Dr. Ingo Friedrich: Überleben in einer chaotischen Welt
Die Welt scheint sich zunehmend von den Prinzipien einer regelbasierten Ordnung zu entfernen. Immer mehr autokratische Führer wie Wladimir Putin, Xi Jinping oder Recep Tayyip Erdoğan und charismatische, aber demokratisch fragwürdige Politiker wie Donald Trump dominieren die globale Bühne. Gemeinsam ist ihnen ein Politikstil, der sich wenig um internationale Abkommen schert und nationale Interessen rücksichtslos durchsetzen will. Unter diesem Einfluss droht die Welt in eine Phase globaler Unordnung abzudriften, geprägt von Machtkämpfen und Dominanzstreben.
Der Rückfall in das Recht des Stärkeren
Die Vision einer stabilen, zivilisierten Weltordnung, gestützt durch Institutionen wie die UNO, die WTO, den Internationalen Gerichtshof oder die Europäische Union, scheint zu bröckeln. Statt auf Verhandlungen und Multilateralismus setzen viele Staaten wieder auf nationale Stärke und Egoismus. Das Resultat: eine gefährliche Dynamik, in der wirtschaftlich oder militärisch schwächere Akteure gezwungen sind, sich den Stärkeren zu beugen. Der globale Fortschritt wird dabei zurückgeworfen, und die „Friedensdividende“ früherer Jahre scheint verloren.
Die Kosten des Chaos
Doch auch für die Mächtigen hat diese Entwicklung einen hohen Preis. Wirtschaftliche Isolation durch Schutzzölle, die Belastungen militärischer Konflikte und der Verlust internationaler Glaubwürdigkeit führen langfristig zu Einbußen. Gleichzeitig entstehen mächtige Gegenkoalitionen, die jede Dominanz herausfordern. Diese schmerzhaften Erfahrungen könnten langfristig die Einsicht fördern, dass eine geordnete, kooperative Weltordnung für alle vorteilhafter ist. Doch bis dahin droht eine turbulente Übergangsphase.
Europas Herausforderung in einer zerrissenen Welt
Europa steht vor der Aufgabe, diese chaotische Phase der Weltpolitik zu überstehen und seine Werte und Interessen zu wahren. Wie kann der Kontinent angesichts dieser Entwicklungen handlungsfähig bleiben? Entscheidend sind:
- Stärkung der inneren Einheit: Nur ein geeintes Europa kann als stabiler und glaubwürdiger Akteur auftreten. Die EU muss ihre politischen, wirtschaftlichen und militärischen Kapazitäten weiterentwickeln.
- Verteidigung der regelbasierten Ordnung: Europa sollte sich als Hüter der internationalen Regeln positionieren und Allianzen mit anderen gleichgesinnten Staaten stärken.
- Wirtschaftliche Resilienz: Unabhängigkeit in Schlüsselbereichen wie Energie, Technologie und Lieferketten ist essenziell, um nicht erpressbar zu werden.
Der Wunsch, sich aus den globalen Konflikten auszuklinken und abzuwarten, bis Vernunft einkehrt, mag verlockend sein, doch er ist unrealistisch. In einer „Welt heulender Wölfe“, dominiert von globalen Machtspielen und aggressiven Akteuren, ist Europa gezwungen, klug zu reagieren und entschlossen zu handeln.
Stärke und Zusammenhalt als Überlebensstrategie
Das wichtigste Mittel, um nicht unter die Räder zu geraten, ist ein gemeinsames und geschlossenes Auftreten Europas, das auf wirtschaftlicher und militärischer Stärke basiert. Diese Stärke erfordert Investitionen und Anstrengungen, doch sie ist notwendig, um den „European Way of Life“ zu bewahren. Europas Lebensweise, geprägt von Freiheit, Demokratie und Wohlstand, ist ein kostbares Gut, dessen Verteidigung diese Opfer rechtfertigt.
