Europäer aus Überzeugung

Zum Tod von Günter Dischinger

Die europäische Einigungswerk und die deutsch-französische Freundschaft waren ihm eine Herzensangelegenheit: Günter Dischinger, der Gunzenhäuser Oberstudiendirektor, ist nach einem Leben voller Idealismus im Alter von 86 Jahren gestorben und am Alten Friedhof beigesetzt worden.

Der Sohn des Wettelsheimer Amtsinpektors Ludwig Dischinger unterrichtete an verschiedenen Gymnasien Französisch, Deutsch und Geschichte – und zwar an der Nato-Schule im holländischen Brunssum, von 1976 bis 1990 am Simon-Marius-Gymnasium Dischinger war nicht nur Französischlehrer, sondern auch nach seiner Gunzenhäuser Zeit der Leiter von drei Gymnasien (Theodor-Heuss-Gymnasium Nördlingen), Merianer-Gymnasium Lichtenfels und Deutsche Schule in Brüssel). Überall hat er  Schulpartnerschaften organisiert und sich um die internationalen Schulbeziehungen Verdienste erworben. 2002 ist er als Mitglied des akademischen Ordens „Palmes acedemiques“ mit der Ehrung „Officier dans l´ordre des Palmes academiques“ für Verdienste im Erziehungswesen bedacht worden.

Dischinger war von 2006-2010 sowie von 2010-2014 Mitglied des katholischen Pfarrgemeinderats Gunzenhausen – und in dieser Funktion nicht immer ein bequemer Mann. In „Alt-Gunzenhausen“, der Publikation des Vereins für Heimatkunde Gunzenhausen, veröffentlichte er wiederholt Beiträge zur Geschichte der Pfarrei. Seit 2006 widmete  er sich mit viel Engagement der „Christlichen Ostarbeit“ in der Diözese Eichstätt. Er organisierte die Sammlung von Brillen für Suppen- und Sozialküchen in St. Petersburg, Königsberg und Nordostpolen sowie Kleidersammlungen für die Menschen in diesen Regionen. Zudem sammelte er Schulmaterialien für drei Kinder- und Jugendhäuser in Schineni (Rumänien). Er trug die Transportkosten selbst. Mit seinem Privatauto brachte er Kleider, Schuhe und Schulmaterialien in die Partnerdiözese Litomerice (Leitmeritz) in Tschechien, wo er zuletzt in seinem Unruhestand als Lektor für Deutsch tätig war.

 Jungen Menschen aus dieser Region verhalf er zu schulbegleitenden Praktikumsaufenthalten in fränkischen Krankenhäusern. Im September und Oktober 2014 war er in Gheorghine (Erzdiözese Alba Julia, Rumänien), um als Sprachlehrer junge Landwirte für ihr Praktikum in Deutschland vorzubereiten. „Wer schnell hilft, hilft doppelt!“  (lateinisch: bis dat, cito dat“) ist seine Devise.

Gunzenhausen verdankt ihm die bis heute vitale Städtefreundschaft mit Isle/Limousin. Er leitete die ersten Begegnungen von offiziellen Delegationen beider Städte. In seinem Element brachte er es sogar fertig, sich selbst zu übersetzen. Als Schnellredner machte ihm das ohnehin wenig Mühe. Die Menschen, die mit ihm zu tun hatten, spürten seine Leidenschaftlichkeit für Europa.

Ein Problem konnte Günter Dischinger mit Menschen haben, die  nicht auf Anhieb seine Gedanken verstanden, denn er forderte ein erhebliches Maß an geistiger Vitalität und Bildung. Und natürlich hatte er auch seinen “eigenen Kopf“, wie der Volksmund denjenigen nennt,  der seine Meinung für die richtige hält.

Die Anteilnahme gilt seiner aus Flandern stammenden Frau Paula Dischinger-Weemaes und den beiden Söhnen.

WERNER FALK

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One Thought on “Europäer aus Überzeugung

  1. Loan L. on 13. Juni 2025 at 19:55 said:

    Herr Dischinger war eine Bereicherung – ein Mensch mit großem Herz, der gerne half. Wir behalten ihn in liebevoller Erinnerung.

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