst Renner (Gunzenhausen) und  Hannfried Reinhardt (Gunzenhausen). Neu sind   Kerstin Richter (Gunzenhausen) und Dr. Daniel Schönwald  (Kalbensteinberg) an. Als Kassenprüfer fungieren   Thomas Fischer und Hans Minnameier (beide Gunzenhausen). –fa-