Jens Siegerts Buch „Im Prinzip Russland“ ist für alle eine große Hilfe
Russland und die Russen verblüffen uns immer wieder. Aber kein Grund vor dem zu kapitulieren, was uns grotesk, absurd, unverständlich erscheint: Jens Siegert bringt uns Land und Leute in 22 Begriffen näher.
Es gibt Begriffe, die wir für typisch deutsch halten: Heimat etwa oder Abendbrot. Sie müssen nicht eindeutig sein, um gemeinsame Assoziationen und Erinnerungen hervorzurufen. Jens Siegert
ist nach fast dreißig Jahren in Russland überzeugt: Über solche typischen Begriffe lässt sich auch ein unmittelbarer Zugang zur russischen Kultur, Lebensweise und Politik gewinnen.
Manche dieser Begriffe sind bekannt, wie der Eintopf »Borschtsch«; manche missverstehen wir ein wenig, wenn wir z.B. die »Datscha« für einen Schrebergarten halten. Andere werden bis zu Jens Siegerts aufschlussreicher Zusammenstellung wohl nur Experten bekannt sein, wie »Gopniki« (in etwa: Prekariat), »Mat« (eine Art Schimpfsprache) oder »Propusk« (Passierschein). Nicht zuletzt gehört dazu das »Prinzip«, in dem sich Grundsätzliches mit einem achselzuckenden Relativismus verbindet.
Kann man mit Jens Siegerts Buch also Russland begreifen? Im Prinzip ja. Denn es eröffnet Einblicke in das russische Fühlen, Denken und Handeln. Indem er Verhaltensweisen und politische Entscheidungen aufschlüsselt, macht Siegert klar: Wer die Russinnen und Russen beim Wort nimmt, kann beginnen, Russland nahezukommen.
Zum Autor: Jens Siegert ist Journalist und Politikwissenschaftler. Er lebt seit 1993 in Moskau und ist mit einer Russin verheiratet. Siegert arbeitete zunächst als Hörfunk-Korrespondent, von 1999 bis 2015 leitete er das Russland-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung. 2016 übernahm er die Leitung des EU-Projekts »Public Diplomacy. EU and Russia«. Siegert berät außerdem den Vorstand der Menschenrechtsorganisation MEMORIAL. Er veröffentlichte zahlreiche Artikel und Beiträge und sowie 2018 das Sachbuch »111 Gründe, Russland zu lieben«.
„Im Prinzip Russland“ (Eine Begegnung in 22 Begriffen) von Jens Siegert; 232 Seiten, Edition Körber Verlag Hamburg; 19 Euro; ISBN 978-3-89684-288-6.
Es wird höchste Zeit, dass sich das deutsche Verhältnis zu Russland wieder normalisiert. Zu viel ist da in der Geschichte angerichtet worden, und jetzt geht es schon wieder los, nach Gorbatschow und Jelzin. Der letztere hat sich ja an das Mineralwassergebot seines Vorgängers gar nicht mehr gehalten. Ein gemütlicher Typ war er auf jeden Fall. Was könnte man aus guten Beziehungen zu Russland machen! Von „oben“ gewollt ist das im Moment natürlich nicht. Jetzt fällt auch noch Trump als „bad guy“ aus, da kann man auf Putin natürlich nicht mehr verzichten. Orban ist auch noch so einer. Der Lukaschenko wird nur halbherzig kritisiert, so ganz böse kann er also nicht sein, so habe ich den Eindruck. Und da ist noch der Kemmerich, diese „unverzeihliche“ Unperson. Und erst der Höcke! Manchmal kennt man sich gar nicht mehr aus. Da sage ich nur noch: „Möge das Verhältnis zu Russland besser werden! Sa sdorowje!“