Vorbereitung auf mögliche Szenarien
Europa muss sich proaktiv mit den Herausforderungen und Szenarien auseinandersetzen, die auf uns zukommen könnten:
- Konflikte zwischen den USA und China: Kann Europa hier als Vermittler auftreten und deeskalierend wirken?
- Allianzen zwischen China und Russland: Wie stark würde der Druck auf Europa steigen, wenn diese Mächte geschlossen auftreten?
- Russlands Rolle in der Welt: Während Wladimir Putin von einem „eurasischen Reich“ träumt, könnte Europas Vision ein zivilisiertes Russland sein, das als europäische Macht gemeinsam mit der EU globale Stabilität fördert.
Zeiten des Umbruchs bieten sowohl Risiken als auch Chancen. Europa muss auf beides vorbereitet sein, um nicht nur zu bestehen, sondern gestärkt aus der Übergangsphase hervorzugehen.
Europas globale Botschaft
Neben der Stärkung der eigenen Position muss Europa eine überzeugende globale Botschaft vermitteln, die die Werte des Kontinents klar definiert:
„Europa steht für Frieden, Menschenrechte, Freiheit und Wohlstand für alle.“
Die Kombination aus innerer Stärke und einer klar kommunizierten Vision kann Europa helfen, die kommenden Herausforderungen zu meistern und seine Führungsrolle in einer Welt ohne feste Ordnung zu behaupten.
Herr Friedrich: „Demokratisch fragwürdig“ sind auch viele aus unserer – ich sage es mal – Politkaste. Dazu zähle ich auch Ihre ( nicht meine) ehemalige Kanzlerin, die durch einen Anruf aus Afrika eine demokratisch korrekt durchgeführte Wahl in Thüringen für ungültig erklärt, das berühmte „Unverzeihlich“! Die dann aber sagt, die demokratische Wahl Bidens könne nicht ungültig sein. Watt denn, watt denn nun? Ganz wie es gerade in den Kram passt! Keiner / keine in der sogenannten CDU (und der sogenannten CSU!) hat dagegen protestiert, auch nicht gegen Merkels !!!! Atomausstieg, ja es war ihrer, und ihre ungezügelte Migrationspolitik: „Jetzt sind sie halt da!“ Die Antwort der Abgeordneten dieser Parteien war nicht etwa Kritik – nein, nein: zehn Minuten (!) stehende Ovationen für sie. Das erinnerte irgendwie stark an den früheren Osten. Wer zuerst aufhörte zu klatschen, dem ging es nicht gut …. Wenn bei uns Politiker*Innen (da muss ich beide Seiten anführen, eigentlich m/w/d) den Ausdruck „Freiheit und Demokratie“ in den Mund nehmen, müssen alle Alarmglocken schrillen. Zumindest tun sie das bei mir! Denn sie meinen nicht das, was im Lexikon darüber steht. Ein Politikstil, der sich einen Dreck um das Wohl der Bürger schert, um Herrn Friedrichs Worte etwas abzuwandeln, ist auch bei uns zu sehen. Und was der Donald jetzt macht, sollte man erst mal beobachten und dann urteilen. Schlimmer kann es nicht werden, sagen etliche meiner meine Freunde in den USA. Und CDU / CSU und die anderen Parteien sollten erst mal vor der eigenen Türe kehren! Das Schimme ist, dass bei uns Politiker*Innen, die viel Mist machen, trotzdem immer wieder gewählt werden. Das schockiert meine Freunde in den USA, aber auch in Frankreich und Großbritannien. Da wird schon mal vom „Suicide State Germany“. Merz und Söder können sich an all das wohl nicht mehr erinnern – und ihre Wähler*Innen auch nicht! Ich zitiere meine Freunde: „Suicide State“ … – schöne Aussichten!
Korrektur im Kommentar oben: Da wird schon mal vom „Suicide State Germany“ GESPROCHEN. Verzeihung!