Dr. Ingo Friedrich: Wenn Europa will, arbeitet die Zeit gegen Putin

Auf den ersten Blick sieht es derzeit nicht gut aus für Europa und die Ukraine, weil „Uncle Sam“, also das gute, alte Amerika nicht mehr existiert. Amerika ist nicht mehr das, was es eigentlich immer war: die Hüterin der westlichen Werte und Vorposten der westlichen Welt.
Aber wie es schon in Goethes Faust heißt („Ich bin der Geist, der stets das Böse will und doch das Gute schafft“) erwächst aus dieser Situation auch eine neue große Chance für uns Europäer. Europa könnte und sollte für die (vorübergehende) Zeit der erratischen Trumpjahre die klassische Rolle Amerikas übernehmen, also Amerika soweit wie möglich ersetzen. Ja mehr noch: Europa kann und muss diese Jahre nutzen, um in allen wichtigen Bereichen, insbesondere bei Verteidigung und Wirtschaft eigene Souveränität und eigene Kapazitäten aufzubauen. Am Ende eines solchen Prozesses gäbe es dann nicht nur einen mächtigen Wirtschaftsgiganten namens Europäische Union, sondern – gemäß den heute geplanten Verteidigungsinvestitionen – auch eine neue starke Militärmacht namens Europa. Die durch Putin bewirkten Veränderungen würden dann praktisch in der Bildung einer neuen westlichen Weltmacht namens Europa münden!
Wenn dann die Wirren und Irrungen eines Trump vorbei sind und Amerika wieder zu seinen alten Werten zurückfindet, hat es Putin nicht mehr nur mit einer, sondern mit zwei westlichen Weltmächten zu tun, die er nicht mehr so leicht erschüttern kann, wie 2022 mit seinem Überfall auf die Ukraine.
Nach einer solchen neuen globalen Machtverteilung und dem Ende der Diktatur eines Putin entsteht sogar die Chance, dass Russland selber – ähnlich wie Deutschland nach der Hitlerdiktatur – doch noch ein demokratisches und “normales” Land wird. Zumindest ist das dann nicht mehr völlig ausgeschlossen. Insofern gilt: wenn Europa will und sich neu aufstellt, arbeitet die Zeit gegen Putin.
DR. INGO FRIEDRICH
Ich habe eher das Gefühl, dass hier wieder von Krieg „geträumt“ wird. Sind 80 Jahre Frieden zuviel hierzulande? Die „Irrungen und Wirrungen“, nicht die eines Trump, sondern eines Friedrich Merz werden uns noch viel kosten. Vor der Wahl markige Worte – danach wird der blöde Wähler bzw. „Kreuzchen-Untertan“ uninteressant und man kann ihm alles Mögliche auftischen. Was das Schlimme in diesem Land ist, und was auch meinen Freunden in den USA und in Frankreich sehr merkwürdig und krank vorkommt, ist die Tatsache, dass Leute, die viel Mist machen, trotzdem wiedergewählt werden. Sie sprechen schon vom „German suicide state“, und was soll ich dazu sagen? Sie haben recht! Auch die sogenannte CSU, in der ich in Erwartung christlicher Werte mal jahrelang in Bayern Mitglied war, leider, verrennt sich hier aus reiner Machtgier und schlägt dem Wähler ins Gesicht! Söder hat in dieser Beziehung einen ganz schlechten Ruf, aber, wie gesagt, das macht doch nichts! Er wird immer wieder gewählt, ganz gleich, was er liefert. Und sein Wahlspruch: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“ Schande, Schande, Schande!
(Heinz Rahm, Reinheim bei Darmstadt)