Gedanken zur Entwicklung im Fränkischen Seenland
Als Demokrat nehme ich die Contra-Meinungen zum Center Parc im Fränkischen Seenland ernst, aber ich möchte auch bemerken, dass ich als gewählter Vertreter die Entwicklung des gesamten Landkreises im Auge haben muss, während sich die Kritiker eine einseitige Sicht erlauben können.
Kritiker können Menschen sein, die aus Leidenschaft und voller Überzeugung für die Bewahrung der Natur eintreten, auch Idealisten, denen die Schöpfung Gottes mehr bedeutet als nur ein christliches Lippenbekenntnis. Darunter sind auch Persönlichkeiten, die sich in vielen Jahren Verdienste um den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen erworben haben. Etliche von ihnen sind in Sorge, ihr vertrauter Lebensraum könnte aus den Fugen geraten und von Naherholern überrannt werden, die hier hauptsächlich ihren Müll hinterlassen. Sie übersehen aber, dass die Seen auch eine Naherholungsfunktion für die mittelfränkischen Großstadtmenschen haben. Deshalb beteiligt sich der Bezirk Mittelfranken mit 50 Prozent an den Infrastrukturmaßnahmen.
Unter den Kritikern können aber auch rücksichtslose Egoisten sein, die Angst davor haben, dass ihnen jemand die freie Fahrt auf den Radwegen nimmt und sie zwingt, auf andere Rücksicht zu nehmen. Manche Rennradler sind ja heute schon der Ansicht, die Strecken rund um die Seen seien für ihre persönlichen Rekordversuche gebaut worden.
Zu den Kritikern können aber auch jene gehören, denen die wirtschaftliche (und touristische) Entwicklung egal ist, die nicht empfinden, dass es in ihrer Nachbarschaft auch Familien gibt, denen der Tourismus die Chance gibt, ein auskömmliches Leben zu führen. Zu den Gegnern des Projekts können Menschen zählen, die sich keine Sorgen machen müssen um ihren Lebensunterhalt, weil sie ein gutes Einkommen haben oder eine sichere Pension/Rente. Jene wird es nicht interessieren, dass andere die Chance auf einen neuen Job bekommen. Dann gibt es sicher auch Zeitgenossen, die in ihrer Lieblingskneipe um die persönliche Zuneigung ihres Wirts fürchten, weil das Lokal von „Fremden“ überrannt wird und der sich neben den Stammgästen auch um die Laufkundschaft kümmern muss. Und schließlich können unter den Gegnern auch Menschen sein, die sich vor höheren Lebenshaltungskosten fürchten, weil Touristen die Preise auf dem Dienstleistungssektor in die Höhe treiben. Sie glauben vielleicht, finanziell nicht mehr mithalten zu können, wenn es um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben geht.
Ich will diese Gedanken nicht verdrängen, aber als verantwortungsvoller Politiker im Landkreis muss ich erkennen, dass Stillstand immer auch einem Rückschritt gleichkommt. Das ist übrigens das Vermächtnis unseres verdienten „Vaters des Fränkischen Seenlands“, Ernst Lechner, der sich zeitlebens dafür eingesetzt hat, dem Fränkischen Seenland immer neue Impulse zu geben. Wir müssen heute objektiv gestehen: Wenn es vor fünfzig Jahren schon eine ähnliche Diskussion wie heute gegeben hätte, dann wären die Seen nicht gebaut worden und das westliche Mittelfranken wäre immer noch das Armenhaus Bayerns.
WERNER FALK, Stadt- und Kreisrat der FDP, Gunzenhausen
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